Gegen alle Widerstände
ERC Ingolstadt gewinnt drittes Finalspiel gegen EHC München mit 4:3

18.04.2023 | Stand 16.09.2023, 23:25 Uhr

DEL-Debüt: Jonas Stettmer (links) musste erneut für den erkrankten Kevin Reich und den verletzten Michael Garteig einspringen und holte mit dem ERC Ingolstadt den ersten Sieg in der Finalserie gegen den EHC München. Foto: Imago Images

Der Druck war riesig, die Umstände schwierig, doch der ERC Ingolstadt hat allem getrotzt und das dritte Spiel in der Finalserie der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) gewonnen.



Die Panther setzten sich am Dienstagabend gegen München mit 4:3 (2:2, 0:1, 2:0) durch und durchbrachen damit den Negativlauf von zehn Niederlagen in Serie gegen den EHC. Am Freitag können die Ingolstädter in der „Best-of-Seven“-Serie mit einem Heimsieg ausgleichen.

Die Hiobsbotschaft gab es bereits vor der Partie: Kevin Reich, der bei der 1:7-Niederlage der Panther am vergangenen Sonntag in der 14. Spielminute erkrankt aufgeben und ausgewechselt werden musste, konnte die Fahrt nach München nicht mit antreten. Der Goalie wurde erneut von Jonas Stettmer vertreten, der normalerweise für Kooperationspartner Ravensburg Towerstars in der DEL2 zwischen den Pfosten steht und schon im zweiten Finalspiel versucht hatte, die Kohlen noch aus dem Feuer zu holen. Für den 21-Jährigen war es der vierte Einsatz in der DEL, der erste von Beginn an. Weil auch Ingolstadts Torhüter Nummer vier Lukas Schulte verletzt ist, fungierte der 17 Jahre alte U20-Torhüter Erik Eder als Ersatzgoalie.

Am Oberwiesenfeld zum Siegen verdammt



Die Panther hatten die Partie nach der knappen 1:2-Niederlage zum Auftakt und dem bitteren 1:7 am Sonntag zum Schicksalsspiel ausgerufen: Kein Team hat in der DEL je einen 0:3-Rückstand in einer Play-off-Serie noch gedreht, der ERC war am Oberwiesenfeld zum Siegen verdammt und wollte die Partie angesichts des 0:2-Serienrückstands und des Torhüterdramas mit Moral, Kampfgeist und Charakter angehen.

Und genau so ging die Partie vor 5728 Zuschauern im ausverkauften Olympia-Eisstadion los: Die Panther standen konzentriert und kompakt in der neutralen Zone, während Stettmer sich bei einer Doppelchance von Ben Smith gleich mal auszeichnen konnte (5.). Nach einigen Minuten wagten sich die Gäste nach vorne – und waren sogleich erfolgreich: Maury Edwards setzte sich im Zweikampf durch und brachte den Querpass vor das EHC-Tor, wo Wojciech Stachowiak von links angerauscht kam und EHC-Torhüter Mathias Niederberger nach gut fünf Minuten zum 0:1 überwand (6.).

Münchner starteten mit breiter Brust



Die Panther spielten weiter munter offensiv. Den Versuch von Frederik Storm fälschte Patrick Hager gefährlich vor das eigene Tor ab, den Nachschuss verpasste Justin Feser (7.). Doch die Münchner, die angesichts des Kantersiegs am Sonntag mit unglaublich breiter Brust starteten, schlugen bald zurück: Im Vier-gegen-Vier schoss Jonathan Blum den Puck nach einem Bullygewinn seiner Mannschaft auf das ERC-Tor, Smith erzielte im zweiten Versuch das 1:1 (10.).

Die Partie wurde auf beiden Seiten stetig offensiver: Austin Ortega schoss frei vor Stettmer nach einem Fehler von Colton Jobke knapp am ERC-Tor vorbei (11.), Maximilian Kastner an das Außennetz (15.). Auf der anderen Seite verpasste Mat Bodie nach einem Doppelpass mit Wayne Simpson den zweiten Treffer des ERC (13.).

Den erzielte dann Storm nach nur zehn Sekunden im ersten Überzahlspiel der Panther, als er nach einem tollen Spielzug einen scharfen Schuss von Ty Ronning in die Mitte zum 1:2 ins Netz verlängerte (16.). Doch für die Panther blieb das erste Drittel ein Wechselbad der Gefühle: Nach einem Konter der Gastgeber und einem Schuss von Ryan McKiernan schob Justin Schütz den Puck 30 Sekunden vor dem Ende mit Glück für den EHC zum 2:2 über die Linie (20.). Kurz darauf vergab Daniel Pietta nach einem Pass von Ronning für den ERC (20.).

Der zweite Abschnitt startete mit einer Riesenparade Stettmers, als EHC-Kapitän Hager von der Strafbank kommend allein vor ihm auftauchte (23.). Eine Minute später stand Stettmer erneut unter Druck, als Filip Varejcka zuerst ans Außennetz schoss und dann einen Querpass um Zentimeter verpasste (24.).

Panther bissen sich im Drittel der Gastgeber fest



Fortan bissen sich die Panther im Drittel der Gastgeber fest: Ronning (27.) und Stachowiak (30). schossen die Scheibe knapp vorbei. Doch wieder fanden die Münchner einen Weg zurück: Nach einer umstrittenen Strafe für Tye McGinn konnten sich die Ingolstädter zwar nicht befreien, kämpften allerdings aufopfernd gegen die Schüsse des EHC. Doch mit Ablauf des Münchner Powerplays prallte der Puck von Bodies Handschuh nach einem Schuss von Hager zum 3:2 ins Tor (38.).

Die Gäste kämpften weiter vehement um ihren ersten Sieg in dieser Finalserie: Storm mit einem Unterzahl-Konter (39.), Feser im Vier-gegen-Vier (43.) oder Pietta mit einem Lattentreffer (45.) verpassten den Ausgleich. Auf der anderen Seite entschärfte Stettmer die gefährlichen Konter des EHC.

Doch die harte Arbeit des ERC wurde doch noch belohnt: Bodie leitete einen Konter ein und bediente Stachowiak, der mit seinem dritten Finaltor den 3:3-Ausgleich erzielte (55.). 42 Sekunden später bediente Pietta aus spitzem Winkel McGinn, der die Panther mit 4:3 in Führung brachte (56). In einem Krimi mussten die ERC-Fans bis zum Schluss zittern, bis der erste Sieg in der Finalserie perfekt war.

DK


EHC München: Niederberger – Boyle, Daubner; Blum, Abeltshauser; McKiernan, Johansson; Szuber – Kastner, Hager, DeSousa; Schütz, Eder, Tiffels; Ortega, Smith, Ehliz; Parkes, Street, Varejcka.
ERC Ingolstadt: Stettmer – Hüttl, Bodie; Edwards, Jobke; Quaas, Wagner – Storm, Feser, Henriquez; Ronning, Pietta, McGinn; Bertrand, Stachowiak, Friedrich; Simpson, Höfflin, Krauß; Matteau.
Schiedsrichter: Ansons/MacFarlane. – Zuschauer: 5728 (ausverkauft). – Tore: 0:1 Stachowiak (6.), 1:1 Smith (10.), 1:2 Storm (16./PP1), 2:2 Schütz (20.), 3:2 Hager (38.), 3:3 Stachowiak (55.), 3:4 McGinn (56.). – Strafminuten: 10/10.