DFEL – ERC Ingolstadt
Ebenbürtig – bis ins Schlussdrittel

Aufopferungsvoll kämpfendes ERC-Team lockt übermächtige Memmingerinnen zweimal aus der Reserve – unterliegt aber mit 0:4 und 2:3

24.10.2022 | Stand 22.09.2023, 4:10 Uhr

Mit vereinten Kräften: ERC-Torhüterin Dominique Quint (Mitte) und Verteidigerin Carina Pielmeier-Hoffmann (rechts) werfen sich in den Schuss der Memmingerin Alyssa Hulst. Foto: Traub

Von Martin Wimösterer

Memmingen/Ingolstadt – Die Spitzenspiele der Eishockey-Bundesliga der Frauen (DFEL) sind an die ECDC Memmingen Indians gegangen. Im Duell der bis dato Unbesiegten bezwangen sie den ERC Ingolstadt am Samstag in Memmingen mit 4:0 und 3:2 am Sonntag in der Ingolstädter Saturn-Arena. „Memmingen ist momentan die mit Abstand beste Mannschaft der Liga“, resümierte Christian Sohlmann, Trainer des ERC. „Dennoch bin ich stolz auf die Leistung meiner Mannschaft.“

Unter den Favoriten der DFEL gab es im Sommer ja einen Aderlass: Gleich eine ganze Reihe Schlüsselspielerinnen verließen den ESC Planegg-Würmtal und auch Titelverteidiger Ingolstadt. Finalteilnehmer Memmingen dagegen hat seinen Kader zusammengehalten, sich eher noch verstärkt. Und die Indians haben die „derzeit beste Spielerin, die in der Liga herumläuft“, wie Sohlmann sagt: Laura Kluge. Die Nationalstürmerin war in beiden Spielen an den entscheidenden Wendungen beteiligt.

Beide Partien blieben trotz Memminger Überlegenheit faktisch bis ins Schlussdrittel spannend. Der ERC spielte defensiv-orientiert, lauerte auf Konter und Überraschungsmomente. Eine taktische Vorgabe, die der Personalsituation geschuldet war, wie Sohlmann erklärt: „Das hat vielleicht nicht so schön ausgesehen, aber wir hatten einen sehr kleinen Kader, Memmingen praktisch die volle Stärke. Wenn du dich da auf einen offenen Schlagabtausch einlässt, geht dir schon nach 30 Minuten der letzte Saft aus.“

So blockten die Pantherinnen Schüsse der drangvollen Memmingerinnen, suchten jeden Zweikampf, sprinteten freien Scheiben hinterher. „Meine Spielerinnen sind weit über die Schmerzgrenze gegangen, Hut ab. Nehmen wir Carina Pielmeier, die Vollzeit arbeitet und ein Kind hat – sie hat 30 Minuten Eiszeit abgespult. Das ist schon eine tolle Nummer.“

Am Ende reichte es aber – Stichwort Kluge – beide Male nicht zu Punkten. Am Samstag sorgte Memmingens Nationalstürmerin für das 1:0 und 2:0 zum Start des Schlussdrittels (41./44.). Die Indians kombinierten dabei mit Übersicht und Können, spielten beide Male Kluge vor dem Tor frei, und sie verwandelte direkt. Per Abstauber legte Antje Saubatzki das 3:0 nach (54.). 20 Sekunden vor Schluss, der ERC hatte ungünstig gewechselt, legte Katharina Häckelsmiller zum 4:0 nach.

Auch am Sonntag sorgte das Schlussdrittel unter reger Beteiligung Kluges für die Entscheidung. Der ERC ging diesmal sogar mit einer Führung hinein. Nationalverteidigerin Lena Düsterhöft hatte von der Blauen Linie durch die Menge hindurch zum 1:0 getroffen (15.). Ex-Pantherin Andrea Lanzl glich mit einem Schuss ins kurze Eck während eines Überzahlspiels aus (23.), Torhüterin Dominique Quint war dabei die Sicht verstellt. Ann-Kathrin Voog brachte Ingolstadt, seinerseits im Powerplay, nach einem Schiefer-Schuss per Nachschuss wieder in Führung (34.).

Bitterer Beigeschmack für beide Mannschaften: In der 37. Minute stießen Ingolstadts Top-Centerin Celina Haider und Memmingens Leitwölfin Daria Gleißner zusammen. Haider musste mit einer großen Strafe wegen eines Bandenchecks ab zum Duschen und fehlt im kommenden Spiel gesperrt. Noch schlimmer traf es freilich die Memmingerin: Die Nationalverteidigerin Gleißner schied mit einer Knieverletzung aus.

Im Schlussdrittel gelang Charlott Schaffrath per Handgelenksschuss halbhoch durch die Torhüter-Schoner der frühe 2:2-Ausgleich (41.). Knapp vier Minuten vor dem Ende fiel dann die Entscheidung: Von hinter dem Tor zog Theresa Knutson nach vorne, legte quer – und Kluge traf am langen Eck zu Memmingens 3:2-Sieg.

„Die Ergebnisse gehen so in Ordnung. Wir wissen jetzt, was uns gegen Memmingen erwartet“, meinte Sohlmann. „Am Sonntag hätten wir uns aber fast für unseren hohen Einsatz mit einem Punkt belohnt. Die Einstellung stimmt, das ist zu diesem Zeitpunkt der Saison wichtig. In der Kabine habe ich gesagt: Die Playoffs beginnen im Februar, nicht Ende Oktober.“ Da war sie dann doch noch, die kleine Kampfansage aus Ingolstadt an Memmingen, die derzeit mit Abstand beste Mannschaft der Liga.

DK