Holpriger Schanzer Start
FC Ingolstadt: Wie Sportdirektor Ivica Grlic den kleinen Kader verteidigt und den Teamgeist lobt

07.09.2023 | Stand 12.09.2023, 22:06 Uhr

Kommt Zeit, kommen Punkte: Das steht für Ivica Grlic fest. „Wir sind davon überzeugt, dass die Jungs allesamt gut genug sind“, betont der FCI-Sportdirektor. Foto: Bösl

Ivica Grlic hat seinen ersten Transfersommer als Sportdirektor des FC Ingolstadt hinter sich. Im Interview verteidigt der 48-Jährige den kleinen Kader und bezieht zum holprigen Saisonstart der Schanzer
in der 3. Liga Stellung.




Herr Grlic, der lange Transfersommer ist zu Ende. Sind Sie jetzt reif für den Urlaub?
Ivica Grlic: (lacht) Wenn überhaupt, dann bin ich reif für den Kurzurlaub gewesen. An diesem Donnerstag steht für uns ja das Toto-Pokal-Achtelfinale gegen den SSV Jahn Regensburg an, das ich nicht missen möchte oder gar werde. Sowohl die Sommer- als auch die Wintertransferperiode stellen in jedem Jahr aber eine sehr arbeitsintensive Zeit für mein Team und mich dar.

FCI-Sportdirektor Grlic: Unser Kader ist ausreichend



Wollten Sie in der Schlussphase des Transferfensters nicht mehr zuschlagen – oder waren die finanziellen Mittel der Schanzer für diese Periode bereits ausgeschöpft?
Grlic: Wir haben uns immer umgeschaut, haben die Augen offen gehalten und geguckt, was auf dem Markt passiert, wie sich das Ganze bewegt. Wenn es jemanden gegeben hätte, von dem wir vollends überzeugt gewesen wären, dass er uns über die aktuelle Spielzeit hinaus unterstützen kann, dann hätten wir vielleicht auch noch einmal etwas gemacht – aber dem war nicht so. Ich bin kein Freund von Aktionismus.

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Ist der Kader, wenn man die Verletzungsmiseren der Schanzer in jüngerer Vergangenheit bedenkt, mit 26 Spielern groß genug?
Grlic: Wir verfügen zwar über einen der kleinsten Kader der Liga, aber dieser wird aus unserer Sicht ausreichen. Es ist unsere Philosophie, für unseren Nachwuchs die Durchlässigkeit zu den Profis sicherzustellen und unsere Talente in ihrer Entwicklung zu fördern. Nur so ist es möglich, eine gewisse Leistungskultur in allen Bereichen zu etablieren. Ist die Kaderstärke der ersten Mannschaft geringer ausgeprägt, besteht für die Jungs aus der U21, U19 oder auch der U17 häufiger die Möglichkeit, oben mitzutrainieren, sich dabei zu zeigen und womöglich Teil des Schanzer Perspektivteams zu werden. Bestes Beispiel hierfür ist Michael Udebuluzor, der sich durch sehr gute Leistungen bei der FCI-Reserve zunächst für unsere Profis und jetzt für die A-Nationalmannschaft Hongkongs empfohlen hat (Udebuluzor ist derzeit auf Länderspielreise; d. Red.).

So steht es um den Neuaufbau der Schanzer



Wie weit ist der Neuaufbau Ihrer Mannschaft nach zwei völlig missratenen Spielzeiten zuletzt schon gediehen?
Grlic: Wir werfen keinen Blick mehr zurück, sondern nur noch nach vorne. Aktuell kann sich unsere Transferperiode sehen lassen.

Welches Prädikat oder welche Schulnote würden Sie der bisherigen Saison des FCI ausstellen?
Grlic: Natürlich sind wir mit vier Punkten aus fünf Spielen nicht zufrieden und hätten zum aktuellen Zeitpunkt gerne mehr Zähler auf dem Konto gehabt. Aber nach dem großen Umbruch im Sommer braucht unsere Mannschaft einfach ein bisschen Zeit, um sich entsprechend entwickeln zu können.

Vier Punkte aus fünf Spielen sind für die Ansprüche Ihres Klubs zu wenig. Spiegelt die Punktebilanz die bislang gezeigten Leistungen auf dem Platz angemessen wieder?
Grlic: Fußball ist ein Ergebnissport, das wissen wir. Fakt ist aber auch, dass wir eine charakterlich sehr gute Truppe haben und sich unsere Mannschaft noch entwickeln muss. Greifen unsere Automatismen Woche für Woche ein Stück weit besser, dann werden wir die gewünschten Ergebnisse erzielen. Auch ein Marathonläufer, der erst fünf Kilometer seines Weges hinter sich gebracht hat, gewinnt oder verliert das Rennen nicht nach der bis dahin absolvierten Strecke. Von daher werden wir unseren Spielern auch die Zeit einräumen, die sie brauchen. Denn wir sind davon überzeugt, dass die Jungs allesamt gut genug sind.

FCI-Sportdirektor Grlic: Das gefällt mir an der Mannschaft



Was gefällt Ihnen bislang gut an Ihrer Mannschaft?
Grlic: Der Teamgeist in der Mannschaft ist stärker denn je ausgeprägt. Außerdem haben wir jede Menge an Mentalitätsspielern in unseren Reihen, die nicht nur über einen feinen Charakter, sondern auch eine hohe fußballerische Qualität verfügen.

Wo sehen Sie noch Verbesserungspotenzial?
Grlic: Bei der Punkteausbeute. (lacht)

Welchen Spielern trauen Sie zu, die Abgänge und Tore von Tobias Bech und Patrick Schmidt aufzufangen?
Grlic: Vor einer jeden Saison wird immer davon ausgegangen, dass es die Stürmer sein müssen, die im weiteren Verlauf am häufigsten treffen werden. Wir sind jedoch in den jeweiligen Mannschaftsteilen so aufgestellt, dass ein jeder Akteur Torgefahr ausstrahlen kann. Nichtsdestotrotz haben beispielsweise die Verletzungen von Benjamin Kanuric und Bryang Kayo die Vorbereitung überschattet, haben sie sich doch als neues Herzstück im Mittelfeld herausgebildet.

Welchen Eindruck macht Trainer Michael Köllner auf Sie?
Grlic: Einen sehr guten.

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Trainer Köllner hat vor Saisonbeginn betont, dass er hoffe, dass bei Pascal Testroet der Knoten im zweiten Jahr beim FCI aufgehe. Haben Sie eine Erklärung dafür, warum dies bislang noch nicht funktioniert hat?
Grlic: Als Michael und ich im April beim FC Ingolstadt übernommen haben, war Paco Testroet zunächst erkrankt, etwas später verletzt. In der Folge hat er sich wieder herangearbeitet und es in den Trainingseinheiten beziehungsweise nach seiner Einwechslung beim Saarbrücken-Heimspiel recht ordentlich gemacht. Jetzt steht er in den Startlöchern, lauert auf seine Chance und wird seiner Rolle als Torjäger sicherlich wieder gerecht werden.

Der Toto-Pokal ist die schnellste Möglichkeit, sich für den DFB-Pokal zu qualifizieren. Was erwarten Sie für die Partie gegen Liga-Konkurrent Regensburg an diesem Donnerstag?
Grlic: Wir freuen uns auf das Heimspiel im bayerischen Landespokal, immerhin ist es ein Derby. Dieses wollen wir natürlich unbedingt gewinnen – insbesondere für unsere Fans. Einziger Wermutstropfen in Sachen Terminierung in der Länderspielpause ist, dass wir neben Udebuluzor auch auf unsere Junioren-Nationalspieler Mladen Cvjetinovic, Benjamin Kanuric und Arian Llugiqi verzichten müssen.