Kult wird neu belebt
Über 800 ERC-Fans reisen am Sonntag per Sonderzug nach Mannheim

24.02.2024 | Stand 24.02.2024, 17:49 Uhr

Tour mit Tradition: Seit 25 Jahren begleiten die Fans des ERC Ingolstadt die Panther per Sonderzug auf Auswärtsfahrten. Foto: Rehberger

Erstmals nach mehr als vier Jahren reisen die Fans des ERC Ingolstadt an diesem Sonntag wieder per Sonderzug zu einem Auswärtsspiel. 850 Menschen werden die Party auf Schienen Richtung Mannheim in Gang setzen und den Kult wiederbeleben.



Als Adler-Verteidiger Pascal Trépanier den Treffer zum 4:2 für den Tabellenführer erzielt, ist die Niederlage für die Panther endgültig perfekt. Geknickt treten die knapp 900 Fans die Rückreise an, mit einer Pleite im Magen schmeckt selbst das Bier nicht mehr so gut.

Fast auf den Tag genau 17 Jahre später fährt an diesem Sonntag erneut ein Sonderzug nach Mannheim – und diesmal hoffen die Panther-Fans auf einen besseren Ausgang des Duells gegen die Adler. „Das wäre natürlich mega“, sagt die ERC-Fanbeauftragte Petra Vogl. „Die Adler straucheln in dieser Saison, und unsere Jungs sind auf dem aufsteigenden Ast, also könnte schon was gehen. Ich würde es ihnen auf jeden Fall gönnen, dass sie einen Sieg mitbringen.“

Großer Ansturm auf Tickets



Der Ansturm auf die Tickets für den ersten Sonderzug des ERC-Fanprojekts seit mehr als vier Jahren war enorm. 815 Fans plus Betreuer begeben sich am Sonntag um 9.02 Uhr auf Gleis 3 am Ingolstädter Hauptbahnhof in 14 Waggons auf die Feierfahrt zum letzten Auswärtsspiel der Panther in der Hauptrunde der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). In Mannheim geht es mit drei Sonder-S-Bahnen weiter zur SAP-Arena. Mit dabei sind Helfer für den Ausschank in den beiden Partywagen, drei DJs, 17 Ordner und sieben Sanitäter. „Da herrscht jedes Mal eine richtig coole Stimmung“, sagt Vogl.

Die Fanbeauftragte wird vor der Abfahrt am Bahnhof noch die obligatorischen blau-weißen Sonderzugschals verkaufen, mit auf die Reise kann sie aus gesundheitlichen Gründen leider nicht. Dabei hat Vogl seit Monaten die erste Fahrt seit Corona mit Hilfe ihrer Kolleginnen und Kollegen des Fanprojekts, mit vielen freiwilligen Helferinnen und Helfern der Fanklubs sowie der Ultragruppe Gioventù organisiert und einige Hürden überwunden.

Vor allem die gestiegenen Preise des Zuganbieters stellten das Projekt auf die Probe. Laut Vogl mussten andere DEL-Klubs aus diesem Grund ihre Sonderzugfahrten in dieser Saison sogar absagen. „Aber wir haben Glück, dass unsere Fans richtig Bock haben“, sagt Vogl. „Es ist ein organisatorischer Kraftakt und ein ganz schöner finanzieller Spagat. Aber es ist schön, dass alle Fans zusammenhelfen, damit so etwas wieder zustande kommt, und dass das Angebot trotz der teureren Zugtickets so einen großen Zuspruch gefunden hat.“

Erster Sonderzug seit Corona-Pandemie



Der bislang letzte Sonderzug ging am vierten Advent 2019 nach Schwenningen, danach kam die Corona-Pandemie. Wegen der verzichteten die Organisatoren auch in der vergangenen Saison sicherheitshalber auf eine Fahrt, schließlich hätte eine Spielverlegung aufgrund hoher Stornogebühren große finanzielle Auswirkungen gehabt. „Es war uns aber so wichtig, dass das nicht stirbt, schließlich haben Sonderzugfahrten beim ERC eine große Tradition, und viele Leute haben Lust drauf“, sagt Vogl.

Zum insgesamt 20. Mal setzt sich am Sonntag die rollende Sause in Bewegung, Tausende Fans haben in den vergangenen 25 Jahren an dem Abenteuer teilgenommen. Sie sind fasziniert von der Kombination aus gemeinsamer Anreise, großer Gaudi im Partyzug und einem Eishockeyspiel mit Heimspielatmosphäre am Zielort. Dabei sind sie teilweise bis zu 24 Stunden on tour und lassen sich auch von klebenden Waggons und der Dauerbeschallung mit Ballermann-Hits nicht beirren. Die Touren haben inzwischen Kultstatus. Die Rekordfahrt ging mit 1300 Passagieren in blau-weißer Feierlaune im Jahr 2009 nach Wolfsburg, die längste Reise zehn Jahre später über 750 Kilometer nach Bremerhaven. „Es ist die größte Party auf Schienen in der Region – von Fans für Fans gemacht“, sagt Vogl.

Organisation in Eigenregie



Denn finanzielle Unterstützung von Sponsoren haben die Fanbeauftragte und ihre Helfer nicht, die Mammutaufgabe mit Kosten im mittleren fünfstelligen Bereich wird in Eigenregie organisiert. Schon am Tag vorher wird der Transporter mit allem wichtigen Zubehör beladen, die ersten Helfer treffen am Sonntag um 5.30 Uhr am Bahnhof ein, schleppen Getränke über die Gleise und beladen den Zug. Noch in der Nacht der Rückkehr müssen sie alles schnellstmöglich wieder aus dem Zug schaffen. Doch Vogl vertraut ihrem eingespielten Team – und wenn der ERC diesmal in Mannheim gewinnt, geht den Helfern die Arbeit umso leichter von der Hand.