Kosmetik "made in Bavaria"

02.10.2020 | Stand 02.12.2020, 10:26 Uhr
Blickt auf 30 Jahre Erfahrung in der Kosmetikbranche zurück: Barbara Ziegler mit einer Auswahl ihrer Produkte der Pflegelinie Spa Cosmetics. −Foto: Koch

Sie beliefern Großkunden und kleine Kosmetikstudios in ganz Deutschland und anderen Ländern: Barbara Ziegler und ihr Mann Maximilian Ziegler haben mit viel Herzblut in Münchsmünster (Kreis Pfaffenhofen) eine Manufaktur für Pflegeprodukte aufgebaut.

Münchsmünster - Kauft man sich irgendwo in Deutschland, Österreich, Litauen, Schweden, Kanada oder im Iran in einem Kosmetikstudio oder in einer Apotheke eine Creme, kann es durchaus sein, dass sie aus der Dirnbergermühle in Münchsmünster (Landkreis Pfaffenhofen) stammt. Die Schule für Kosmetik, Fußpflege und Wellness besteht seit 1989, dort bieten die Familie Ziegler und ihre Mitarbeiter Kurzzeit-Intensivausbildungen an. "Zu uns kommen Schüler aus der ganzen Welt", erzählt Barbara Ziegler. Diese machten sich nach ihrer Ausbildung oft selbstständig und eröffneten eigene Kosmetikstudios - oder sie arbeiten unter anderem in Wellnesshotels oder auf Kreuzfahrtschiffen.

Die Idee, eigene Kosmetika herzustellen, entstand Ziegler zufolge eher so nebenbei. "Ich habe mich damals gefragt: Was würde ich gerne haben? Was muss sie können?" In den 80er-Jahren entwickelte sie ihre ersten Produkte, "quasi im Keller", wie sie sagt. Schritt für Schritt nahm das Projekt in den 90ern Form an - bis Ziegler 2006 schließlich ihre Pflegelinie Spa Cosmetics gründete und 2012 eine eigene Manufaktur dafür aufbaute. Das Sortiment reicht heute von Gesichtscremes, -masken und Ampullen über Shampoos, Duschbäder, Bodylotions und Massageölen bis hin zu Peelings und Wimpernseren. Die Rohstoffe dafür werden aus Europa bezogen, "die Öle kommen zum Beispiel aus der Provence und die Duftstoffe aus Grasse", zählt Ziegler auf; andere Stoffe stammten aus zertifizierten Plantagen, so etwa das Kokosöl.

Derzeit werden alle Produkte auf Natürlichkeit und Nachhaltigkeit überprüft - und entsprechend verändert. "Insofern hat uns Corona in die Karten gespielt, weil wir genug Zeit hatten, uns zusammenzusetzen, neue Ideen zu entwickeln und sie auch umzusetzen", sagt Ziegler. Dabei musste natürlich alles mit den in Deutschland sehr strengen Regeln der Kosmetikverordnung übereinstimmen.

Die Kosmetik aus der Dirnbergermühle enthält inzwischen weder Silikone noch Parabene, kein Mikroplastik, Aluminium oder Mineralöl. Auch die Verpackungen sind recycelbar. "Bis Januar wollen wir den Relaunch-Prozess abgeschlossen haben." Sämtliche Produkte werden jedoch ausschließlich für den Groß- und Kleinhandel produziert. Wer sich dafür interessiert, kann diese also nicht direkt bei Ziegler oder über das Internet kaufen, sondern nur über die Kosmetikstudios oder Apotheken, die von der Dirnbergermühle beliefert werden.

Den Studios kreiert Barbara Ziegler auf Wunsch in ihrem Labor im nahegelegenen Neustadt (Landkreis Kelheim) sogar eine eigene Kosmetiklinie: Mit ihrer bewährten Rezeptur als Basis - und den Vorlieben der jeweiligen Studiobetreiberin, was zum Beispiel bestimmte Wirkstoffe, wie etwa Stammzellen der Orchidee, oder den Duft angeht. Individuell werden dann auch der Namen, das Logo und die Verpackung gestaltet. "Damit haben die Kosmetikerinnen ein Alleinstellungsmerkmal und können sich besser mit den Produkten identifizieren", weiß Ziegler.

Aus den vielen Zutaten in den Laborräumen, die sich sorgfältig sortiert und beschriftet in unzähligen Gläsern, Kisten, Säcken und anderen Behältern stapeln, entstehen in Zusammenarbeit mit zwei Chemikern dann weit über 1000 Rezepturen. "Die Chemiker, beide Männer, denken in Formen und Strukturen; ich als Frau beschäftige mich mehr mit Haptik, Geruch und Aussehen", meint die Chefin lächelnd. "Wir ergänzen uns da recht gut." An erster Stelle stehe aber natürlich die Wirksamkeit. "Die Jungend will immer den Glam-and-Glow-Effekt, die Älteren wollen eine gute Anti-Aging-Pflege." Wobei Ziegler das Wort "Anti-Aging" überhaupt nicht passend findet. "Frauen sollten zu sich und ihrem Alter stehen", ist sie überzeugt. "Wir können die Zeit nicht zurückdrehen. Das Ziel von Kosmetik ist auch nicht, dass jede einzelne Falte verschwindet. Es ist etwas Schönes zu altern - aber eben gepflegt."

Anfangs flatterten ihrer Manufaktur Bestellungen für fünf oder sechs Produkte ins Haus, "mittlerweile gehen die Bestellungen in den 5000er-Bereich". Ziegler sucht daher gerade nach einer geeigneten Lagerhalle, in der sie auch ihr Labor neu einrichten kann, denn das bisherige stößt an seine Kapazitätsgrenzen. Dort werden die Kosmetika nämlich nicht nur entwickelt, sondern auch verpackt und versendet. Insgesamt arbeiten 24 Angestellte und fünf Lehrkräfte für die Dirnbergermühle. Inzwischen hat Tochter Julia die Kosmetikschule übernommen, daher kann sich Barbara Ziegler nun voll auf ihre Manufaktur konzentrieren. Perspektivisch steht aber auch hier ihr zukünftiger Schwiegersohn Manuel als nächste Generation bereit. An ihrem nächsten Projekt tüftelt die 57-Jährige bereits: die Herstellung eigener Parfüms.

DK