Taktikspielchen bringen Gesamtführung
Rallye Dakar: Audi-Pilot Sainz rollt Feld auf erstem Teil der Königsetappe von hinten auf

11.01.2024 | Stand 11.01.2024, 21:40 Uhr

Sand, Sand und nochmals Sand – so sieht das „Empty Quarter“ auf der Arabischen Halbinsel aus, durch das die 48-stündige Königsetappe der Rallye Dakar bis zum heutigen Freitag führt. Keiner überquerte die Dünen auf dem ersten Teil des Marathonabschnitts schneller als Audi-Werksfahrer Carlos Sainz. Foto: Imago Images

Es ist zwar nur der erste Teil absolviert, aber der lässt sich für das Audi-Team herausragend gut an: Mit Carlos Sainz und Mattias Ekström haben gleich zwei Werksfahrer die Führung bei der Rallye Dakar in Saudi-Arabien während der 6. Etappe übernommen – wenn auch aktuell nur im virtuellen Gesamtklassement. Der am Donnerstag gestartete Marathonabschnitt wird am heutigen Freitag beendet, wenn die Crews nach einer Nacht im Zelt im Morgengrauen wieder aufbrechen und den zweiten Teil von insgesamt 549 Wertungskilometern durch die endlose Sandwüste im „Empty Quarter“ beenden.

Als der Buzzer am Donnerstag um 16 Uhr Ortszeit in allen Fahrzeugen ertönte und zum Anhalten im nächstgelegenen provisorischen Camp aufforderte, hatte sich Sainz im Hybridrennwagen Audi RS Q e-tron einen beachtlichen Vorsprung in der Gesamtwertung herausgefahren: fast 16 Minuten auf den starken Teamkollegen Ekström und mehr als 20 auf Top-Favorit Nasser Al-Attiyah (Prodrive), der als Erster auf die Strecke gegangen war. Da die sonst vorausrollenden Motorradfahrer auf der Königsetappe eine andere Route als Autos und Lkw nehmen und somit als Voraus-Crew ausfallen, musste der Katarer selbst Spuren in den Sand setzen – was ihn massiv ausbremste.

Darauf hatte Dakar-Veteran Sainz wie andere im Feld gesetzt und auf der Mittwochsetappe freiwillig Zeit verloren, damit er sich eine spätere Startzeit sichern konnte. „Ich weiß nicht, ob es die richtige Strategie war“, hatte Sainz am Mittwoch noch gesagt. Bisher ist das Taktikspielchen für den dreimaligen Dakar-Sieger aus Spanien voll aufgegangen. Von Startposition 16 aus rollte Sainz das Feld von hinten auf.

Nicht ganz so glücklich lief die Etappe bisher für die dritte Audi-Mannschaft mit Stéphane Peterhansel am Steuer. Den Dakar-Rekordsieger ereilte eine Reihe von technischen Problemen. Wegen eines heftigen Aufschlags und Plattens musste „Mr. Dakar“ nach 256 Kilometern anhalten und verlor mit seinem beschädigten Fahrzeug fast zwei Stunden, schaffte es aber in eines der Übernachtungscamps auf der Strecke.

Einen ganz scharfen Konkurrenten haben die Audianer derweil verloren: Der deutsche Beifahrer Timo Gottschalk musste seinen Traum vom Gesamtsieg begraben. Der 49-Jährige und Pilot Yazeed Al-Rajhi (Saudi-Arabien) überschlugen sich mehrfach. Da die entstandenen Schäden an ihrem Toyota nicht vor Ort repariert werden konnten, musste das Duo aufgeben. „Kleine Ursache, große Wirkung: Eine kleine Welle hat uns heute ausgehebelt. Ein halber Meter mehr rechts oder links – nichts wäre passiert“, haderte Gottschalk. Mit Al-Rajhi war er auf der dritten Etappe an die Spitze der Gesamtwertung beim Wüstenklassiker gesprungen und hatte die Führung in den folgenden Tagen ausgebaut. Auch auf dem sechsten Stück hatte das Duo vor dem Unfall bereits weitere Minuten auf die Konkurrenz herausgefahren. Im Anschluss an den Crash: der Rückweg zum Biwak. Dort wird untersucht, ob der Toyota in der zweiten Woche der Rallye zumindest an den Tageswertungen teilnehmen kann.

sid/reh