Auch Adler-Coach Stewart muss zahlen
Nach Ausraster im ERC-Spiel gegen Pietta: DEL sperrt Mannheims Rowdy Wolf

03.04.2023 | Stand 17.09.2023, 0:02 Uhr

Wolf wird zur Furie: Kurz vor dem Ende des zweiten Halbfinalduells entlud sich David Wolfs (links) ganzer Frust. Der Mannheimer Stürmer prügelte wie wild auf ERC-Stürmer Daniel Pietta ein und wurde von der DEL für drei Spiele gesperrt. Foto: Ruffler/PIX-Sportfotos

Die wilde Prügelei aus Spiel zwei der DEL-Halbfinalserie zwischen dem ERC Ingolstadt und den Adlern Mannheim hat heftige Folgen: Mannheims Rowdy David Wolf muss vorerst zusehen.



Spätestens jetzt ist mächtig Feuer im Duell: Während die Adler Mannheim im zweiten Halbfinale gegen den ERC Ingolstadt am Sonntag eine wilde Prügelei anzettelten, reagierten die Panther abgeklärt und schafften mit einem 6:3-Sieg den Ausgleich in der „Best-of-Seven“-Serie. Mit einem Heimsieg an diesem Dienstag (19 Uhr) winkt die Führung, doch die Ingolstädter erwartet ein wütender Gegner.

Daniel Pietta brauchte etwas länger als gewöhnlich, bis er nach dem Spiel bei den Reportern erschien. Vor den Interviews musste der 36-Jährige noch einen Abstecher zum Arzt machen und sich den Cut unterhalb seines linken Auges nähen lassen. Kurz vor dem Ende der Partie war Mannheims David Wolf auf ihn losgegangen und hatte mit bloßen Fäusten auf ihn eingeprügelt. Während der ERC-Stürmer schon auf dem Eis lag und sich schützend die Hände über den Kopf hielt, entlud sich Wolfs ganzer Frust.

ERC Ingolstadt mit drei Toren in 107 Sekunden

Frust darüber, dass Mannheims Matthias Plachta kurz zuvor eine strittige Strafe wegen Hakens kassiert und Pietta ihm noch einen Gruß hinterhergeschickt hatte. Frust aber auch, dass die Ingolstädter die Adler zu Beginn des zweiten Drittels mit drei Toren innerhalb von 107 Sekunden durch Ty Ronning (43.), Pietta (44.) und Frederik Storm (44.) düpiert hatten. Vor allem aber ärgerte es die Mannheimer, dass sie so den Ausgleich in der Serie kassierten, anstatt mit 2:0 in Führung zu gehen.

Ganz am Ende stellte sich vielen die Frage, inwiefern solche Eskalationen noch etwas mit Sport zu tun haben. „Eine gesunde Härte gehört dazu zu den Play-offs“, meinte Mannheims Nico Krämmer. Doch gesund war Wolfs Aktion nicht nur im buchstäblichen Sinne für Pietta nicht mehr. Der Adler-Stürmer hatte die Auseinandersetzung offensichtlich gesucht und auch dann nicht losgelassen, als Pietta sich augenscheinlich nicht wehrte. „Die Nummer 86 nur zwei Minuten, der schlägt nicht, der will nicht“, konstatierte dann auch der Schiedsrichter, als er die Strafen durchgab. „Manchmal muss man clever sein und nicht zurückschlagen“, befand Pietta selbst. Die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) belegte Wolf am Montag mit einer Sperre von drei Spielen und einer Geldstrafe, er könnte somit frühestens in einem möglichen Spiel sechs am Ostermontag wieder dabei sein.

Doch nicht nur die Aktionen der Mannheimer auf dem Eis erhitzten die Gemüter. Während bereits Becher und Geldmünzen von den Rängen flogen, wedelte Mannheims Trainer Bill Stewart provokativ mit einem weißen Handtuch in Richtung der Schiris und stachelte die aufgeheizte Atmosphäre in der ausverkauften SAP-Arena damit zusätzlich an. Nachdem die Spieler von Ordnern getrennt in ihre Kabinen gegangen waren, legte Stewart auf der Pressekonferenz nach. „Ich finde, es war ein wundervolles Spiel, 40 Minuten lang. Dann wurden wir unterbrochen. Danke“, lautete das Statement des Kanadiers, und auf Nachfrage eines Reporters konstatierte der Trainer, er habe kein Geld und könne nicht die Wahrheit sagen. 2500 Euro muss Stewart dennoch zahlen, auch ihn belegte die DEL mit einer Strafe wegen „unsportlichen Verhaltens“.



Einen Meter neben Stewart reagierte ERC-Trainer Mark French, der stets darauf bedacht ist, dass seine Spieler eine gewisse Disziplin wahren, in der PK weitaus diplomatischer. „Es ist ein schmaler Grat: Emotionen sind gut, die kitzeln aus den Spielern das Beste heraus. Aber zu viele Emotionen schwächen dich“, befand French.

Tatsächlich schadeten sich die Mannheimer mit ihren Aktionen vor allem selbst. Nach der Schlägerei musste neben Wolf und Plachta auch Tyler Gaudet, der sich mit Colton Jobke angelegt hatte, auf die Strafbank. Im folgenden Powerplay traf Leon Hüttl für die Panther zum 6:3-Endstand, den Treffer hatte Mannheims Thomas Larkin mit einem Check gegen Justin Feser noch begünstigt.

Die Ingolstädter gaben damit nach der 1:3-Niederlage im ersten Halbfinalduell gegen Mannheim nicht nur die perfekte Antwort, sondern bestanden auch einen weiteren Charaktertest in den Play-offs: Selbst als die Adler nach den Toren von Feser (18.) und Jobke (26.) im zweiten Drittel durch Markus Eisenschmid (27.) und Plachta (30.) den Ausgleich schafften, schlugen sie mithilfe der Unterstützung der rund 500 mitgereisten ERC-Fans zu Beginn des Schlussabschnitts entscheidend zurück. „Wir haben einmal tief durchgeatmet und sagten uns: ,Wir sind das ganze Jahr über immer wieder zurückgekommen, haben schwierige Zeiten gemeistert und sind daran gewachsen‘“, meinte Jobke. „Es ging darum, an uns zu glauben.“

Daniel Pietta über Beschimpfungen der Fans: „Ich liebe es“



Das ist auch das große Ziel für das dritte Duell an diesem Dienstag, in dem die Panther gegen sicherlich wütende Adler die Chance haben, mit einem Heimsieg in der ausverkauften Saturn-Arena in der Halbfinalserie in Führung zu gehen. „Wir müssen unsere Emotionen wieder im Griff haben und mit kontrollierter Intensität spielen, dürfen aber nicht übers Ziel hinausschießen und uns nicht reizen lassen“, forderte Jobke.

Eine kleine Provokation hatte Pietta am Ende aber doch noch für die Mannheimer im Ärmel. Wie es denn sei, von 13000 Adler-Fans beschimpft zu werden, wurde der Stürmer von den Reportern gefragt. „Ich liebe es“, meinte Pietta, grinste und verschwand mit seiner geschwollenen Wange in der Kabine.

DK