Apps erobern zunehmend Wirtschaftswelt

Firmen setzten auf leicht erweiterbare, modulare IT-Lösungen - Ingolstädter TW Soft hat sich darauf spezialisiert

12.06.2020 | Stand 02.12.2020, 11:11 Uhr
Enterprise-Apps werden laut Manfred Hüttner und William Kessler (von links) von TW Soft in Ingolstadt immer gefragter. −Foto: TW Soft

Ingolstadt/München - Digitalisierung: Noch vor wenigen Jahren für viele ein Fremdwort. Das hat sich aber dramatisch verändert. Heute nutzt beinahe jeder digitale Anwendungen - mal mehr, mal weniger. In der Wirtschaft ist das nicht anders. Firmeninterne Applikationen, also Enterprise-Apps, halten in den täglichen Arbeitsalltag vieler Menschen Einzug.

 

Eine Firma, die sich in diesem Bereich spezialisiert hat, ist die TW Soft GmbH mit Sitz in Ingolstadt. "In den vergangenen Jahren merkt man recht deutlich, dass Anwendungen wie Enterprise-Apps, mit denen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eines Unternehmens arbeiten, immer stärker nachgefragt werden", meint William Kessler. Er ist Projektmanager bei TW Soft. Er erläutert, worin die Schwierigkeit besteht: "Das große Problem ist immer, wie man die bestehenden unternehmenseigenen Systeme mit einer neuen Applikation verbindet. " Hier hätten vor allem große Unternehmen Schwierigkeiten. Und hierfür hat das Unternehmen, dass eine Division der Münchner Teamware Gruppe ist, eine Cloud-Lösung entwickelt.

Diese trägt den Namen "Secure WebBox" und kommt bei vielen Anwendungen des Unternehmens zum Einsatz. "Die Kunden legen natürlich großen Wert auf die Sicherheit ihrer Daten. Unsere Gateway-Lösung arbeitet daher cloud-basiert und verschlüsselt", sagt Manfred Hüttner. Der 48-Jährige ist Geschäftsführer der TW Soft. Er war lange für den Volkswagen-Konzern tätig und beschäftigte sich dabei unter anderem mit den für Erprobungs- und Abnahmefahrten notwendigen digitalen Prozessen.

Später führte ihn sein Weg zu TW Soft - wo er erneut mit Erprobungsfahren in Kontakt gekommen ist. "Viele Autobauer wollen die Zahl an Erprobungsträgern reduzieren. Diese sind je nach Stadium sehr teuer", so Hüttner. Solche Fahrzeuge seien auf der ganzen Welt unterwegs und lieferten für den Hersteller wertvolle Daten. "Noch vor einigen Jahren wurde hier vor allem mit Excel gearbeitet - samt händischer Eingabe. Bis die Daten, die in der Wüste oder am Nordkap gesammelt wurden, bei der Technischen Entwicklung oder anderen Abteilungen ankamen, verging nicht selten viel Zeit", erklärt Helena Pelzer, bei TW Soft für die Kommunikation zuständig. Hierfür habe man für einen bekannten Autokonzern eine Anwendung entwickelt, mi deren Hilfe Daten quasi in Echtzeit übermittelt und genutzt werden.

Die ganze Teamware Gruppe mit ihren rund 100 Mitarbeitern zählt unter anderem deutsche Sportverbände, die Allianz oder den BR zu ihren Kunden. Die TW Soft mit gut 20 Mitarbeitern in Ingolstadt ist zudem viel im für die Region so typischen Automotiv-Sektor unterwegs. Dazu passt ein weiteres Projekt, welches das Team von Manfred Hüttner für einen Autohersteller betreut hat. Es geht einfach ausgedrückt um Fahrzeuglogistik. Auf einem riesigen Werksgelände werden oft Hunderte Autos gelagert. "Vor allem Prototypen oder nicht zugelassene Fahrzeuge, die lediglich anhand ihrer Fahrgestellnummer zu identifizieren sind, muss man da hin und wieder suchen", sagt Kessler. Dabei sei etwa die manuelle Eingabe eine Fehlerquelle. "Hier musste eine einfache Lösung her. Die Wahl fiel auf Fahrzeugschlüssel mit QR-Code", sagt Kessler. Dieser enthält dann Daten zum Fahrzeug wie etwa die Fahrgestellnummer. Im Nachgang erhält das Fahrzeuge im bestehenden System die passende Standortinformation zugewiesen.

Bei derartigen Lösungen liegt die Schwierigkeit laut Hüttner aber nicht in der Anwendung an sich, sondern ganz wo anders: "In diesem Fall lagen ältere Systeme zugrunde, die aber weiterhin laufen sollten. Wir mussten daher eine App entwickeln, die auf diese älteren Systeme aufsetzt, welche die einzelnen vorhandenen Systeme verknüpft und weiter nutzbar lässt. "

Tatsächlich ist die Erstellung von neuen Schnittstellen in der IT-Branche zu einem wichtigen Unternehmensfeld geworden. Alte Systeme zu ersetzen ist oft teuer und zeitaufwendig. Großkonzerne greifen hier lieber auf Lösungen zurück, die neue Anschlussstellen schaffen. Kessler bestätigt das und erzählt aus der Praxis: In der Vergangenheit hätten viele Unternehmen ihre Systeme auf einer technologischen Grundlage aufgebaut. "In den folgenden Jahren ist dann immer wieder angebaut worden, was große und langsame Systemen zur Folge hatte. " Hier habe ein Wandel stattgefunden, findet Kessler. Unternehmen wollten nun modulare Ansätze, die es ihnen erlaubten, frei und einfach neue Teile an die bestehenden anzuhängen, erklärt er. Das bedeute aber auch, dass Anbieter austauschbar werden und somit der Wettbewerb zunimmt.

DK