Fünf Treffer und ein Nasenbeinbruch
Niederlagenserie und Torflaute beendet: ERC gewinnt 5:4 gegen die Kölner Haie

07.01.2024 | Stand 08.01.2024, 6:34 Uhr

Siegtreffer in der 57. Minute: Andrew Rowe klatscht mit der ERC-Bank ab. Foto: Traub

Fünf Treffer und erster Sieg im neuen Jahr: Der offensiv endlich mal wieder effiziente ERC Ingolstadt hat seine Niederlagenserie am 36. Spieltag der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) beendet und mit 5:4 (2:2, 2:2, 1:0) gegen die Kölner Haie gewonnen. Der Siegtreffer in einer ebenso giftigen wie unterhaltsamen Auseinandersetzung gelang Andrew Rowe drei Minuten vor Schluss, nachdem die Panther zuvor einen 2:4-Rückstand aufgeholt hatten. Philipp Krauß erlitt bei einem heiß diskutierten Check von Moritz Müller, der dafür im Netz angefeindet wurde, einen Nasenbeinbruch.



Stadionsprecher Hannes Langer hatte den 4075 Zuschauern in der Saturn-Arena vor Spielbeginn eine kollektive Amnesie empfohlen: Die 1:4-Pleite am Freitag im Panther-Derby gegen Augsburg sei – und da hatte Langer zweifellos recht – ein „Spiel zum Vergessen“ gewesen. Die Sonntagspartie gegen die Haie fiel dagegen eher in die Kategorie „beste Eishockey-Unterhaltung“.

French: Bin stolz auf Mannschaft

„Wir wollten eine Reaktion auf das Augsburg-Spiel zeigen. Ich bin stolz auf die Jungs, dass wir nach dem 2:4 so zurückgekommen sind, das zeugt von mentaler Stärke“, sagte ERC-Trainer Mark French, dessen Team in der Tabelle wieder Achter ist – mit zwei Punkten Rückstand auf die direkten Play-off-Plätze.

Der ERC – ohne Luca Zitterbart, Marko Friedrich (beide überzählig) und Enrico Henriquez (angeschlagen), dafür wieder mit Jan Nijenhuis und Brandon Kozun – hatte sich offensichtlich einiges vorgenommen. „Der Samstag war nicht so lustig“, bestätigte French Gespräche und Analysen nach der Derbyniederlage. „Es wurde alles angesprochen, was wir mehr machen müssen und was wir richtig gemacht wurde“, berichtete Krauß. „Das haben wir gebraucht.“

Nasenbeinbruch bei ERC-Stürmer Krauß

Was er dagegen nicht brauchte: Müllers Attacke nach gerade mal 70 gespielten Sekunden. Der Kölner traf Krauß auf Kopfhöhe und erwischte den Ingolstädter an der Nase, die brach. Eine Revanche für Krauß‘ Kniecheck gegen den bis heute verletzten Haie-Verteidiger Nick Bailen im letzten Duell vor exakt einem Monat? Wie auch immer: Der Arbeitstag des Kölner Kapitäns war nach dem ersten Wechsel beendet, Krauß konnte nach kurzer Behandlung mit Vollvisier weitermachen. „Solche Spiele gehören dazu“, meinte der ERC-Youngster lakonisch.
In der folgenden fünfminütigen Überzahl zog Wojciech Stachowiak einfach mal ab und überwand KEC-Goalie Mirko Pantkowski zum 1:0 (6.). Was sich jedoch zuvor schon angedeutet hatte, wurde Realität: Die trotz Unterzahl gefährlicheren Kölner glichen ganze 21 Sekunden später durch Justin Schütz aus (6.).

Ingolstadt holt 2:4 auf
Die Partie blieb temporeich und giftig, mit leichten Vorteilen für Ingolstadt: Mirko Höfflin brachte den ERC nach einem Gegenstoß wieder in Führung (9.), welche die Haie noch vor der Pause durch Brady Austin wieder egalisierten (20.). Dennoch: Zwei eigene Treffer in einem Drittel waren den Panthern zuletzt am zweiten Weihnachtstag beim 3:2 in Nürnberg gelungen.

Die Haie schafften nach der Pause sogar zwei Treffer in anderthalb Minuten: Zunächst staubte Andreas Thuresson nach einem Pfostenschuss von Andrej Sustr zum 2:3 ab (21.), dann erhöhte Maximilian Kammerer mit einer präzisen Direktabnahme auf 2:4 (22.). Den fünften Kölner Torjubel verhinderte ERC-Torwart Michael Garteig gegen Jason Bast (32.).

Und die Panther? Gaben keineswegs auf. Rowe scheiterte nach Krauß-Vorarbeit aus kurzer Distanz (32.), doch dann donnerte Leon Hüttl den Puck von der Blauen Linie zum 3:4 ins Netz (33.). Mit Ablauf einer Strafe gegen Nijenhuis kam es noch besser: Kozun setzte bei einem Konter Patrik Virta in Szene, der Pantkowski zum 4:4 überwand (38.).

Krupp: Müller-Strafe spielentscheidend

Im Schlussdrittel dominierten die Panther klar, doch die Erlösung musste bis zur 57. Minute warten: Kozun fing die Scheibe im Kölner Drittel ab, wackelte zwei Haie aus und bediente mit starkem Pass Rowe, der Pantkowski mit der Rückhand zum 5:4 überwand (57.). „Wir haben eher mal den Schuss genommen als zuletzt“, sagte Krauß.

Die Gäste warfen noch mal alles nach vorne und nahmen ihren Goalie vom Eis, doch mit Glück und Geschick verteidigte der ERC die knappe Führung. „Die Strafe gegen Moritz Müller war die spielentscheidende Szene, die hat sich im Laufe des Spiels ausgewirkt. Uns ist ein bisschen der Dampf ausgegangen, weil wir nur noch fünf Verteidiger hatten“, meinte Köln-Coach Uwe Krupp, der die Schiedsrichterentscheidung an sich nicht näher kommentieren wollte.

Statistik
ERC Ingolstadt: Garteig – Edwards, Wagner; Hüttl, Bodie; Jobke, Maginot; Schwaiger – Virta, Pietta, St. Denis; Simpson, Stachowiak, Bertrand; Kozun, Rowe, Krauß; Nijenhuis, Höfflin, Dunham.
Kölner Haie: Pantkowski – Sustr, Dietz; Sennhenn, Austin; Sieloff, Müller – Thuresson, Aubry, Kammerer; Grenier, MacLeod, Schütz; Storm, McIntyre, Bast; Hänelt, Wohlgemuth, Lindner.
Schiedsrichter: Frano/Gofman. – Tore: 1:0 Stachowiak (6./PP1), 1:1 Schütz (6./UZ), 2:1 Höfflin (9.), 2:2 Austin (20.), 2:3 Thuresson (21.), 2:4 Kammerer (22.), 3:4 Hüttl (33.), 4:4 Virta (38.), 5:4 Rowe (57.). – Strafminuten: 6/9+ Spieldauer Müller. – Zuschauer: 4075.