Pobenhausen
Prognose aus Pobenhausen

Meinungsforscher schicken Mitarbeiter in 640 Wahllokale – einen davon auch ins Schrobenhausener Land

20.09.2013 | Stand 02.12.2020, 23:39 Uhr

 

Pobenhausen (SZ) Es ist immer wieder erstaunlich: Kaum sind die Wahllokale geschlossen, gibt es schon die erste Prognose. Dafür verantwortlich sind die Meinungsforschungsinstitute, die ihre Mitarbeiter am Sonntag in unzählige Wahllokale schicken – einen auch in den Karlskroner Ortsteil Pobenhausen.

In 640 Wahllokalen werden bundesweit Mitarbeiter des Instituts infratest dimap Wähler befragen, kurz nachdem diese ihre Stimme abgegeben haben. Die Ergebnisse der natürlich freiwilligen und anonymen Befragungen übermitteln die Mitarbeiter dann an die Zentrale nach Berlin, wo die Daten so aufbereitet werden, dass sie die Grundlage der Wahlprognose bilden, die um 18 Uhr in der ARD zu sehen sein wird. Und die 582 wahlberechtigten Pobenhausener haben gewissermaßen auch einen Anteil daran, dass die Prognose mit der ersten Hochrechnung zumindest eine gewisse Ähnlichkeit hat. Die Frage ist nur: Warum gerade Pobenhausen?

Der Ort mit dem schon von weitem sichtbaren Kirchturm hat um die 600 Einwohner, die mehrheitlich konservativ wählen. Das war so bei der Bundestagwahl 2009, das war so bei der jüngsten Landtagswahl. Aber da waren die Pobenhausener bei weitem nicht die einzigen.

Vielleicht geht es auch um die Strukturen: Während in vielen Ortsteilen im Schrobenhausener Land kaum mehr Zuzug herrscht beziehungsweise gar nicht gewünscht ist, erschließt die Gemeinde Karlskron in Pobenhausen gerade ein ganz neues Baugebiet. Zuversicht statt Mängelverwaltung. Neben der erst renovierten Kirche steht ein weiteres Prachtstück: das Bürgerhaus, das erst vor kurzem fertig geworden. Es gibt einen Hofladen mit Biogemüse – und natürlich den Kalvarienberg, zu dem mindestens einmal im Jahr eine große Schar Pilger kommt.

Viele kennen Pobenhausen aber nur vom Durchfahren: Pendler, Lastwagenfahrer und Ausflügler – was den Einwohnern wiederum ein Dorn im Auge ist. Sie fordern schon seit Ewigkeiten eine Umgehungsstraße, bisher vergeblich. Ist das nun besonders repräsentativ – oder eher außergewöhnlich?

Karlskrons Bürgermeister Friedrich Kothmayr versucht sich an einer Erklärung: „Die Pobenhausener sind schon kritische Bürger, die sich ihre Parteien genau anschauen und hinterfragen, was hinter den Programmen steckt.“ Dazu beteiligten sich die Bewohner des Ortsteils auch immer wieder rege an politischen Diskussionen – wie zuletzt bei der geplanten und umstrittenen Erweiterung des Logistikunternehmens Scherm. „Das ist ja eine gute Tugend, davon lebt die Demokratie“, sagt Kothmayr. Ob Pobenhausen von infratest dimap aber deswegen ausgewählt wurde, das kann auch der Bürgermeister nicht sagen.

Aber Melanie Kipp: Die 640 Wahllokale habe ihr Institut „in einem aufwendigen statistischen Verfahren“ ausgewählt, sagt die Pressesprecherin des Unternehmens. Ein halbes Jahr vor der Wahl werde mit der Auswahl begonnen, die dann „verschiedenen Prüfprozessen unterworfen“ sei: „Wichtig sind dabei zum einen das Verhältnis von städtischen und ländlichen Gemeinden oder auch die Verteilung der verschiedenen Altersgruppen und Geschlechter der Wahlberechtigten.“ Laut Melanie Kipp hat infratest dimap anhand der vorherigen Wahl auch überprüft, wie nah das Gesamtergebnis in den ausgewählten Lokalen dem amtlichen Endergebnis gekommen ist. Hätte es starke Abweichungen gegeben, wäre das Verfahren neu gestartet worden. Es geht also nicht um die Frage, ob in Pobenhausen der Durchschnitts-Deutsche zu finden ist, „sondern dass dieser Wahlbezirk in Kombination mit allen anderen unserer Auswahl besonders gut geeignet ist“, wie Melanie Kipp betont.

Nichtsdestotrotz sind die Meinungsforscher auch am Wahlsonntag auf Kooperation angewiesen. „In der Regel sind die meisten Wähler bereit, an unserer Befragung teilzunehmen“, sagt Melanie Kipp. Bundesweit werden so am Sonntag laut infratest dimap rund 100 000 Fragebögen zurückkommen. Es dürften auch einige aus Pobenhausen darunter sein.