Interview
FCI-Boss Jackwerth über Abstieg, Personalpolitik und die Abhängigkeit von Audi

25.04.2022 | Stand 23.09.2023, 1:47 Uhr

Klubboss Peter Jackwerth steht hinter der sportlichen Führung des FCI. In der neuen Saison seien die Schanzer aber „aufgefordert, Erfolg zu haben“. Foto: Bösl

FCI-Gründer Peter Jackwerth erlebt mit den Schanzern bereits den vierten Abstieg. Ein Interview über die Gründe für das Aus in der 2. Bundesliga, die Personalpolitik und finanzielle Sorgen.

Herr Jackwerth, schmerzt dieser Abstieg des FCI besonders?

Peter Jackwerth: Mich schon, weil wir lange genug gebraucht haben, um die 2. Bundesliga wieder zu erreichen. Und dann haben wir sie ohne Not hergeschenkt. Der Ursprung sind die falschen Entscheidungen im Sommer gewesen.

Welche Auswirkungen hat das auf das Image des Klubs?

Jackwerth: Jeder Verein trifft mal Fehlentscheidungen. Aber dann ist es vielleicht nicht ganz so dramatisch wie in unserem Fall, weil wir gerade in der Phase waren, Zuschauer und Fans durch den Wiederaufstieg aktivieren zu können. Nach den Niederlagen zum Start war stimmungsmäßig aber schon schnell Schicht im Schacht.

Waren die Korrekturen nach dem schwachen Saisonstart die richtigen?

Jackwerth: Richtig waren sie sicher nicht, sonst hätten wir den Klassenerhalt geschafft.

Jackwerth: Rehm ist der richtige Trainer



Sport-Geschäftsführer Dietmar Beiersdorfer hat sich festgelegt, mit Trainer Rüdiger Rehm und Sportdirektor Malte Metzelder in die neue Saison zu gehen. Befürworten Sie das?

Jackwerth: Auf jeden Fall. Im Zuge des Trainerwechsels von André Schubert zu Rehm hatten wir lange Gespräche. Rehm hat das ausgestrahlt, was wir hier haben wollen. Wir haben alles drangesetzt, den Klassenerhalt zu schaffen, was nicht geklappt hat. Aber Rehm ist auf jeden Fall der Trainer für die neue Saison. Es wird einen Riesenumbruch geben, das wissen wir alle.

Unter Rehm gab es bislang acht Niederlagen in 15 Spielen. Geht der Trainer beschädigt in die neue Saison?

Jackwerth: Nein. Es ist immer eine Frage, wie du mit der Mannschaft kommunizierst, und wie du an sie herankommst. Das funktioniert zumindest mit den Leuten, die bei uns bleiben.

Sie hatten Metzelder im Herbst in Schutz genommen, weil er spät zum Verein stieß und dann erkrankt war. Wie sind Sie nach seinen Transferaktivitäten im vergangenen Winter zufrieden?
Jackwerth: Mit dem Ergebnis ist gar keiner zufrieden. Das kann auch keiner sein. Wir sind abgestiegen und haben eine fürchterliche Saison gespielt, die Rückrunde war ein bisschen besser. Die Neuzugänge, die gekommen sind, haben teilweise funktioniert. Aber die Mannschaft als Ganzes hat ihre Leistung nie abrufen können.

Was erwarten Sie jetzt von Ihrem Sportdirektor?

Jackwerth: Dass wir eine Mannschaft bauen, die in der 3. Liga konkurrenzfähig ist. Dass wir dahin zurückkehren, wo wir hergekommen sind. Dass wir eine Mannschaft haben, die sich reinhaut und in der die Charaktere wieder zusammenpassen.

Ist es möglich, dass dieses Seuchenjahr des FCI potenzielle Neuzugänge abschreckt?

Jackwerth: Das glaube ich nicht. Das sind Profis, die wissen genau, was sie wollen: Die Verträge und die Zukunftsaussichten müssen passen. Wir planen jetzt die 3. Liga, wo wir eher nicht als Abstiegskandidat, sondern als Favorit gesehen werden.

Beiersdorfer hat zuletzt betont, dass die Planungen schon sehr weit fortgeschritten sind. Steht die Mannschaft für das kommende Jahr bereits?

Jackwerth: Kann ich nicht sagen. Wir haben gute Kontakte, ich hoffe, dass ein Großteil davon auch funktionieren wird. Dann werden wir sehen, was passiert.

Jackwerth: Glaube nicht, dass Bilbija bleibt



Können die jungen Spieler, die man aufgebaut hat, gehalten werden?

Jackwerth: Das kommt drauf an, es haben sich ja schon ein paar geoutet. Ich glaube nicht, dass ein Filip Bilbija bleibt. Mit Fatih Kaya sind wir in Gesprächen. Ich hoffe, dass er bleibt. Nicht nur, weil er ein Urgestein ist, sondern ein Top-Stürmer, den wir hier brauchen. Merlin Röhl hat zwar Vertrag, ist aber auch bei vielen anderen Vereinen begehrt. Da müssen wir wirtschaftlich darüber nachdenken, was passiert, wenn da ein Angebot auf den Tisch kommt. Thomas Keller hat gesagt, er geht auf jeden Fall, wenn ich das richtig verstanden habe.

Wie sehen Sie im Nachhinein die Degradierung des ehemaligen Stammkeepers Fabijan Buntic?

Jackwerth: Also im Nachgang und wenn man sieht, wer gespielt hat, war das überflüssig. Die Torwartposition ist eine der wichtigsten in der Mannschaft, da hat sich der Trainer gegen ihn entschieden. Ich glaube aber auch, dass „Bunti“ ein Tapetenwechsel ganz guttun wird.

Müsste der FC Ingolstadt nicht mal wieder einen Spieler aufbauen, der so etwas wie das Gesicht der Mannschaft werden kann? Wer könnte nun dafür infrage kommen?

Jackwerth: Jetzt muss man erst einmal schauen, wie die Mannschaft ab Sommer aussehen wird. Entschieden oder unterschrieben ist noch das Wenigste.

Ist die Zeit reif für einen Schnitt mit den bisherigen Führungsspielern wie beispielsweise Stefan Kutschke oder Marcel Gaus?

Jackwerth: Das kann ich nicht beurteilen. Ich bin nicht im Training. Ich bin der Meinung, dass es einen Riesenschnitt geben wird und wir eine komplett neue Mannschaft aufbauen müssen. Die Gespräche führt „Didi“ (Beiersdorfer; d. Red.), ich bin da nicht involviert und will die Infos auch gar nicht. Wir wollen die jetzt wieder installierten Strukturen einhalten, die wir im Sommer eigentlich komplett kaputt gemacht haben.

Ist es angesichts des Umbruchs zu ambitioniert, so wie Beiersdorfer zu sagen, dass man gleich wieder aufsteigen will?

Jackwerth: Es ist auch eine Frage, was du kriegst. Aber wenn du aus der Zweiten Liga kommst, kannst du ja nicht sagen: „Wir sind jetzt abgestiegen, und jetzt wollen wir uns in der 3. Liga etablieren.“ Das wäre völliger Blödsinn. Wir wissen, was möglich ist. Wir wissen aber, wie schwer so ein Aufstieg ist.

Jackwerth: Ohne Audi fast nicht überlebensfähig



Die Drittligisten stöhnen wegen fehlender Einnahmen aus der Corona-Zeit. Wie sehr hilft der Fünfjahresvertrag mit Audi? Haben sich die Konditionen verschlechtert?

Jackwerth: Über Konditionen rede ich nicht, aber ohne den Audi-Vertrag wären wir fast nicht überlebensfähig in der 3. Liga, der hilft uns schon sehr.

Ein Wettbewerbsvorteil gegenüber den anderen Vereinen?

Jackwerth: Die meisten haben schon auch finanzkräftige Hauptsponsoren. Wenn man von Spielern anderer Klubs mitkriegt, was die verdienen, und das dann mit unseren Spielern vergleicht: Da ist nicht so ein großer Unterschied.

Was bedeutet es für den FCI, dass die Zweite Mannschaft nicht in die Regionalliga aufsteigen kann?
Jackwerth: Das ist ein Dilemma. Die Nachwuchsarbeit leidet darunter. Wir haben talentierte Spieler in der Zweiten Mannschaft, aber du kannst dich in der Bayernliga nicht so gut entwickeln wie in der Regionalliga. Das ist schon ein Handicap.

Wagen Sie eine Prognose, wie die kommende Saison aussieht?

Jackwerth: Wir haben die gleiche Situation wie nach dem Abstieg vor drei Jahren, als nur noch zehn Spieler übrig waren. Den Rest mussten wir zusammensuchen. Wenn wir eine Mannschaft kriegen, die die Option hat, nach einem möglichen Aufstieg weiter so zusammenzuspielen, dann können wir in der 3. Liga eine gute Rolle einnehmen. Aber nicht nur mit Jugendspielern. Dazu fehlt die Zeit.

Weil?

Jackwerth: Wir haben ein dauerhaftes finanzielles Problem, weil unsere ganze Infrastruktur – die erstligatauglich ist – einen Haufen Geld kostet. Und weil wir immer mehr Vertrauen bei unseren Zuschauern verlieren, wenn wir zwei oder drei so schleifende Jahre haben. Das wollen wir nicht.

Gibt es Druck, gleich wieder aufzusteigen?

Jackwerth: Unser Wunsch und Wille ist es, gleich wieder aufzusteigen. Den Druck machen wir auch, mit den Möglichkeiten, die wir haben. Aber nicht zeitlich gesehen. Ich kann ja nicht sagen: „Wir steigen im ersten Jahr sofort wieder auf“, und dann klappt das. So einfach ist das nicht. Dortmund will auch jedes Jahr Deutscher Meister werden, da steht nur ein Klub im Weg. (lacht)

Wie läuft die Zusammenarbeit zwischen Ihnen und Beiersdorfer?

Jackwerth: Die Kommunikation ist sehr gut. Ich kann und möchte ihn aber nicht beurteilen, genauso wenig wie Malte oder den Trainer. Der Tag kommt in zwei, drei Wochen, wo wir bei Null anfangen. Mit der Mannschaft, bei den Punkten und bei allem anderen. Ich bin in der neuer Saison sicherlich wieder voll dabei, werde aber im sportlichen Bereich nicht mitreden. Das habe ich früher nicht gemacht, und das werde ich künftig auch nicht. Aber wir sind aufgefordert, Erfolg zu haben.

DK



Das Gespräch führten Gottfried Sterner und Florian Wittmann.