Bayernliga – FC Ingolstadt II
Lehrling in doppelter Hinsicht

Leon Nuhanovic spielt sich nach Startschwierigkeiten beim FCI II ins Team – und sorgt parallel für die Zukunft vor

21.10.2022 | Stand 22.09.2023, 4:20 Uhr

Ständiger Unruheherd: Mit Tempodribblings setzt Leon Nuhanovic im Offensivspiel des FC Ingolstadt II immer wieder Akzente. Foto: Meyer

Von Julian Meier

Ingolstadt – Vom Aufschwung des FC Ingolstadt II hat Leon Nuhanovic lange Zeit nicht profitiert. Im Sommer war der 18-Jährige von der U19 zu den Jungschanzern gestoßen. Gleich am zweiten Spieltag warf ihn Trainer Alexander Käs ins kalte Wasser und ließ ihn von Beginn an ran. Damals verlor der FCI mit 1:3 gegen Nördlingen. Anschließend ging es für die Schanzer bergauf – für Nuhanovic begann dagegen eine schwere Zeit. Bis vergangenen Samstag.

Denn im Heimspiel gegen den FC Gundelfingen (3:1) stand der gebürtige Allersberger erstmals nach zwölf Spielen wieder in der Startelf. Prompt bereitete er das wichtige 2:0 durch Egson Gashi vor. Dazu war Nuhanovic mit seinen schnellen Tempodribblings ein ständiger Unruheherd und so gut wie an jeder Offensivaktion der Ingolstädter beteiligt. Er selbst will seine Leistung aber nicht überwerten: „Es war ganz okay. Es gibt immer Sachen, die man verbessern kann. Im Endeffekt ist das Wichtigste, dass das Team gewonnen hat“, sagt er vor dem Auswärtsspiel beim TSV Kottern (Samstag, 14 Uhr).

Völlig überraschend war es für ihn nicht, als er am Spieltag von seiner Startelfnominierung erfuhr. „Ich habe schon ein bisschen damit gerechnet, weil ich gut trainiert habe.“ In den Wochen davor waren seine Einsatzzeiten immer länger geworden; gegen Hallbergmoos waren es 22 Minuten, gegen Memmingen schon 30. Am vergangenen Wochenende wurde seine Geduld schließlich belohnt. „Er hat in der Phase, in der er weniger gespielt hat, weil die Mannschaft erfolgreich war und es wenig Gründe gab etwas zu ändern, im Training nie den Kopf hängen lassen. Den Startelfeinsatz hat er sich auf alle Fälle verdient“, erklärt Trainer Käs.

Einziges Manko in einem sonst gelungenen Spiel war, dass das Tor fehlte. Dabei gab es durchaus die eine oder andere Möglichkeit: Etwa als Maurice Dehler einen langen Ball schlug, Nuhanovic annahm, einen Gegenspieler aussteigen ließ und freie Bahn zum Tor hatte. Gundelfingens Keeper stand zu weit vor dem Kasten, doch Nuhanovic lupfte den Ball überhastet in dessen Arme. „Er war in ein, zwei Situationen vielleicht zu hektisch. Das kommt natürlich mit der Spielpraxis, dass du in solchen Situationen einen Tick abgezockter wirst. Aber in Summe hat er es gut gemacht“, lobte Trainer Käs.

Gerade an der Spielpraxis mangelt es bislang noch: Vor dem Gundelfingen-Spiel kam Nuhanovic gerade mal auf 187 Einsatzminuten. Zu wenig für einen so ehrgeizigen Spieler wie ihn: „Ich bekomme nichts geschenkt. Es wäre komisch, wenn ich sage, ich bin zufrieden mit meiner Situation, aber spiele nicht jedes Spiel von Anfang an.“ Er lässt sich nicht unterkriegen – und gibt weiter Gas. „Ich bin froh, dass ich trotzdem die Motivation habe, immer weiterzumachen und nicht aufzugeben. Ich bin mit mir selbst zufrieden.“

Um sein großes Ziel zu erreichen, muss Nuhanovic noch öfter Gas geben. Seit der U11 ist er bei den Schanzern, davor spielte er für seinen Heimatverein TSV Allershausen. Nuhanovic ist fest davon überzeugt, Profifußballer zu werden. Zu seinem Ehrgeiz kommt aber auch eine Portion Realismus: Ihm ist bewusst, dass der Weg dorthin steinig ist. „Man weiß ja nie, was einem passiert, zum Beispiel Verletzungen. Ich finde es wichtig, noch etwas anderes in der Hand zu haben.“ Deshalb absolviert er parallel eine Ausbildung als Kaufmann für Büromanagement. Sein Arbeitgeber kommt ihm entgegen und lässt ihn auch mal früher gehen, damit er es zum Training schafft. Nuhanovic ist dankbar für diese Möglichkeit: „Das ist nicht selbstverständlich, dass jemand so etwas macht. So schaffe ich es, Ausbildung und Fußball unter einen Hut zu bringen.“

Auch beim Team von Trainer Käs läuft es aktuell. Seit mittlerweile 13 Partien sind die Schanzer ungeschlagen – das soll sich an diesem Samstag in Kottern nicht ändern. „Wir wollen auf jeden Fall die drei Punkte mitnehmen, weil Schalding, Landsberg und Memmingen auch konstant punkten“, kündigt Nuhanovic an. Die Chancen, dass er dabei wieder aktiv mithelfen kann, stehen nicht schlecht.

DK