Ingolstadt
"Machtmonopole brechen"

FDP-Bundestagskandidat Anton Brandl setzt auf liberale Werte und Positionen

30.07.2013 | Stand 02.12.2020, 23:50 Uhr

Ein FDP-Politiker und Apotheker, der auf die heilende Kraft des Liberalismus vertraut: Anton Brandl an seinem Ingolstädter Lieblingsort, dem Arzneipflanzengarten der Alten Anatomie - Foto: Silvester

Ingolstadt (DK) Kennern der Ingolstädter Kommunalpolitik ist er längst ein Begriff, denn Anton Brandl tut sich oft als meinungsfreudiger Mensch hervor. Jetzt kandidiert der 51-jährige Apotheker, der dem FDP-Kreisvorstand angehört, für den Bundestag. Sein großes Vorbild: Sabine Leutheusser-Schnarrenberger.

Sein liberales Urerlebnis ereilte ihn im Theaterrestaurant. Hier besuchte Anton Brandl vor zehn Jahren eine Veranstaltung der FDP mit der Ingolstädter Stadträtin Christel Ernst und der (damals ehemaligen) Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger. Das Thema: Patientenrechte. Allem voran: ihre Unveräußerlichkeit, eine klassische Position der FDP. „Frau Leutheusser-Schnarrenbergers Auftritt hat mich unglaublich beeindruckt“, erzählt Brandl. Dann ergab es sich, dass er Christel Ernst und ihre Gastrednerin noch ein Stück Richtung Hallenbadparkplatz begleitete, denn Brandl wohnt ganz in der Nähe. „Auf dem Weg habe ich spontan beschlossen, der FDP beizutreten.“ Dies tat er sofort kund; die liberalen Damen vernahmen es natürlich gern. „Ich habe das auch gleich gemacht!“ Und nie bereut.

Anton Brandl steht zu seiner FDP, selbst in harten Zeiten wie diesen. Mitten im Umfragetief der Liberalen, die vor vier Jahren beachtliche 14,6 Prozent geholt hatten – und jetzt um den Einzug in den Deutschen Bundestag bangen müssen. Brandl redet nicht drum herum, er weiß, dass der Weg nach unten von so mancher Enttäuschung der Wähler gesäumt wird. „Es war damals das Jahr der schwersten Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit. Da hat es der wirtschaftliche Rahmen leider nicht zugelassen, alle Versprechen sofort zu erfüllen.“ Trotz Regierungsbeteiligung gelang es der FDP nicht, die Steuern im gewünschten Umfang zu senken. „Aber man muss auch all das Positive sehen“, sagt Brandl, etwa den Zuwachs bei den Real-Nettolöhnen seit 2009. Oder die Region Ingolstadt: „Wir haben Vollbeschäftigung. Das ist ein Grund, zufrieden zu sein.“ Aber kein Anlass, zu rasten. „Gerade wegen der starken Abhängigkeit speziell von Audi darf man nichts einfach so laufen lassen.“ Zumal in einer Welt, „in der alles nur einen Mausklick auseinanderliegt“; da würden internationale Entwicklungen sofort unmittelbare Konsequenzen für die Region zeitigen. „Da muss man immer am Ball bleiben!“

Sein Spezialgebiet ist die Gesundheitspolitik; für einen Apotheker liegt das nahe. „Trotz einiger Punkte, an denen man Kritik üben kann, ist unser Gesundheitssystem dennoch eines der besten der Welt!“ Er erinnert an die freie Arztwahl; in vielen Ländern kenne man derlei gar nicht. „So muss es sein. Bürger, die etwas leisten, die rackern und einzahlen, sollen Wahlfreiheit haben!“ Ein Satz wie aus dem Poesiealbum der FDP. Und für Brandl eine Art Grundgesetz, schließlich hat er täglich auf diesem Feld zu tun.

Ignoranz gegenüber dem Jargon seiner Partei ärgert ihn. Etwa das mit dem Wirtschaftsliberalismus. „Das bedeutet eben nicht ,Alle Macht den Großen’. Sondern es bedeutet in erster Linie: Machtmonopole in Wirtschaft und Politik sind zu verhindern oder zu brechen!“ Dieser Grundsatz habe schon „fast etwas Religiöses“, findet Brandl. Wirtschaftsliberalismus strebe also nicht nach der Herrschaft, sondern nach Gerechtigkeit und möglichst freier Entfaltung des Individuums. „Auch wenn die Wirklichkeit leider manchmal anders aussieht.“

Theorie ist nicht seine Welt, und mit Dogmen braucht man Brandl gar nicht zu kommen. Als Geschäftsmann ist er unmittelbar den Launen der Realität ausgesetzt. Er repräsentiere den Typus des „kleinen, unabhängigen Ladenbetreibers“, sagt er, „auch wenn der heute leider ein Auslaufmodell ist“.

Brandls Eltern haben es „aus einfachen Verhältnissen zu etwas gebracht“. Ein Großvater arbeitete als Rangiermeister bei der Eisenbahn, der andere als Schlosser bei der Despag. „Mein Vater war als Apotheker der erste Akademiker der Familie. Unsere Mutter war Bankkauffrau bei der Sparkasse – beide sind also typische Vertreter der Aufbaugeneration nach dem Krieg.“

1959 eröffnete der Vater, Anton Brandl sen., am Rathausplatz die Franziskus-Apotheke. „Er hat immer die CSU gewählt, aber unsere Mutter hat dafür viel liberalen Geist in die Familie gebracht.“

Anton Brandl, Jahrgang 1962, ging aufs Reuchlin-Gymnasium. Siegfried Bauer, Grandseigneur der Ingolstädter Liberalen und seit drei Jahrzehnten ein unermüdlicher Dauerwahlkämpfer, war sein Lehrer. Nach dem Abitur studierte Brandl wie der Vater Pharmazie in München und belegte zusätzlich das Fach Gesundheitsökonomie. Nach dem Examen arbeitete er unter anderem in einer Krankenhausapotheke. 1990 pachtete Brandl die Obere Apotheke, die er bis heute betreibt.

Hier am Schliffelmarkt hält er die Fahne des Gesundheitswesens und des kleinen, aber freien Unternehmertums in die Höh’, auch wenn es mit der Entfaltung des Wirtschaftsliberalismus ab und an etwas hapert. „Wir Apotheker erleben immer wieder schwierige Zeiten“, sagt er. Doch wie heftig die Schwingungen der Konjunktur auch ausfallen mögen, Brandl weiß: „Das Team hält zusammen.“