Serie zu 20 Jahre FC Ingolstadt
Sogar Ex-Außenminister Joschka Fischer mischte mit

03.11.2023 | Stand 03.11.2023, 19:00 Uhr

Thomas Glas (Mitte) war mit drei Treffern gefeierter Held beim 5:2-Sieg des MTV Ingolstadt gegen den BC Wolfratshausen im Relegationsduell um die Landesliga-Meisterschaft 2004. Mit dem Erfolg sicherten die Lilaweißen dem neuen Verein FC Ingolstadt das Startrecht in der Bayernliga. Foto: DK-Archiv

Dass der FC Ingolstadt nach seiner Gründung in der damals viertklassigen Bayernliga starten konnte, hing an einem seidenen Faden. Erst in einem dramatischen Relegationsspiel gegen den BC Wolfratshausen erkämpfte der von Erich Hock trainierte MTV Ingolstadt mit 5:2 nach Verlängerung die Meisterschaft in der Landesliga und bescherte dem neuen Verein somit das Startrecht in der höheren Liga.

Zum Helden an jenem verregneten 1. Juni 2004 auf dem Sportplatz des FC Pipinsried wurde Thomas Glas mit drei Treffern. Erst brachte er sein Team vor 1500 Zuschauern in der 35. Minute Führung, und dann sorgte er mit einem Doppelschlag in der zweiten Halbzeit der Verlängerung (112. und 118. Minute) zum 3:2 und 4:2 für die Entscheidung. Jochen Regler erzielte den 5:2-Endstand. „Ich weiß noch genau, wie die Tore gefallen sind und welch tolle Stimmung auf dem Platz herrschte. Auch die Umarmung von Peter Jackwerth, der mich vor Freude fast erdrückt hätte, werde ich nie vergessen“, sagte der heutige Direktor Markenstrategie beim FC Bayern einmal im Rückblick.

Aber es gab noch einen wichtigen Spieler in dieser Partie mit einer kuriosen Vorgeschichte: Emin Ismaili. Der aus dem Kosovo stammende Torschütze zum zwischenzeitlichen 2:1 (100. Minute) spielte nämlich mit einem Touristenvisum für die Lilaweißen und musste am 25. April 2004 mitten in der heißen Saisonendphase Deutschland verlassen. Um wieder einreisen zu dürfen und eine Aufenthaltserlaubnis zu bekommen, brauchte der damals 21-Jährige eine Ehemündigkeitserklärung für seine damals noch minderjährige Frau. MTV-Abteilungsleiter Robert Bechstädt, der sich in dem Fall beim einstigen Rechtsreferenten der Stadt Ingolstadt, Helmut Chase, kundig gemacht hatte, setzte alle Hebel in Bewegung, damit Ismaili bei der deutschen Botschaft in Pristina einen Termin bekam, um die erforderlichen Dokumente möglichst schnell zu veranlassen. „Das ging über den damaligen Bundestagsabgeordneten Hans Büttner bis ins Auswärtige Amt“, erzählt Bechstädt. „Und dann hatte ich plötzlich Außenminister Joschka Fischer am Telefon, der uns dann half, dass wir beim Bundesverwaltungsamt in Köln die höchste Dringlichkeitsstufe bekamen und die Papiere zügig weitergeleitet wurden. Wir brauchten Emin ja unbedingt noch in der Saison.“

Und tatsächlich: Am 25. Mai kehrte Ismaili nach Deutschland zurück und musste erst mit ansehen, wie Wolfratshausen noch zum MTV, der am letzten Spieltag spielfrei war, aufschloss. Aber im Entscheidungsspiel war der trickreiche Mittelfeldmann, der hier eine neue Heimat fand und bis heute im regionalen Fußball tätig ist, wieder mit von der Partie.

DK