Guerino Capretti übernimmt Schanzer
Kommentar zum FCI-Coach: Nicht die Zeit für Experimente

01.02.2023 | Stand 17.09.2023, 4:06 Uhr

Soll den FC Ingolstadt noch in die 2. Bundesliga führen: Guerino Capretti. Foto: FCI

Der Fan spricht es in dem Video offen aus. Jetzt helfen aus seiner Sicht nur noch Max Merkel und Werner Lorant als dessen Co-Trainer. Und dann für die harten Hunde das Motto: Knüppel aus dem Sack und immer drauf auf die Spieler, damit es noch was wird. So sieht zumindest er die Lage beim TSV 1860 im Aufstiegsrennen der 3. Liga. Die Löwen haben noch keinen neuen Übungsleiter präsentiert (und greifen zum Glück sicher nicht zur Knüppel-Methode), ihr Aufstiegskonkurrent FC Ingolstadt hat dagegen bereits einen neuen Coach. Wobei sich die Anhänger der Schanzer eine ganz andere Frage stellen: Rino wer?

Ja, der ehemalige Verler Coach Guerino Capretti soll die Schanzer in die 2. Bundesliga zurückführen. Mit dieser Personalie überrascht die FC-Führung einmal mehr und macht den Klub wieder zum Versuchslabor. Alles andere als Euphorie durchströmt den trudelnden Klub ohnehin schon, Caprettis Berufung ruft in Fankreisen deutliche Skepsis herauf. Und auf den ersten Blick ist die durchaus verständlich.

Natürlich hat der neue Trainer hier noch keine Pflichtspielminute absolvieren können. Aber einige Parallelen sind unübersehbar und lassen eine Fortsetzung der Rehm-Zeit befürchten: Wie Rehm aus seiner zweiten Heimat Wehen wird dem nur etwas jüngeren Capretti aus Verl nach seinem langen Engagement in der Provinz nur Gutes hinterhergerufen. Netter Typ, der Rino! Was aber nicht ganz die Jobbeschreibung für die Rettermission beim ehemaligen Bundesligisten in Ingolstadt treffen dürfte. Die Erfahrung für diese Drucksituation auf diesem Niveau kann der 40-Jährige aus dem Verler Biotop bisher leider nicht erfolgreich nachweisen.

Beim kurzen Gastspiel in der Vorsaison bei Dynamo Dresden ging er sang- und klanglos, weil komplett sieglos, letztlich in der Relegation an der Seite des FCI wieder nach unten. Und er wirkte dabei zwischenzeitlich oft ähnlich ratlos, wie sich sein Vorgänger Rehm zuletzt in Ingolstadt präsentiert hatte. Dokterte an den Aufstellungen und Systemen herum, verbreitete schnell Durchhalteparolen. Das kommt einem alles sehr bekannt vor.

Dresden war sicherlich eine sehr lehrreiche Zeit, eine Chance im Profi-Fußball hat sich Capretti durchaus verdient. Aber ob das beim FCI aktuell die richtige Umgebung dafür ist, wird sich ganz schnell zeigen. Schneller als allen lieb sein kann. Ein Experiment kann sich der FCI eigentlich nicht leisten. Davon gab es weiß Gott genügend.

DK