Dukes jubeln und trauern
Ingolstädter siegen in GFL2 souverän gegen Bad Homburg, verlieren aber zwei Spieler

19.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:07 Uhr

Zurück in die USA: Marshaud DeWalt (weißes Trikot) muss die Dukes verlassen. Sein Arbeitgeber stellt ihn nicht länger frei. Foto: Lüger

Von Elmer Ihm

Ingolstadt – Die Ingolstadt Dukes haben am Samstag auch ihr fünftes Saisonspiel gegen die Bad Homburg Sentinels mit 41:14 (6:7, 14:0, 0:7, 21:0) gewonnen und damit die Tabellenführung in der 2. Football-Bundesliga gefestigt. Wieder ein Tag für die Herzöge – aber kein Tag für die Leute aus Übersee.
Top-Receiver Gabe Boccella, der vor einer Woche das Spiel in Gießen fast im Alleingang entschieden hatte, lernte die Schattenseite des Sports kennen. Schon nach sechs Minuten war die Partie für ihn nämlich beendet, weil er sich bei einem langen Schritt einen Muskelfaserriss zuzog, der das Aus bedeutete. „Ich habe sofort gespürt, dass da was gerissen ist. Zum Glück kommt ja jetzt bald die Sommerpause und in den vier Wochen hoffe ich wieder fit zu werden“, sagte er.
Was die Situation für ihn aber besonders ärgerlich machte: Sein Vater Mike war eigens eingeflogen, um seinen Sohn für die Dukes spielen zu sehen, obwohl das Fliegen nicht so das Ding von Boccella senior ist. „Ich bin schon seit über 30 Jahren nicht mehr geflogen, jetzt habe ich es doch mal wieder gewagt, weil ich Gabe hier spielen sehen wollte. Ist natürlich bitter, dass er sich so früh verletzt hat. Irgendwie hatte ich heute Früh schon ein komisches Gefühl“, meinte er nach der Partie. Länger bleiben, um eine zweite Chance zur Begutachtung des Sprösslings zu bekommen, kann er aber nicht. „Ich muss leider schon wieder zurück.“
Womit wir bei Marshaud DeWalt wären, dessen Zeit in Ingolstadt ebenfalls schon wieder vorbei ist, weil er von seinem Arbeitgeber nicht länger freigestellt wurde. Nach dem Ausfall von Dwayne Milton war er kurzfristig als Ersatz eingesprungen, um die Lücke zu schließen.

Am Samstag zählte er zu den auffälligsten Spielern, weshalb er nach der Partie auch von den Mitspielern und Coaches besonders herzlich verabschiedet wurde. Ein Erinnerungsfoto gab es mit auf den Weg, doch das schönste Abschiedsgeschenk hat sich DeWalt kurz vorher selbst bereitet: Zunächst legte er einen Superlauf bis zur 5-Yard-Linie hin, beim nächsten Versuch trug er den Ball dann auch noch selbst zu seinem ersten Touchdown in die Endzone. „Ich hatte eine tolle Zeit hier, leider was das viel zu kurz. Jetzt wünsche ich der Mannschaft alles Gute.“
Und die ist auf einem sehr guten Weg. In der Vorrunde steht nur noch das Spiel am kommenden Sonntag in Frankfurt aus, bei dem alle von einem weiteren Dukes-Erfolg ausgehen. Zu schwach war bisher das Auftreten der Hessen. Danach haben die aufgrund von sechs Spielen ohne Pause arg geschundenen Dukes erst einmal vier Wochen Zeit, ehe die Rückrunde beginnt.

Die Dukes hatten auch am Samstag gegen Ende des Spiels deutlich mehr zuzusetzen als ihre Gegner. Was man als Zeichen einer perfekten Kondition werten könnte, sehen die Coaches vor allem als große Teamleistung. „Die Jungs haben sich das voll zu Herzen genommen und heute alles umgesetzt, was wir gefordert haben. Gegen eine so passstarke Mannschaft wie die Sentinels haben meine jungen Spieler das richtig gut gemacht“, lobt Haaf, gibt augenzwinkernd aber auch gleich eine Warnung mit auf den Weg: „Daran werden sie aber in Zukunft auch gemessen werden.“ „Ralf Prosiegel wollte heute das Laufspiel forcieren, das ist hervorragend gelungen“, hatte Haaf auch ein Lob für seinen Offensive Coordinator parat. Immer wieder enteilten DeWalt, Dwayne Milton und Philipp Ponader den Bad Homburger Abwehrrecken mit kraftvollen Läufen und sorgten allein für drei Touchdowns. Den Rest besorgten Leo Blumentritt, der Nürnberger Neuzugang Sven Beyrich und Torsten Moser, dem fast ein zweiter Lauf in die Endzone geglückt wäre, doch wenige Meter vor dem Ziel stopte ihn eine Zerrung im Oberschenkel. Bei den zuletzt in der Offensive so starken Sentinels waren vor 850 Zuschauern im ESV-Stadion nur Kevin Klemm und Eritros Haggi erfolgreich.
Ein weiteres dickes Ausrufezeichen der Dukes, die nun die Rolle des Topfavoriten nicht mehr länger von sich weisen können. „Es ist klar, dass wir jetzt die Gehetzten sind. Alle warten nur auf einen Ausrutscher von uns. Das sorgt schon für großen Druck“, befürchtet Haaf. Doch damit sind seine Spieler bislang eindrucksvoll umgegangen.

DK