Kelheim
Schwarz-Rot-Gelb für Kelheim

Die drei Landtagsabgeordneten aus dem Landkreis setzen sich gemeinsam für ihre Heimat ein

26.07.2013 | Stand 02.12.2020, 23:51 Uhr

Drei, die sich verstehen: Die Landtagsabgeordneten Andreas Fischer (FDP/v.l.), Johanna Werner-Muggendorfer (SPD) und Martin Neumeyer (CSU) wollen sich weiterhin gemeinsam für ihren Landkreis einsetzen - Foto: Janda

Kelheim (sja) Die schwarz-rot-gelbe Koalition dauert rund eineinhalb Stunden. So lange nehmen sich die drei Kelheimer Landtagsabgeordneten Zeit, um über die Zukunft des Landkreises zu sprechen. An Handlungsbedarf mangelt es nach Meinung von Johanna Werner-Muggendorfer (SPD), Martin Neumeyer (CSU) und Andreas Fischer (FDP) nicht. Aus diesem Grund wollen alle drei ihre Arbeit in München auch in der nächsten Legislaturperiode fortsetzen. Und zwar am liebsten gemeinsam, wie die drei Politiker betonen.

GYMNASIUM NEUSTADT

Eine Herzensangelegenheit ist für alle drei Abgeordneten das von vielen Seiten geforderte Gymnasium für Neustadt. „Ich glaube, das würde sehr gut herpassen“, sagt Werner-Muggendorfer, die eine weiterführende Schule in ihrem Heimatort bisher schmerzlich vermisst. Besonders wichtig ist ihr und ihren beiden Kollegen aber, dass das vierte Gymnasium im Landkreis – neben Kelheim, Mainburg und Rohr – keine der anderen Schulen gefährden darf. Darin sind sich die Abgeordneten mit dem bayerischen Kultusministerium einig. Jedoch rechne sie etwas anders als Kultusminister Ludwig Spaenle, betont Werner-Muggendorfer, die durchaus mit einer kleineren Schule leben kann, „Das muss nicht immer ein 100er-Gymnasium werden.“ Zugleich sieht sie in einer Bildungseinrichtung durchaus einen Standortfaktor. „Das Musterbeispiel dafür ist Beilngries“, sagt sie. „Mit der Schule kommen auch die Menschen.“ Dass der Bedarf für Neustadt in den nächsten Jahren kommen wird, ist nach Aussage von Andreas Fischer angesichts steigender Schülerzahlen bei den Gymnasien zu erwarten. „Bis dahin müssen wir abwarten“, betont der Abensberger Neumeyer, in dessen Heimat die Neustädter Forderung durchaus umstritten ist. Er erinnert jedoch an die schwierige Entstehung der Realschule Mainburg. „Die war auch nicht gottgegeben, da gibt es so viele Sachen, die passen müssen.“ Sobald alle Voraussetzungen erfüllt sind, sieht er jedoch keine Hindernisse.

 

ENERGIEWENDE

Der Landkreis Kelheim wird nicht um den Ausbau regenerativer Energiequellen herumkommen. Darin sind sich die drei Abgeordneten einig – wohl wissend, dass sie damit nicht überall in der Bevölkerung Begeisterung auslösen. „Wer A sagt, muss auch B sagen“, betont Werner-Muggendorfer, die sich des Gegenwinds einiger Bürger durchaus bewusst ist. Für Neumeyer steht jedoch gerade das Kelheimer Land in der Verantwortung. „Wir sind der Landkreis mit dem zweithöchsten Energiebedarf in Bayern“, betont er und erinnert an die vielen Arbeitsplätze in der Industrie. Um diese zu sichern, müssten sich die Bürger schlicht und ergreifend mit Windrädern und anderen stromerzeugenden Anlagen in ihrer Nachbarschaft abfinden. „Nicht unbedingt direkt neben ihren Häusern“, stellt Neumeyer klar, „aber durchaus in der Nähe.“

 

HOCHWASSERSCHUTZ

Das Hochwasser vor einigen Wochen hat den Abgeordneten eines gezeigt: Es muss etwas passieren. „Gerade die kleineren Orte – Gundelshausen, Staubing, Stausacker – sind Themen“, betont Neumeyer. Der CSU-Abgeordnete und Integrationsbeauftragte der bayerischen Staatsregierung fordert deshalb intensive Gespräche mit der Landwirtschaft. „Wir brauchen Retentionsflächen“, sagt er. „Nur einen technischen Hochwasserschutz kann es im Landkreis nicht geben.“ Über Enteignung kann das jedoch nicht passieren, will Neumeyer klargestellt wissen. Gleichzeitig sprechen sich alle drei für einen besseren Versicherungsschutz für Betroffene aus, der auch Hagelschäden umfasst. „Gerade für unsere regionalen Produkte ist das wichtig“, sagt er.

 

FORSCHUNGSZENTRUM

Der Traum vom Forschungszentrum in Kelheim ist noch nicht ausgeträumt. Ganz im Gegenteil. Für FDP-Politiker Fischer hat er gerade begonnen. „Der Einstieg ist getan, in der nächsten Periode müssen wir dranbleiben“, sagt der Abensberger zu den im Staatshaushalt bereitgestellten Mitteln für ein Forschungszentrum für biobasierte Hochtechnologiefasern. Eine halbe Million Euro finden sich derzeit in dem Zahlenwerk. „Nicht die Menge, die nötig gewesen wäre“, findet Fischer, der in dem Projekt eine Chance für die hiesige Wirtschaft sieht. Die Gesamtkosten sind mit rund 16 Millionen Euro beziffert.

 

AUTOBAHNEN

Voller Sorge beobachten die drei Landtagsabgeordneten die Situation auf den Autobahnen. Nach dem tödlichen Blow-Up auf der A 93 bei Abensberg herrscht auf den Betonpisten über weite Strecken ein Tempolimit von 80 Kilometer pro Stunde. Da die Autobahnen jedoch kein Thema der Landespolitik sind, wissen die drei Abgeordneten wenig. Wie Martin Neumeyer aber erfahren hat, sollen Bewegungsfugen in regelmäßigen Abständen – wie bei Brücken – das Problem lösen. Die Abgeordneten wollen die Entwicklung weiter verfolgen.

 

KENNZEICHEN

Keine Einigkeit unter den Kelheimer Mandatsträgern herrscht in Sachen Kennzeichenliberalisierung. Andreas Fischer sieht darin einen Beitrag für das Zusammengehörigkeitsgefühl der Menschen. „Ich glaube nicht, dass das den Landkreis spaltet“, sagt er. Das sehen seine Kollegen von CSU und SPD anders. „Das Zusammenwachsen des Landkreises hängt nicht von Schildern ab“, sagt Neumeyer. „Mein Herz hängt nicht davon ab“, findet Werner-Muggendorfer. Beide können sich daher ein noch offeneres System gut vorstellen. Wie berichtet, gibt es seit einigen Wochen im Landkreis neben KEH auch wieder die Abkürzungen RID (Riedenburg), MAI (Mainburg), PAR (Parsberg) und ROL (Rottenburg an der Laaber).