Oliver Zipse stellt neue Klima-Strategie vor

BMW-Chef will Konzern und Modelle nachhaltiger machen - Sieben Millionen ausgelieferte E-Autos bis 2030 geplant

27.07.2020 | Stand 23.09.2023, 13:10 Uhr
BMW stellt sich für die Zukunft auf. Geht es nach Konzernchef Oliver Zipse wird das Unternehmen nachhaltiger und ressourcenschonender - in Produktion und Nutzung der Modelle. −Foto: Weigel, Gollnow, dpa

München - "Freude am Fahren" - mit diesem Slogan wirbt BMW seit Jahren um die Kunden.

 

In Zukunft soll damit auch "Freude am guten Gewissen" verbunden sein. Im August ist Vorstandschef Oliver Zipse (kl. Foto) genau ein Jahr im Amt. Die zurückliegenden Corona-Monate, die auch für BMW herausfordernd waren, hat er dem Vernehmen nach zusammen mit einem kleinen Kreis um ihn keinen einzigen Tag im Homeoffice verbracht. Er habe die Zeit auch genutzt, um eine neue Klima-Strategie für den Premium-Hersteller auszutüfteln.

Niemand dürfe glauben, dass das Klima-Thema nach Corona vom Tisch sei, meint Zipse, das Gegenteil werde der Fall sein. In einem kleinen Journalistenkreis hat Zipse seine Pläne für eine Neuausrichtung am Montag erläutert. Im Zentrum der neuen Strategie, die die früheren Klima-Vorhaben nun bis 2030 fortschreiben soll: Reduktion von Kohlendioxid und die Verstärkung der Kreislaufwirtschaft. "Wir werden Jahr für Jahr über unsere Fortschritte berichten und uns an diesen Zielen messen lassen. Das wird auch in die Vergütung von Vorstand und Top-Management einfließen", sagt Zipse.

2019 habe der CO2-Fußabdruck eines durchschnittlichen Fahrzeugs des BMW-Konzerns bei 52 Tonnen gelegen. Im Jahr 2030 sollen es nur noch 33 Tonnen sein. Der neue Elektro-Wagen i4 liegt auf der Basis des Jahres 2019 bei 29 Tonnen CO2, soll aber durch die neue Strategie dann nur noch bei 13 Tonnen CO2 liegen. Der Hebel dabei: 100 Prozent grüner Strom bei der Batterie-Herstellung sowie in der Nutzung.

Notwendig sei die neue Strategie, so Zipse, weil sich aus den Zahlen ergebe, dass eine Elektrifizierung der Fahrzeugflotte mit dem heutigen Strommix dazu führen würde, dass im Bereich der Lieferkette die CO2-Emissionen sogar steigen würden. Deshalb wolle man mit den Lieferanten partnerschaftlich "wirksame Hebel zur CO2-Reduktion" erarbeiten - selbstverständlich auch über die Vergabekriterien für Aufträge. Bei den Batterie-Zulieferern, hier wird besonders viel Energie verbraucht, hat BMW bereits Verträge mit Herstellern geschlossen, die rein mit grünem Strom produzieren. "Das spart insgesamt 10 Millionen Tonnen CO2 bis 2030", erklärt Zipse.

 

Im eigenen Verantwortungsbereich der Produktion sei man bereits heute die Benchmark für den geringsten Ressourcenverbrauch, sagt der BMW-Chef. Ab 2020 komme der gesamte "Fremdstrombedarf" aus Erneuerbaren, ab dem nächsten Jahr seien alle Standorte dann CO2-neutral, und bis 2030 sollen alle eigenen CO2-Emissionen um 80 Prozent reduziert werden.

Zum Einsatz kommen soll ein bunter Strauß an Energien - von Wasserstoff und Biogas bis Biomasse und Geothermie. "Energielöcher" sollen gefunden, analysiert und ausgemerzt werden.

Im Bereich der Nutzung lautet das Ziel, bis 2030 mehr als sieben Millionen elektrifizierte Fahrzeuge ausgeliefert zu haben. Zwei Drittel davon sollen vollelektrisch sein - vor allem 7er-, 5er- und X1-Modelle. In Dingolfing sollen ab 2022 insgesamt 500000 E-Antriebe pro Jahr verbaut werden, bei den Hybriden solle die Alltagsreichweite erhöht werden, zudem stehe man bei den E-Antrieben in der fünften Generation.

Wasserstoff soll in Form einer Kleinserie eine Rolle spielen. Was den Wertstoffkreislauf angeht, so Zipse, würden Rohstoffe wie Kobalt und Lithium nur aus zertifizierten Minen in Australien und Marokko bezogen - wo menschenrechtskonform gearbeitet werde. Zudem würden die vorhandenen Kompetenzen im Bereich Recycling massiv erhöht. Hier stelle sich BMW zudem der Transparenz. 2018 seien 3,4 Millionen Pkw hierzulande neu zugelassen worden - zugleich seien 565000 Alt-Fahrzeuge angefallen. "Wir stellen Transparenz über Verbleib und Verwertung unserer Alt-Fahrzeuge und deren Ressourcen her", so der Konzernchef.

DK


 

Alexander Kain