Interview
FCI-Trainer Michael Köllner über den Sieg in Meppen, sein Team und die schwierige Abnabelung von 1860

12.04.2023 | Stand 16.09.2023, 23:44 Uhr

Hatten in Meppen gut lachen: FCI-Sportdirektor Ivica Grlic und Trainer Michael Köllner (rechts). Foto: Bösl

Der Start des neuen sportlichen Führungsduos Ivica Grlic/Michael Köllner beim FC Ingolstadt ist geglückt. Nach dem 3:0-Erfolg beim SV Meppen haben die Schanzer den freien Fall in der 3. Liga gestoppt und als Tabellenzwölfter nun sieben Punkte Vorsprung vor einem Abstiegsrang. Trainer Michael Köllner blickt vor dem Toto-Pokalspiel an diesem Mittwoch beim Bayernligisten ATSV Erlangen (19 Uhr) auf den Start zurück und gibt einen Einblick, was seine nächsten Schritte sind.

Herr Köllner, Sie haben mit dem erfolgreichen Einstand gleich für etwas mehr Ruhe im Verein gesorgt. Wie ordnen Sie den Sieg in Meppen ein?
Michael Köllner: Es war wichtig, dass wir gewinnen. Für die Mannschaft, aber auch den ganzen Verein war das eine große Erleichterung. Wir haben kompakt und stabil gespielt, und in den Momenten, wo wir da sein mussten, waren wir da. Auch dass wir zu Null gespielt haben, hilft der Mannschaft, der Defensive und vor allem der gesamten Defensive. In der Rückrunde haben wir einfach zu viele Gegentore bekommen.

Die Reaktionen bei den Spielern und im Verein waren entsprechend. Wie sehr hilft Ihnen das als neuem Trainer?
Köllner: Es geht da weniger um mich. Ich hätte auch mit einem Unentschieden leben können. Trotzdem spürt man die große Verantwortung, die man als Trainer in dieser Situation trägt. Nach zuvor nur vier Punkten in elf Spielen drehen sich die Themen im Kopf, da war die Regionalliga nicht mehr so weit weg. Das haben wir mit dem Sieg zumindest mal gestoppt. Jetzt wollen wir schauen, dass wir im Pokal in Erlangen und dann zu Hause gegen den VfB Oldenburg nachlegen auch ein gutes Ergebnis liefern.

Sie haben in Meppen mit Linksverteidiger Thomas Rausch einen Startelf-Debütanten ins Rennen geschickt. Was sprach für ihn?
Köllner: Er hat es im Training gut gemacht. Wichtig war für mich, welchen Eindruck die Spieler in den ersten Tagen machten. Er war ein bisschen unbekümmerter als andere. Wir mussten generell abwägen, auf welchen Positionen wir Stabilität und Erfahrung brauchten und wo wir uns vom Training inspirieren lassen konnten. Rausch hat ein richtig gutes Spiel gemacht und seinen Startelfeinsatz gerechtfertigt.

Bietet sich das Toto-Pokalspiel in Erlangen an, die Mannschaft noch besser kennenzulernen und das Personal zu wechseln?
Köllner: Ich werde nicht so viele Änderungen vornehmen, weil jetzt schon wichtig ist, Stabilität reinzubekommen. Die Abläufe sollen sich festigen, damit die Mannschaft Zutrauen und Vertrauen zueinander hat. Wir haben das Training angepasst und sollten schon drei Spiele in sechs Tagen bestreiten können. Manche Spieler lösen sich auch im Spiel von der mentalen Belastung.

Körperlich ist die Mannschaft also fit?
Köllner: Jeder Trainer hat andere Vorstellungen, wie er spielen will. Wenn ein Spieler Muskelkrämpfe hat, ist das nicht unbedingt ein Zeichen für zu wenig Fitness. Das hat auch viel mit dem Kopf zu tun. Wir können pro Spiel fünfmal wechseln und werden das gut hinbekommen. In Meppen habe ich das nicht gemacht, um die Dinge nicht unnötig durcheinanderzubringen.

Was sind Ihre nächsten Ziele?
Köllner: Wichtig ist, dass wir endgültig Boden unter die Füße bekommen. Den freien Flug konnten wir beenden, aber es liegt noch viel Arbeit vor uns. Für mich ist es die bisher schwierigste Situation, weil ich zuvor in Nürnberg und bei 1860 jeweils in der Länderspielpause eingestiegen bin. Das ging jetzt nicht. Der Druck im Kessel hier war schon enorm.

Haben Sie die Reaktionen überrascht, die von 1860 München auf Ihr Engagement in Ingolstadt kamen? Gerade auch die Äußerung von Löwen-Investor Hasan Ismaik?
Köllner: Dass das so in der Öffentlichkeit passierte, schon. Aber dreieinhalb Jahre bei Sechzig, sind schon etwas. Das hat die letzten 20 Jahre nach Werner Lorant keiner geschafft. Ich kann mir nichts vorwerfen, habe mich voll eingebracht in den Verein und mich voll identifiziert. Jetzt geht es für mich darum, den Fokus auf Ingolstadt zu richten. Es ist nicht einfach, das muss ich ehrlich sagen, sich von einer Aufgabe innerlich zu lösen, wo man dreieinhalb Jahre war.

Warum?
Köllner: Weil ich kein Trainer bin, der nur seine Arbeit macht, heimgeht, und es ist vorbei. Ich war zum Beispiel am Montag in Nassenfels eingeladen. Der Wirt war ein Blauer, und ein paar Club-Fans waren auch da. Ich verkrieche mich nicht, frage die Leute, wie der FCI so wahrgenommen wird und versuche schon ein bisschen, die Dinge zu beeinflussen, damit der Verein in die richtige Richtung kommt. Es tut uns, glaube ich, ganz gut, auf die Leute zuzugehen, sie einzufangen und für den Verein zu begeistern, damit das auf längere Sicht ein Erfolgsfall wird. Das ist einer der Gründe, warum ich hergekommen bin. Ich bin voller Leidenschaft und Begeisterung hier. Das werden die Menschen merken.

DKDas Interview führteGottfried Sterner.