Berlin (DK
Frauen widersprechen Gauck

Äußerung über "Tugendfuror" in der Sexismusdebatte löst Kritik aus

06.03.2013 | Stand 03.12.2020, 0:25 Uhr

Berlin (DK) Von „Tugendfuror“ hatte Bundespräsident Joachim Gauck gesprochen, als er in einem „Spiegel“-Interview nach seiner Einstellung zur Sexismusdebatte im Gefolge der Vorwürfe gegen FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle gefragt wurde. Und der Bundespräsident legte gleich noch nach: Eine „besonders gravierende, flächendeckende Fehlhaltung von Männern gegenüber Frauen“ könne er in Deutschland nicht erkennen.

Diese Einschätzung blieb nicht unwidersprochen. In einem offenen Brief werfen sieben Frauen dem Bundespräsidenten nun mangelndes Feingefühl und „fehlenden Respekt gegenüber all den Frauen, die sexistische Erfahrungen gemacht haben“, vor.

In dem Brief heißt es, durch die Verwendung des Wortes „Tugendfuror“ bringe Gauck erniedrigende, verletzende oder traumatisierende Erlebnisse in Verbindung mit dem Begriff „Furie“. Dieser Begriff werde abwertend verwendet, um die Wut von Frauen lächerlich zu machen. „Damit bedienen Sie jahrhundertealte Stereotype über Frauen – Stereotype, die sexistische Strukturen aufrecht erhalten und Geschlechtergerechtigkeit im Weg stehen.“

Sieben Frauen haben den Brief unterzeichnet, darunter die Initiatorinnen der „#Aufschrei“-Debatte im Internet, die Ende Januar als Plattform von Frauen entstanden war, die über Grenzüberschreitungen von Männern berichten.

Gaucks Sprecherin verwies gegenüber „Spiegel Online“ darauf, dass das Bundespräsidialamt grundsätzlich nicht auf offene Briefe reagiere. Dem Staatsoberhaupt sei aber selbstverständlich bewusst, dass Sexismus ein Problem in der Gesellschaft darstelle.