Fan-Anleihe - 4,5 Prozent mit Hertha BSC

28.03.2016 | Stand 02.12.2020, 20:02 Uhr

Bundesligist Hertha BSC Berlin leiht sich eine Million Euro bei den eigenen Fans. Dafür bekommen Anhänger des Berliner Clubs 4,5 Prozent Zinsen. Ein gutes Geschäft?

Am Samstag, den 19. März 2016 war es soweit: Fans von Hertha BSC Berlin konnten nicht nur den Sieg ihrer Mannschaft gegen den FC Ingolstadt feiern, sondern sich auch finanziell an ihrem Verein beteiligen. Innerhalb weniger Minuten war das komplette Kapital eingesammelt. ?Wir freuen uns sehr, als erster Verein in der Fußball-Bundesliga eine digitale Finanzierung umsetzen zu können, wobei die Erlöse unter anderem der digitalen Offensive des Klubs direkt zugutekommen werden?, erklärt Ingo Schiller, Geschäftsführer bei Hertha BSC, den Schritt.

Insgesamt leiht sich der Berliner Traditionsverein eine Million Euro über das Fintech-Unternehmen Kapilendo. Die Mindest-Anlage beläuft sich auf 100 Euro, maximal sind 10.000 Euro möglich. Die Laufzeit der Anleihe beträgt drei Jahre, bei jährlich 4,5 Prozent Zinsen. Zinseszinsen fallen keine an.

Mit Festgeld sind 1,40 Prozent drin
Mit 4,5 Prozent können derzeit Festgelder nicht mithalten. Bei gleicher Laufzeit können Sparer gegenwärtig bei Crédit Agricole und Klarna 1,45 bzw. 1,40 Prozent ergattern. Einlagen sind hier über das staatliche Einlagensicherungssystem bis 100.000 Euro pro Kunde und Bank geschützt. Kaum weniger Zinsen, aber ein Vielfaches an Sicherheit bietet die Deutsche Pfandbriefbank (Pbb direkt) mit einer Einlagensicherung von mehr als 618 Millionen Euro pro Anleger. Bei der Hertha-Anleihe gibt es keine Einlagensicherung. Das bedeutet: Im Falle einer Pleite der Hertha, ist das Geld weg. Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu Zahlungsstörungen in den kommenden zwölf Monate kommt, gibt Kapilendo mit 1,83 Prozent an.

Fan-Anleihe ist mit Vorsicht zu genießen
Neu ist das Konzept nicht. Auch andere Bundesligavereine bieten eine Fan-Anleihe an. Neu ist aber der Durchführungsweg: digital über eine Online-Plattform als Vermittler. ?Generell sind Anleihen von Fußballclubs mit Vorsicht zu genießen. Bei der Bank müssten die zumeist verschuldeten Vereine weitaus höhere Zinsen bezahlen, sofern Ihnen überhaupt ein Kredit zugestanden wird. Bei Fan-Anleihen verzichten die Anleger auf Rendite, für die Vereine sind sie damit ein willkommenes Finanzierungsinstrument?, kritisiert Henning Vöpel, Direktor und Geschäftsführer des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI). Zudem stehe bei Fußballvereinen eher der sportliche- als der wirtschaftliche Gewinn im Vordergrund. Auch Hertha BSC Berlin wies im Geschäftsjahr 2015 laut Kapilendo einen Buchverlust in Höhe von 7,6 Millionen Euro aus.

Tipp: Wer kein Fußballfan ist, kann getrost auf die Fan-Anleihe verzichten. Oder wie es Henning Vöpel ausdrückt: ?Fußballanleihen sind eher Papiere, die die heimische Wohnzimmerwand zieren. Fans erhalten eben eine emotionale Rendite, fühlen sich damit als Teil des Vereins und leisten auch ihren Anteil am Fortbestehen des Clubs. Dagegen ist nichts einzuwenden.?

Geldanlage-Vergleich: Diese Zinsen gibt es derzeit bei Tagesgeld, Festgeld und Sparbriefen." domain="www.donaukurier.de" class="more" target="_blank"%>