ERC-Kapitänin im Interview
Theresa Wagner vor dem Deutschland-Cup: „Wir wollen uns auf die WM vorbereiten“

07.11.2023 | Stand 10.11.2023, 11:47 Uhr
Martin Wimösterer

Nach überstandener Verletzung schon wieder voller Ambitionen: ERC-Kapitänin Theresa Wagner will beim Deutschland-Cup auch im DEB-Team vorangehen. Foto: Imago Images

Theresa Wagner vom ERC Ingolstadt ist für den Deutschland-Cup in Landshut nominiert, der an diesem Mittwoch mit der Partie gegen Dänemark (19.45 Uhr) beginnt. Doch nach dem Ligaspiel am vergangenen Sonntag mit den Panthern fuhr die 28-Jährige einmal quer durch die Republik erstmal in den hohen Norden – zunächst noch in einem anderen Auftrag.

Frau Wagner, der Deutschland-Cup findet in Landshut statt, wir erreichen Sie aber in Hannover.
Theresa Wagner: (lacht) Ich besuche derzeit noch einen Lehrgang der Bundeswehr in Hannover. Ganz grob gesagt, mussten wir Lehrproben halten und haben unter anderem eine Waffenausbildung absolviert. Ich bin immer gerne auf den Lehrgängen, man lernt neue Leute kennen – es sind ansonsten fast nur Sommersportler hier – und auch die Ausbildung macht Spaß. Aber natürlich freue ich mich schon auf den Deutschland Cup. Am Mittwochnachmittag reisen wir nach Landshut.

Bedeutet das, dass Sie einen verkürzten Deutschland-Cup erleben?
Wagner: Einen verkürzten Lehrgang und einen verkürzten Deutschland Cup. Gott sei Dank hat man einen Kompromiss gefunden. So können wir zumindest den ganzen Donnerstag trainieren und die Spiele am Freitag und am Samstag mitmachen.

,Wir’ heißt in diesem Fall?
Wagner: Laura Kluge (Stürmerin des ECDC Memmingen; Anmerk. d. Red.) und ich. Beim Lehrgang wäre auch noch Celina Haider vom ERC dabei gewesen. Weil sie sich aber früh in der Saison verletzt hat, war klar, dass es für sie leider nichts mit dem Lehrgang und mit dem Deutschland Cup wird. Ärgerlich – sie wäre auch gerne dabei gewesen.

Es wird ja in jedem Fall ein ganz besonderes Turnier für Sie und die Frauen-Nationalmannschaft.
Wagner: Absolut! Es ist eine Premiere, dass Männer und Frauen ein so großes Turnier zusammen austragen. Das ist eine Riesensache für uns. Allein am Montag – da haben die beiden Nationalteams zusammen zu Mittag gegessen. Kann sein, dass wir eher die Namen der Männer kennen als sie unsere, aber es ist gut, sich mal kennenzulernen, auszutauschen und Kontakte zu knüpfen, so wie es im Sommer schon beim gemeinsamen Media Day der Fall war.

Und die männlichen Kollegen erfahren dann mal, wie gut sie es im Verhältnis haben, während die Nationalspielerinnen mehr oder weniger für die Ehre antreten.
Wagner: Die meisten wissen schon, wie viel Zeit und Geld bei uns reinfließt.

Sportsoldatinnen wie Sie sind quasi die einzigen Profis der Frauen-Bundesliga DFEL, während in der DEL der Männer alle von ihrem Sport leben können. Ist das gemeinsame Turnier aus Ihrer Sicht ein Zeichen der Wertschätzung des Verbandes?
Wagner: Ja, das ist Wertschätzung. Es ist für alle Beteiligten sicher eine arbeitsreiche Vorbereitung gewesen. Wir hoffen natürlich, dass vielleicht der ein oder andere Zuschauer mehr kommt als zu anderen Spielen. Es wird sicher cool, auch mal in Landshut zu spielen.

Sie stammen aus dem Nachbarlandkreis Mühldorf am Inn. Da haben Sie mit Ihrem Ausbildungsverein EHC Waldkraiburg doch bestimmt auch hin und wieder mal in Landshut gespielt?
Wagner: Ich selbst weniger. Ich war aber als Kind fast jedes Wochenende dort. Mein Bruder Lukas hat dort in der DNL (höchste deutsche Juniorenliga; Anmerk., d. Red.) gespielt. Ich habe also schon eine starke Verbindung dorthin.

Man kann annehmen, dass Familie Wagner bei Ihren Spielen auf der Tribüne sitzen wird, oder?
Wagner: Ja, die Hunde müssen allein daheim bleiben (lacht). Es ist nur eine Stunde Fahrt. Ein Teil meiner Freunde schaut schon am Freitag gegen Finnland vorbei, meine Eltern und mein Bruder kommen am Samstag gegen Tschechien. Anschließend fahren wir gemeinsam heim. Mein Vater hat früher immer Schleichwegerl genommen, mal sehen, ob ich das ein oder andere Örtchen wiedererkenne.

Was haben Sie sich für das Turnier vorgenommen?
Wagner: Gut reinzukommen, ich war zuletzt zwei Wochen verletzungsbedingt raus. Als eine der älteren Spielerinnen will ich den jüngeren Spielerinnen im Team mit gutem Beispiel vorangehen. Das Turnier gegen sehr gute Gegner wird intensiv. Gerade die Spielerinnen mit wenigen Länderspielen werden sich vielleicht mal denken: ,Hoppala, da weht ein anderer Wind als in der Liga.’ Aber darum geht’s ja, wir wollen uns auf die Weltmeisterschaft vorbereiten.

Sie sprachen Ihre Verletzung an: Haben Sie deswegen um Ihren Einsatz beim Deutschland-Cup gebangt?
Wagner: Der erste Gedanke ging an den Bundeswehrlehrgang und wie ich das organisatorisch abarbeite. Danach habe ich natürlich gedacht: Mist, der Deutschland-Cup... Aber am Wochenende war ich für den ERC ja schon wieder im Einsatz und es ist ganz gut gelaufen (Wagner verbuchte fünf Scorerpunkte, Anmerk. d. Red.). Den Deutschland Cup lässt man sich nicht entgehen. Je näher wir ans Turnier kommen, desto mehr kribbelt es.

Das Gespräch führte
Martin Wimösterer.


Spieltermine der DEB-Frauen (jeweils live bei Magentasport.de):
Mittwoch, 19.45 Uhr: Deutschland - Dänemark. – Freitag, 15 Uhr: Deutschland - Finnland. – Samstag, 14.30 Uhr: Deutschland - Tschechische Republik.