Augsburg
Roboterbauer Kuka braucht einen neuen Chef

Till Reuter verlässt das Unternehmen im Dezember - Finanzvorstand Peter Mohnen übernimmt vorübergehend

26.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:09 Uhr

Augsburg (DK/dpa) Rund zwei Jahre nach der Übernahme des Augsburger Roboterbauers Kuka durch Investoren aus China verlässt Konzernchef Till Reuter das Unternehmen.

Reuter werde "seine Vorstandstätigkeit im Dezember beenden", teilte Kuka gestern mit. Am Wochenende waren bereits die Verhandlungen zur Vertragsauflösung zwischen Reuter und Aufsichtsratschef Andy Gu bekannt geworden. Reuters Vertrag war erst im Frühjahr 2017 bis 2022 verlängert worden.

Angaben über die Gründe des vorzeitigen Abschieds machte das Unternehmen auch gestern nicht. Von Augsburgs IG-Metall-Chef Michael Leppek, dem stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden, gab es zunächst keine Stellungnahme. Aus Unternehmenskreisen verlautete, die Chinesen wollten im Tagesgeschäft stärker durchgreifen. Das Verhältnis zwischen Reuter und den Investoren habe sich zuletzt verschlechtert, hieß es.

Für Kontinuität soll nun Finanzvorstand Peter Mohnen sorgen. Er werde den Vorstandsvorsitz interimsweise ab dem 6. Dezember übernehmen, berichtete der Konzern. Zugleich soll Manager Andreas Pabst in dem zweiköpfigen Kuka-Vorstand vorläufig das Finanzressort übernehmen. Die Kuka-Aktie verlor nach dem Bekanntwerden der Ablösung Reuters bis zum Abend 4,66 Prozent auf etwa 65,40 Euro.

Reuter war seit 2009 Chef bei Kuka und führte das damals wirtschaftlich angeschlagene Unternehmen aus der Krise. Im vergangenen Jahr hatte der chinesische Hausgerätehersteller Midea den Kuka-Aktionären ein lukratives Übernahmeangebot mit 115 Euro pro Aktie gemacht und so nach langem Ringen rund 95 Prozent der Anteile an den Augsburgern übernommen. Reuter war damals ein vehementer Befürworter des Einstiegs der Chinesen. Er lobte, dass Midea eine weitreichende Investorenvereinbarung abgeschlossen und damit bis 2023 beispielsweise den Mitarbeitern eine Jobgarantie gegeben hatte. "Uns ist wichtig, dass Kuka unabhängig bleibt", sagte Reuter damals.

Kuka ist einer der technologisch führenden Hersteller von Robotern für die Industrie, insbesondere für Automobilhersteller. Aus Unternehmenskreisen verlautete nun, die Chinesen wollten die Integration vorantreiben und die Kontrolle auch auf das operative Geschäft von Kuka ausweiten. Die Eigentümer wollten ihre Vorstellungen durchsetzen und stärker die Führung in dem Augsbureger Unternehmen mit seinen rund 13710 Beschäftigten übernehmen. Zuletzt hatte Kuka nach einer langen Wachstumsphase seine Jahresprognose wegen eingetrübter Aussichten gesenkt. Für 2018 werde ein Umsatz von rund 3,3 Milliarden Euro erwartet statt der zuvor angepeilten Erlöse von mehr als 3,5 Milliarden Euro.