Mit dem Rücken zur Wand
Pre-Play-offs: ERC muss zweites Spiel gegen Kölner Haie gewinnen, um Chance auf Viertelfinale zu wahren

06.04.2022 | Stand 06.04.2022, 20:27 Uhr

In Jubelpose wollen die ERC-Fans Stürmer Wayne Simpson auch am Donnerstag sehen. Die Panther müssen in der Play-off-Serie gegen die Kölner Haie ausgleichen. Foto: Traub

Von Julia Pickl

Ingolstadt – Das erste Spiel ging an die Haie – doch verloren ist damit für den ERC Ingolstadt noch lange nichts. Am Donnerstagabend (19.30 Uhr/ Servus TV und Magenta Sport) haben die Panther die Chance, mit einem Heimsieg gegen Köln das dritte Spiel in den Pre-Play-offs der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) zu erzwingen und das frühe Saisonende abzuwenden.

Dass es in den Play-offs härter zugeht als sonst, sah man Wayne Simpson am Mittwochnachmittag buchstäblich an. Mit einem blau unterlaufenen Auge war der Stürmer von der 3:4-Niederlage aus Köln zurückgekommen – Spuren eines Pucks. „Halb so schlimm“, meinte der 32-Jährige, jetzt ist schließlich nicht die Zeit für Mimimi, es geht um Alles oder Nichts: Nur mit einem Sieg gegen die Haie können die Panther am Donnerstagabend in der „Best of Three“-Serie das zweite Heimspiel am folgenden Tag erzwingen. Sonst ist die Saison für sie vorbei. „Für uns ist klar: Wir müssen alle den ganzen Abend 100 Prozent geben. Dazu sind wir bereit“, sagte Simpson überzeugt.

Am Dienstag hatten die Ingolstädter Stürmer die Offensivstärke noch vermissen lassen. „Sie müssen ein kleines bisschen härter arbeiten, besser skaten und die Checks häufiger zu Ende fahren. Es ist wirklich nur ein kleines bisschen“, meinte ERC-Trainer Doug Shedden und formte mit Zeigefinger und Daumen den Abstand, den seine Stürmer zulegen müssen. „Sie denken, sie tun das, was sie tun müssen, aber sie müssen mehr geben.“

Shedden setzt im zweiten Duell mit den Kölnern vor allem auf eine Leistungssteigerung seiner Sturmreihe mit Simpson, Justin Feser und Brandon DeFazio. „Wir müssen auf viele wichtige Spieler verzichten, deshalb brauchen wir die Top-Reihe nun umso dringender. Wenn die nicht alles geben für uns, haben wir ein Problem“, meinte der 60-Jährige.

Auch Simpson weiß, dass seine Reihe eine Schippe drauflegen muss, und zählt die Liste mit Dingen auf, die die Panther am Donnerstag verstärken müssen: Zweikämpfe gewinnen, mehr Zug zum Tor, die Beine besser bewegen und somit mehr Überzahlspiele forcieren, die Powerplay-Situationen entsprechend für Treffer nutzen und „diese dreckigen Play-off-Tore“ machen. „Wir wissen, es kommt nur auf ein paar Kleinigkeiten an, dass es diesmal für uns ausgeht“, glaubt der Stürmer.

Shedden ist zuversichtlich, dass seine Top-Reihe am Donnerstag häufiger in Erscheinung tritt, schließlich steht ihm im Heimspiel das Recht des letzten Wechsels zu. Im ersten Duell hatte Haie-Trainer Uwe Krupp meist seine starken Verteidiger Patrick Sieloff und Jonas Holös gegen das Ingolstädter Trio aufs Eis geschickt und es so weitgehend aus dem Spiel genommen. Nun müssen die Kölner vorlegen – und Ingolstadt kann entsprechend reagieren. „Ich hoffe, dass es mit dem Wechsel klappt, die beiden Verteidiger von unseren Jungs fernzuhalten“, sagte Shedden.

Und es gibt weitere Faktoren, die den Panthern Mut machen, dass der Ausgleich in der Play-off-Serie am Donnerstag gelingt. Da ist zum einen die starke Defensive, die am Dienstag trotz des Ausfalls der drei Importspieler Ben Marshall, David Warsofsky und Mat Bodie mit Hilfe von Aushilfsverteidiger Chris Bourque einen „richtig tollen Job gemacht“ hatte, wie Shedden befand.

Ein weiterer Mutmacher ist das Heimrecht, das die Panther nun im besten Fall zweimal hintereinander genießen. Auf fremdem Eis gewannen die Ingolstädter in der Hauptrunde nur jedes dritte Spiel. In der Saturn-Arena dagegen durften sie deutlich häufiger jubeln (59,3 Prozent). „Wir haben hart dafür gearbeitet, um das Heimrecht zu bekommen. Also müssen wir jetzt diesen Vorteil auch nutzen“, meinte Simpson.

Nach zwei Jahren Corona-Pause dürfen die Panther-Fans die Play-offs wieder live erleben – und das erstmals seit Beginn der Pandemie ohne jegliche Zugangsbeschränkungen. „Wir lieben es, vor unseren Fans zu spielen. Das Publikum wird alles für uns geben“, meinte Simpson. „Auf diese Energie müssen wir aufbauen.“

DK



ERC Ingolstadt in Kürze



Personal: Mehr als 30 Schüsse bekam Kevin Reich am Dienstag auf sein Tor – Zeit für eine Pause, findet ERC-Trainer Doug Shedden und vertraut im zweiten Spiel am Donnerstag auf Danny Taylor. Außerdem wird Stürmer Louis Brune womöglich für Wojciech Stachowiak, der während des Auftaktspiels von der dritten in die vierte Reihe degradiert wurde, in den Kader rücken.

Gegner: Mit einem weiteren Sieg können die Haie um Kapitän Moritz Müller und Hauptrunden-Topscorer Jon Matsumoto bereits das Ticket fürs Viertelfinale buchen. „Wir spielen in den vergangenen Wochen sehr konstant, ziehen weniger Strafen und machen unser Spiel. Wenn wir das weiter aufs Eis bringen, haben wir gute Chancen, die Serie für uns zu entscheiden“, befand Maximilian Kammerer, der am Dienstag nach gut zwei Minuten den Führungstreffer für Köln erzielt hatte.

Statistik: Fünfmal trafen die beiden Teams in dieser Saison bisher aufeinander, viermal machte nur ein Tor den Unterschied, dreimal wurden die Duelle in der Verlängerung entschieden. Auch das 4:3 der Kölner am Dienstag „war das zu erwartende enge Spiel“, wie Haie-Trainer Uwe Krupp meinte.

Auszeichnung: Der ERC wurde für seine Nachwuchsarbeit im Rahmen des sogenannten 5-Sterne-Programms erneut mit der Bestnote von fünf Sternen bewertet. Dies teilten die Panther am Mittwoch mit. Insgesamt wurden von der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) und dem Deutschen Eishockey-Bund (DEB) 58 Klubs bewertet. 13 davon erhielten die Höchstzahl. Der ERC hat die Auszeichnung für seine Nachwuchsförderung bereits mehrfach erhalten. Mit Jonas Stettmer, Marvin Feigl und Niklas Hübner gaben in jüngerer Zeit drei Spieler aus dem eigenen Nachwuchs ihr DEL-Debüt.

jpi