Ryf, Haug, Sodaro und Philipp am Start
Challenge Roth: Auch bei den Frauen wackelt die Weltbestmarke auf der Triathlon-Langdistanz gewaltig

23.06.2023 | Stand 14.09.2023, 22:44 Uhr

Titelverteidigerin und Hawaii-Siegerin Anne Haug aus Bayreuth will auch heuer beim Challenge Roth an diesem Sonntag wieder ganz oben auf dem Treppchen stehen. Foto: Armer, dpa

Es liegt was in der Luft. Davon ist Chrissie Wellington überzeugt und will sich den mutmaßlich historischen Moment nicht entgehen lassen. Denn nicht nur beim Männer-Rennen des Challenge Roth könnte am Sonntag der Weltrekord fallen, sondern vor allem auch bei den Frauen.



Die einstige Triathlon-Dominatorin (viermalige Siegerin auf Hawaii, 2007 bis 2011, und dreimal beim Challenge Roth, 2009 bis 2011) kehrt in die fränkische Ausdauersport-Hauptstadt zurück und will ihre Nachfolgerin selbst krönen. Denn: Wellingtons Weltbestzeit von 8:18:13 Stunden wackelt. „Ich würde meine Hand dafür ins Feuer legen“, sagt Roth-Doppelsiegerin Anne Haug (rechtes Foto) aus Bayreuth, „das Feld gibt das her.“

„Wer das Rennen gewinnen will, muss wohl den Rekord brechen“



Die mit Abstand beste Startergruppe an Profi-Frauen aller Zeiten in Roth hat sich versammelt. Darunter die vielleicht allerbeste Triathletin jemals: Daniela Ryf aus der Schweiz, die fünfmal die WM auf Hawaii beziehungsweise in St. George gewonnen hat. Dazu die amtierende Ironman-Weltmeisterin Chelsea Sodaro, die Haug und Ryf auf Big Island abgehängt hatte. Und das nur zwei Jahre nach einer Babypause. „Wer das Rennen gewinnen will, muss den wohl brechen“, sagt auch Ryf vor ihrer Rückkehr zum Challenge, bei dem sie 2016 und 2017 ganz oben auf dem Treppchen stand und wie so viele ihre eigene Liebesbeziehung zu dem Langdistanz-Klassiker aufgebaut hat. „Das Rennen hat mir damals so viel gegeben“, berichtet sie über das Jahr 2016, als sie nach einem bitteren Ausstieg beim Ironman in Frankfurt schnell in Roth anheuerte und sich den Frust von der Seele siegte. „Das Rennen wird heiß und voller Passion“, prophezeit die 35-Jährige für den Sonntag. „Ein absolut perfekter Tag für einen Weltrekord.“

Amtierende Ironman-Weltmeisterin Sodaro startet erstmals



Die Konkurrentinnen dürften sich gegenseitig zu Höchstleistungen antreiben. „Wir spornen uns an und bringen das Beste aus uns heraus“, ist auch Überraschungsfrau Sodaro überzeugt, die sich mit 34 Jahren etwas plötzlich in der Weltspitze wiederfindet. Nach dem Hawaii-Triumph (und gesicherter Qualifikation für 2023) nutzte auch sie gleich die Chance, das bekannte Übersee-Rennen in den Kalender einzubauen. „Du bist kein vollständiger Triathlet, wenn du nicht in Roth gestartet bist“, erklärte sie lachend. Nach einem Höhentrainingslager in St. Moritz mit männlichen Trainingspartnern fühlt sich die Frau aus Wisconsin in so guter Verfassung wie vielleicht noch nie.

Laura Philipp blieb nur sieben Sekunden über dem Weltrekord

Ob diese Aussagen gepokert sind oder der Wahrheit entsprechen, werden Haug, Ryf, die Vorjahreszweite Fenella Langridge (linkes Foto) und auch Debütantin Laura Philipp am Sonntag sehen. Die 36-Jährige aus Heidelberg startet erstmals, 2019 hatte eine Verletzung das verhindert. „Es wird super schwierig, bei sich zu bleiben“, sagt die Hawaii-Vierte über ihre Gefühle und die Renntaktik. „Es wird viele Versuchungen geben“, das Tempo zu erhöhen oder zu überziehen, ist sich Philipp sicher. Sie schrammte übrigens beim Ironman Hamburg 2022 nur um sieben Sekunden an Wellingtons Bestmarke vorbei. In Anwesenheit der Weltrekordlerin wäre das Brechen – und der Roth-Sieg – natürlich noch einmal so schön.

DK