Kommentar
Fortuna Düsseldorf: Tickets künftig umsonst, doch die Euphorie ist trügerisch

26.04.2023 | Stand 16.09.2023, 23:02 Uhr

Im Schnitt knapp 30000 Fans verfolgten die bislang 14 Heimspiele Fortuna Düsseldorfs in der laufenden Zweitliga-Saison. Fotos: Imago Images

Auf dem Papier klingt es zu schön, um wahr zu sein: Fortuna Düsseldorf will künftig allen Zuschauern freien Eintritt zu seinen Heimspielen gewähren. Dafür erntet der Zweitligist zu Recht viel Lob. Die Idee ist simpel, aber wirklich revolutionär und klingt sehr nach dem von den Fans geforderten Fußball als „Sport des Volkes“.

Doch die Euphorie trügt: Weil die Idee – so lobenswert sie im Kern ist – bei einem Verein entstand, der seine gemietete Arena nur selten auslasten kann. Weil neue Abhängigkeiten von Sponsoren entstehen. Weil es offene Fragen gibt und viele Vereine, für die ein solches Konzept per se ausscheidet.

Fortuna Düsseldorf: Volles Stadion, bessere Stimmung?

Abgesehen davon, dass ein volles Stadion noch längst keinen sportlichen Erfolg garantiert, ist die Stimmung bei Fortunas Heimspielen bereits sehr gut. Wird diese durch Zehntausende verschenkte Tickets, wie von Vereinsseite erhofft, noch besser? Nicht unbedingt. Denn in der 52200 Plätze fassenden Merkur Spiel-Arena blieben in dieser Saison im Schnitt immerhin 23000 Plätze leer. Das Potenzial an Menschen, die Woche für Woche aus Liebe zu den Düsseldorfern ins Stadion pilgern, ist offensichtlich begrenzt. Die „neuen“ Fans dürften aus den Kategorien „Sparfuchs“ und „Eventpublikum“ entstammen – aber einen Versuch ist es wert.

Tickets umsonst: Fortunas Fans haben viele Fragen

Den Anhängern drängen sich Fragen auf: Wie könnten Dauerkarteninhaber, die dem Düsseldorfer Traditionsverein auch in schweren Zeiten – zum Beispiel in der 3. Liga oder während der Pandemie – die (finanzielle) Treue gehalten haben, entschädigt oder bevorzugt werden? Was erhoffen sich die Sponsoren durch ihr monetäres Engagement? Wie groß wird der Einfluss der neuen Geldgeber genau? Mit anderen Worten: Welche Quittung erhält der Fan mit dem Null-Euro-Ticket?

„Düsseldorfer Modell“ scheidet für FC Bayern und Co. aus

Die Fan-Flaggschiffe des deutschen Fußballs, die ihr Stadion zu jedem (FC Bayern, Borussia Dortmund) oder beinahe jedem (etwa FC Schalke 04) Heimspiel ausverkaufen, werden Fortunas Konzept sicher nicht adaptieren. Die Klubs wissen, dass sie ihre Arenen so oder so vollbekommen. Warum also etwas ändern? Das würde ja bedeuten, dass sich die Bayern und Co. garantierte und regelmäßige siebenstellige Euro-Beträge durch Eintrittsgelder durch die Lappen gehen ließen. Und das wäre – bei allem Respekt für Fortunas revolutionäre Idee – ganz schön dämlich.