Düsterhöft schießt das Goldene Tor
Frauen des ERC Ingolstadt verteidigen nach Final-Krimi gegen ECDC Memmingen Titel im DEB-Pokal

04.02.2024 | Stand 05.02.2024, 6:17 Uhr
Martin Wimösterer

Zeigt her eure Medaillen! Die Eishockey-Frauen des ERC Ingolstadt jubeln zurecht nach dem erkämpften Pokalsieg gegen den Erzrivalen ECDC Memmingen. Foto: City-press

Handschuhe und Schläger flogen am späten Sonntagnachmittag gen Hallendach, neben dem Ingolstädter Tor bildete sich eine blaugekleidete Jubeltraube: Der ERC Ingolstadt hat den DEB-Pokal der Frauen verteidigt.



Im Endspiel in Füssen setzte sich die Mannschaft um Kapitänin Theresa Wagner, die den Pokal aus den Händen des stellvertretenden DEB-Generalsekretärs Nicholas Rausch entgegennehmen sollte, wie im Vorjahr gegen die ECDC Memmingen Indians durch. Schlüssel zum 1:0-Sieg gegen die starken Allgäuerinnen waren die eigene Defensivkraft und das Goldene Tor der Nationalverteidigerin Lena Düsterhöft zehn Minuten vor dem Ende.

Manchmal kommt die Extradosis Glücksgefühl auch über die Ohren in den Körper. Bei Ingolstädterinnen und Ingolstädtern zum Beispiel dann, wenn Scooters „Maria (I like it loud)“ aus den Boxen hämmert. Und noch mehr, wenn die Techno-Klänge mit dem Satz „Ja, ist es denn die Möglichkeit?“ kombiniert sind. Ein Satz, der für Erfolg steht: Radio-Kult-Kommentator Hans Fischer hatte ihn 2014 gesagt und den ganzen Wahnsinn auf sechs Wörter heruntergebrochen, der die ERC-Männer seinerzeit zum Titel in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) trug.

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Er erklingt seitdem bei Heim-Toren des DEL-Teams und auch bei den Partien der ERC-Frauen. Sogar bei ihrem Final-Four in Füssen war Fischers Satz, der Stadion-DJ war so nett, zu hören. Für die Panther ein wichtiges Signal, auf das sie freilich einige Zeit warten mussten. Im ersten Abschnitt waren sie die aktivere Mannschaft gewesen, das rechte Schussglück fehlte aber. „Wenn wir nach zwei Minuten 2:0 führen, hätte sich keiner beschweren können“, meinte ERC-Trainer Christian Sohlmann über die Großchancen später.

Nix trifft im Halbfinale sechsmal

„Maria“ und Fischer blieben somit noch stumm. Zum einen, weil Memmingens Hintermannschaft mit Nationalspielerinnen gespickt ist, zum anderen, weil sich die Indians kurzerhand noch mit der starken österreichischen Auswahl-Torhüterin Selma Luggin (bisher in Schwedens Liga tätig) verstärkt hatten. Überdies fallen dem ERC derzeit mit Celina Haider und Petra Pavuk zwei Torjägerinnen der höchsten Kategorie aus, dazu fehlte Aufbauspielerin Josephine Chisholm.

Im Halbfinale am Samstag waren diese Ausfälle nicht ins Gewicht gefallen. Der ERC zog durch einen Kantersieg gegen Zweitligist EC Hannover Indians (14:0) sicher ins Finale ein. Überragende Akteurin war Emily Nix, die schon nach 88 Sekunden zur Führung getroffen hatte und später fünf Tore nachlegen sollte. Die weiteren Treffer, Fischers legendärer Satz war immer wieder zu hören gewesen, erzielten beim zu keiner Zeit gefährdeten Finaleinzug Lea MacLeod, Marie Delarbre (je zwei), Lilian-Andrea Bogdanski, Sara Kaneppele, Lucy Klein und Sorsha Sabus. Memmingen gewann das zweite Halbfinale gegen die Mad Dogs Mannheim mit 3:1.

Am Sonntag freilich hatte der ERC deutlich mehr Gegenwehr zu überwinden. Nach 15 starken Minuten kamen die Memmingerinnen auf. Dieser Takt erhöhte sich dann zu Beginn des Mittelabschnitts, der ERC stand unter Druck. Katharina Häckelsmiller und Antje Sabautzki vergaben in einem Powerplay eine Doppelchance (26. Minute). In der Schlussminute des Mittelabschnitts hatten die etwas zielstrebigeren Memmingerinnen dann durch Jule Schiefer die Führung auf dem Schläger – doch die abermals umsichtige Torfrau Lisa Hemmerle sperrte noch das Eck gegen ihre frühere Panther-Kollegin ab.

ERC-Defensive hält bis zum Schluss

In der danach umkämpften Partie war Memmingen etwas reger, der ERC kam aber nun besser ins Konterspiel – und zehn Minuten vor Schluss ging dann tatsächlich auch der Fischer-Jingle und die Ingolstädter Tor-Hymne los. Die Panther hatten das Zentrum besser besetzt, weil Nationalverteidigerin Düsterhöft bei einem Tempogegenstoß mitgelaufen war. Sie erhielt Wagners Zuspiel von rechts und schoss satt zum 1:0 ein. Die Arme schossen in die Höhe.

Der ERC sollte die enge Partie nach Hause schaukeln. Das trotz einer kurzen doppelten Unterzahl, weil Memmingen seinerseits rasch eine Zwei-plus-Zwei-Strafe kassierte. „Das war die entscheidende Situation“, meinte Sohlmann. „Es war ein Spiel auf Augenhöhe mit hohem Tempo, das wir an uns gerissen haben. Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft.“

Der ERC hat nach der Meisterschaft 2022 und dem Pokal-Sieg 2023 damit seine Titelsammlung erweitert. Fischers Satz hat Konjunktur.