Ingolstadt
Verdacht auf illegale Abschalteinrichtung bei Audi-Modellen

08.05.2018 | Stand 02.12.2020, 16:26 Uhr

Ingolstadt (dpa) Im Diesel-Abgasskandal nimmt das Kraftfahrt-Bundesamt die VW-Tochter Audi ins Visier. Wegen des Verdachts auf eine unzulässige Abschalteinrichtung bei Audi V6TDI-Fahrzeugen der Modelle A6 und A7 hat die Behörde eine amtliche Anhörung eingeleitet, wie ein KBA-Sprecher am Dienstag in Flensburg sagte.

Zuvor hatte der „Spiegel“ darüber berichtet. Auch das Bundesverkehrsministerium bestätigte dies. In Deutschland seien rund 33.000 und weltweit insgesamt rund 60.000 zugelassene Fahrzeuge betroffen. Audi soll nach „Spiegel“-Informationen die Produktion der Wagen eingestellt haben.

Stadler verspricht rückhaltlose Aufklärung

Am Dienstagnachmittag bestätigte Audi Auffälligkeiten in der Motorsteuerung bei den V6-TDI-Motoren. Das sei dem Kraftfahrtbundesamt und der Luxemburgischen Zulassungsbehörde mitgeteilt worden, teilte Audi mit. Zudem seien die Auslieferungen gestoppt worden. Die Auffälligkeiten sollen demnach bei den nächsten Gesprächsrunden mit den Zulassungsbehörden im Detail erläutert werden. Der VW-Konzern sei ebenfalls über diesen Sachverhalt informiert worden.

„Wir informieren das Kraftfahrtbundesamt regelmäßig über die Ergebnisse unseres systematischen Motoren-Prüfprogramms", sagte Audi-Chef Rupert Stadler. Auffälligkeiten würde Audi an die Zulassungsbehörde mitteilen. "Unser höchstes Interesse gilt einer rückhaltlosen Aufklärung", sagte Stadler. Das hätte Audi auch in diesem Fall unverzüglich getan.

Der Autobauer hat nun in der Anhörung Gelegenheit, seine Sicht der Dinge darzulegen. Bestätigt es sich, dass die Fahrzeuge eine unzulässige Abschalteinrichtung haben, drohen verpflichtende Rückrufe, wie dies bereits bei Millionen von VW-Dieselautos der Fall war. Laut Ministerium sind die Emissionstypgenehmigungen der Fahrzeuge in Luxemburg erteilt worden.

Laut „Spiegel“ soll es sich um Audi A6-Fahrzeuge mit der neueren Schadstoffklasse Euro 6 handeln. Diese Autos seien mit einem sogenannten SCR-Katalysator zur Reinigung der Stickoxide ausgestattet. Dieser benötige für eine reibungslose Funktion Harnstoff - AdBlue, der in einem zusätzlichen Tank untergebracht sei. Der Harnstoff werde in den Abgasstrom eingespritzt und sorge dafür, dass die Stickoxide in harmlosen Stickstoff und Wasserdampf umgewandelt werden.

Damit der Kunde nicht selber Harnstoff nachfüllen müsse, sondern erst die Werkstatt beim nächsten Service, habe Audi die Einspritzung der Reinigungsflüssigkeit offenbar 2400 Kilometer bevor sie zuneige geht stark gedrosselt. In der Zeit, da die Zufuhr von Harnstoff abgeregelt sei, funktioniere der SCR-Katalysator zur Reinigung von Stickoxiden im Abgas nicht oder nur extrem eingeschränkt. Das giftige Gas entweicht damit laut Bericht in hohen Konzentrationen aus dem Auspuff.

Das Image des Diesel ist bereits schwer belastet. Gründe sind der Abgasskandal, bei denen unzulässige Abschalteinrichtungen eine Hauptrolle spielen, sowie drohende Fahrverbote für Diesel-Fahrzeuge. In vielen Städten werden Schadstoff-Grenzwerte überschritten. Dabei geht es um den Ausstoß gesundheitsschädlicher Stickoxide. Diesel sind ein Hauptverursacher. Die Neuzulassungen von Dieselfahrzeugen sind seit Monaten auf Talfahrt.