"Fast alle Baustellen laufen wieder"

Schrobenhausener Bauer AG spürt dennoch die Folgen der Corona-Krise - Keine Dividende für 2019

25.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:06 Uhr
Der Lake Okeechobee ist mit einer Ausdehnung von 56 km Länge und 48 km Breite der größte Süßwassersee im US-Bundesstaat Florida. Um ihn herum verläuft der 225 Kilometer lange Herbert-Hoover-Deich. Zur Instandsetzung eines Teilabschnitts des Deichs wurde Bauer mit der Herstellung einer rund 13,5 Kilometer langen Dichtwand beauftragt. −Foto: Bauer

Schrobenhausen - Für die Schrobenhausener Bauer AG war es eine Premiere: Erstmals fand die Hauptversammlung des Maschinenbauers und Spezialtiefkonzerns am Donnerstag virtuell statt.

 

Das Unternehmen hatte ein anspruchsvolles Geschäftsjahr 2019 verzeichnet: "Wir hatten letztes Jahr mit einigen Herausforderungen zu tun, uns aber auch neue Chancen in Themen wie der Digitalisierung geschaffen", sagte der Vorstandsvorsitzende Michael Stomberg laut Pressemitteilung. Die Hauptversammlung war nicht öffentlich.

Die Aktionäre stimmten mit großer Mehrheit für die zur Beschlussfassung stehenden Punkte der Tagesordnung und unterstützten damit die Vorschläge der Verwaltung, hieß es weiter. Bei der Gewinnverwendung war für das vergangene Geschäftsjahr keine Dividende vorgesehen. "Uns ist es wichtig, die Anteilseigner angemessen am Ergebnis zu beteiligen, aktuell muss aber die Sicherung der Eigenkapitalquote Vorrang haben", betonte Stomberg.

Die Gesamtkonzernleistung lag im vergangenen Jahr mit 1,6 Milliarden Euro um 5,4 Prozent unter dem Vorjahr. Das Ebit ging von 100,1 Millionen Euro auf 22,5 Millionen Euro sehr deutlich zurück. Das Ergebnis nach Steuern war mit minus 36,6 Millionen Euro deutlich negativ. Im Vorjahr erzielte der Konzern noch einen Gewinn von 24,1 Millionen Euro.

"Der Konzernverlust ergab sich laut Konzern maßgeblich durch ein Urteil aus einem Berufungsverfahren gegen eine Schiedsgerichtsentscheidung aus dem Jahr 2018. Aufgrund des Urteils musste eine erhebliche Wertberichtigung in Höhe von etwa 40 Millionen Euro vorgenommen werden, so Stomberg. "Wir haben uns die Ziele gesetzt, ein Leistungswachstum von 3 bis 8 Prozent, eine Ebit-Marge von 7 bis 9 Prozent sowie eine Eigenkapitalquote von mehr als 30 Prozent zu erreichen. Diese Ziele haben wir im vergangen Jahr nicht erreicht", sagte der Vorstandschef weiter. "Der Auftragsbestand des Konzerns lag mit 1,03 Milliarden Euro unverändert auf sehr erfreulichem Niveau und mit 1,4 Prozent leicht über dem Vorjahr von 1,01 Milliarden Euro. " Hinsichtlich der Finanzierung berichtete der Vorstandschef, dass eine einvernehmliche Lösung mit allen betroffenen Finanzpartnern gefunden wurde. Der Konzern hatte aufgrund des Verlusts zum Jahresende 2019 seine mit den Banken vereinbarten Covenants nicht einhalten können.

Stomberg gab auch einen Ausblick auf die weitere Geschäftsentwicklung. Herausforderungen für das Unternehmen ergäben sich vor allem aus der Corona-Pandemie und deren Folgen, die sich derzeit in den Segmenten Bau und Maschinen bemerkbar machen. In einigen Ländern gelten Ausgangsbeschränkungen beziehungsweise -sperren, die Behinderungen bis hin zu kompletten Stillständen der Bautätigkeit zur Folge haben - "zum Beispiel in den Philippinen und in Malaysia". In den USA dagegen habe man einen sehr guten Auftragsbestand. Leider fehle es an Personal, um die Leistung weiter zu steigern. Die aktuelle Einreisepolitik der US-Regierung mache es unmöglich, Mitarbeiter aus Europa einzufliegen.

Im Segment Maschinen sei der Auftragseingang sowie der Umsatz deutlich zurückgegangen. Weltweit herrsche bei den Kunden eine Investitionszurückhaltung aufgrund der anhaltenden Unsicherheiten. Als Folge hatte Bauer am 17. Juni 2020 die bisher gegebene Prognose zurückgenommen und vorerst keine konkrete neue Prognose für das Geschäftsjahr 2020 abgegeben.

"Bei den Kennzahlen des 1. Quartals 2020 ist vor allem erkennbar, dass die ersten drei Monate und die Corona-Pandemie hier zumindest in den Zahlen noch wenige Spuren hinterlassen haben. Die Gesamtkonzernleistung und das Ebit sind hier aber bereits zurückgefallen", erklärte Stomberg. "Da wir aber einen Auftragsbestand auf Rekordniveau haben und jetzt fast alle Baustellen wieder laufen, werden wir auch wieder Leistung bringen können. Allerdings ist es unsicher, ob wir die verlorenen Wochen und Monate wieder so aufholen können. Im Segment Resources sind wir erfreulicherweise kaum von der Corona-Pandemie betroffen und auch unsere Restrukturierungsmaßnahmen tragen Früchte. Sowohl der Umweltbereich als auch das Geschäft mit Brunnenausbaumaterial sind über Plan", führte der Vorstandschef weiter aus.

DK