Ein Quattro mit Elektroantrieb

21.02.2020 | Stand 23.09.2023, 10:48 Uhr
Ist stolz auf den Audi Quattro, mit dem er 1984 Weltmeister wurde: der Schwede Stig Blomqvist (73). −Foto: Schneider

Audi treibt seine Elektrooffensive voran: Beim Genfer Autosalon soll der neue e-tron S offiziell vorgestellt werden. Rallye-Weltmeister Stig Blomqvist
hat den Quattro in Neuburg getestet.

 

Neuburg - Keine vier Sekunden braucht Stig Blomqvist, um den e-tron S mit mehr als 100 Kilometern pro Stunde über den Asphalt zu jagen. "Sehr einfach zu fahren, ein tolles Auto", sagt Blomqvist und lacht. Der 73-Jährige muss es wissen: Er sitzt heute am Steuer dieses Wagens, den Audi mit einem Antrieb aus drei E-Motoren in die Serienproduktion schicken will. Praktisch der Quattro der "neuen Generation", wie ihn der Ingolstädter Autobauer nennt. Und Blomqvist ist 1984, im Alter von 38 Jahren, mit einem Audi Quattro Rallye-Weltmeister geworden.

Der neue e-tron S und der e-tron S Sportback sollen beim Genfer Autosalon Anfang März erstmals einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt werden. "Es sind die ersten Elektroautos mit drei Motoren", erklärt Audi-Sprecher Josef Schlossmacher. Die drei E-Maschinen, von denen zwei an der Hinterachse sitzen, geben nach Angaben des Ingolstädter Autobauers gemeinsam 370 Kilowatt Boostleistung und 973 Newtonmeter Drehmoment ab. Durch eine intelligente Antriebsregelung habe man zudem eine voll variable Momentenverteilung an der Hinterachse. Will heißen: Die beiden Motoren dort werden voneinander getrennt gesteuert. Jeder schickt die Antriebskräfte über ein Getriebe direkt auf das Rad, ein mechanisches Differenzial existiert nicht mehr. "40 Jahre nach Einführung der Quattro-Technologie hebt Audi damit das Prinzip der vier angetriebenen Räder auf ein völlig neues Technikniveau", so der Sprecher.

 

Der Motor an der Vorderachse ist beim e-tron S an sich unbestromt und wird nur zugeschaltet, wenn mehr Leistung gefordert wird oder wenn der Fahrbahngrip nachlässt. "So lassen sich die Vorteile des herkömmlichen Sportdifferenzials ins Elektro-Zeitalter überführen", erläutert der Audi-Sprecher beim Pressetermin im Driving-Center im Neuburger Stadtteil Heinrichsheim. Dort tummeln sich an diesem Tag Fachjournalisten aus aller Welt - beispielsweise vom US-amerikanischen Fachmagazin "Car and Driver" mit einer Gesamtauflage von 1,23 Millionen sowie aus Spanien, Schweden und Italien.

Blomqvist macht es sichtlich Spaß, mit dem e-tron S im Audi-Driving-Center über den Asphalt zu jagen - und dabei den Quattro-Antrieb bis aufs Äußerste zu kitzeln. Den Beifahrer drückt es dabei schon einmal ordentlich in den Sitz, die Reifen quietschen in der Kurve. "Ich könnte mir ja schon vorstellen, privat so ein Auto zu fahren", meint der elffache Rallye-Gesamtsieger. Und auch Rennen könnte man mit dem e-tron S sicher gut fahren, zeigt sich Blomqvist überzeugt, während er mit ordentlich Geschwindigkeit auf eine Bande zurast und im letzten Moment die Kurve nimmt. Aber er hält die Infrastruktur drumherum noch zu unausgegoren - etwa, was die Batterien in einem Brandfall anbelangt. "In ein paar Jahren geht das problemlos", sagt der Schwede.

Genaue Verbrauchswerte des Autos stehen noch nicht fest, das soll in einigen Wochen der Fall sein. Und die Serienproduktion? "Das ist nur noch eine Sache von Monaten", so Schlossmacher.

DK

Marco Schneider