Eichstätt
Die Mama-Manufaktur

20.09.2010 | Stand 03.12.2020, 3:40 Uhr

Ausgefallenes Design und kräftige Farben: Taschen, Kissen, Kosmetik-Mäppchen, Buchumschläge und Untersetzer sind nur eine Auswahl der Produkte, die Dunja Bauer-Knopp, Sandra Fischer und Carola Langscheid (von links) in ihrer Werkstatt herstellen und verkaufen. - Foto: Peterhans

Eichstätt (DK) In der kleinen Manufaktur "Zwirn und Zwille" in Eichstätt dreht sich alles um den Werkstoff Filz. Dunja Bauer-Knopp, Sandra Fischer und Carola Langscheid produzieren und verkaufen hier Taschen, Schalen, Mäppchen und vieles mehr aus dem vielseitigen Material.

Wer es am liebsten gewöhnlich mag und gerne grau in grau trägt, der ist bei "Zwirn und Zwille" in Eichstätt definitiv verkehrt. Denn hier gibt es Taschen, Kissen und viele andere Accessoires, die nicht nur durch ihre kräftigen Farben und ihr extravagantes Design auffallen. Auch das Material ist eher ungewöhnlich. Alles was Bauer-Knopp, Fischer und Langscheid hier entwerfen und produzieren besteht aus Filz.
 

Der Laden ist Verkaufsraum und Werkstatt zugleich. Hinter einer Reihe aus Präsentationsregalen stehen drei Nähmaschinen an denen auch oft spätnachts noch gewerkelt wird. Die Produktpalette reicht vom Schlüsselanhänger für 4,50 Euro über Schalen für 42 Euro bis hin zur durchgestylten Handtasche für 240 . Auch Spezialanfertigungen stellen die Frauen von "Zwirn und Zwille" her. Beispielsweise Sitzbezüge oder Notebooktaschen nach Maß. "Wir haben auch schon mal eine hölzerne Garderobe mit Filz überzogen", sagt Bauer-Knopp.

Den Filz, den sie verarbeiten, walken die Drei aber nicht selber, das sei eher etwas für die "Öko-Ecke". Sie kaufen das Material schon fertig – und das ist nicht ganz billig. "Ein Quadratmeter kostet 80 bis 100 ", sagt Carola Langscheid. Deswegen wird auch jeder noch so kleine Schnipsel verarbeitet – beispielsweise als Glied in einer Halskette.

Filz habe viele praktische Eigenschaften, erklärt Bauer-Knopp. Er sei zum Beispiel durch den hohen Fettgehalt der Wolle wasserabweisend und ähnlich strapazierfähig wie Leder, nur leichter – und es müsse auch kein Tier dafür sterben. Außerdem lasse sich das Material sehr gut in knalligen Tönen einfärben. Zudem sei Filz gut geeignet zur Schalldämmung und er isoliere wunderbar gegen Kälte und Wärme. Und weil Filz auch schwer entflammbar ist, kann man aus ihm sogar Untersetzer für heiße Pfannen machen. Der Filz, den das Trio verarbeitet, stammt zu 100 Prozent aus Deutschland und besteht aus reiner Schurwolle.

Gelernte Schneiderin ist keine der Drei: Bauer-Knopp ist ausgebildete Werbefotografin, Fischer Innenarchitektin und Langscheid Diplom-Geografin. Alle drei sind um die 40 Jahre alt und haben Kinder im schulpflichtigen Alter. Weil sie sich auch um ihren Nachwuchs kümmern müssen, hat ihr Laden etwas ungewöhnliche Öffnungszeiten. Geöffnet ist Freitag von 10 bis 18 Uhr und Samstag von 10 bis 14 Uhr. Während der Schulzeit zusätzlich von Montag bis Freitag von 10 bis 12 Uhr – manchmal auch länger, das kommt immer drauf an, wie sie gerade Zeit haben. Wenn offen ist, hängt immer ein kleines Fähnchen draußen.

Offizielle Gründung ihrer Firma war im April 2006. Zuvor hatten sie einige Prototypen ihrer Produkte hergestellt und mit Verkaufsständen auf Weihnachtsmärkten das Interesse der Kunden getestet – und das war überwältigend, was das Trio in seiner Idee einer Firmengründung bestärkte. Inzwischen laufe der Laden gut. "Viele Kunden wollen das besondere – was eben nicht jeder hat", sagt Langscheid. Manchmal müssten sie sogar Aufträge ablehnen. Wenn jemand 100 Taschen bestellen möchte, dann ist das für die drei Mütter arbeitsmäßig einfach nicht zu stemmen.

Eigentlich sei der Raum, in dem sie jetzt auch verkaufen, mehr als Werkstatt gedacht gewesen, erklärt Bauer-Knopp. "Wir haben nicht geglaubt, dass es so gut läuft." Zusätzlich zu ihrer eigenen Ware, stellt das Trio auch Arbeiten anderer Künstler aus. Im Moment zum Beispiel Bilder der Münchner Künstlerin Andrea Hillen und gedrechselte Holzschalen von Johann Walk.

Der ausgefallene Unternehmensname "Zwirn und Zwille" ist Ergebnis langer gemeinsamer Tüftelei und Diskussionen. "Zwirn" stehe für die Tätigkeit des Nähens, erklärt das Trio. "Zwille" – also die Steinschleuder – symbolisiere die künstlerische Freiheit.

Die Kunden der kleinen Eichstätter Manufaktur sind übrigens zum überwiegenden Teil Frauen, was wohl hauptsächlich auf die Produktpalette zurückzuführen ist. "Nur vor Weihnachten kommen vermehrt Männer", sagt Fischer. "Die kaufen meist aber auch wieder etwas für ihre Frauen oder Freundinnen."