Werben in Afrika

Von Wolfgang Weber

30.08.2018 | Stand 02.12.2020, 15:46 Uhr

"Europa sollte keine Angst vor Migranten haben" riet der senegalesische Präsident Macky Sall am Mittwoch in Dakar seinem Staatsgast Angela Merkel.

Wäre dieser fromme Wunsch Wirklichkeit, hätte die Bundeskanzlerin allerdings kaum ihre Drei-Tage-Tournee durch westafrikanische Staaten unternommen. Denn natürlich ist die Reise vor allem ein Reflex auf die in Europa grassierende Sorge vor Flüchtlingen aus armen Ländern und der Furcht, dass diejenigen politische Kräfte noch mehr Zulauf bekommen, die hemmungslos auf Fremdenfeindlichkeit - wenn nicht Fremdenhass - setzen.

Also wirbt Merkel im Senegal, in Ghana und Nigeria, den Herkunftsländern vieler Migranten mit Ziel Europa, dafür, abgelehnte Asylbewerber künftig schneller zurückbringen zu können und vor allem, illegale Migration wirksamer zu unterbinden. Zusätzlich soll dann nach dem Willen Merkels noch eine "sachliche Aufklärung" dazukommen, dass in Europa für Armutsflüchtlinge keineswegs Milch und Honig fließen.

Eher am Rande taucht bei der Kanzlerin dagegen ein Punkt auf, den Bundesentwicklungsminister Gerd Müller in den Mittelpunkt rückt: Fluchtursachen dadurch bekämpfen, dass den Menschen vor Ort eine Perspektive gegeben wird. Müller plädiert deshalb dafür, durch Investitionen in afrikanischen Staaten und verbesserte Wirtschaftsbeziehungen, Arbeitsplätze und noch so bescheidenen Wohlstand zu schaffen. Denn wer noch Hoffnung auf ein besseres Leben haben kann, so das Kalkül, verlässt nicht die Heimat für eine oft selbstmörderische Reise ins Unbekannte.

Müller - ein CSU-Minister, der auf jede Krawall-Attitüde verzichtet und absolut Populismus-unverdächtig ist -, appelliert denn auch an die deutschen Unternehmen, sich in Afrika zu engagieren und nicht auch dieses Feld China und Japan zu überlassen. Merkel sprach sich immerhin für Unterstützung durch die Bundesregierung aus, etwa bei der Absicherung von Investitionen.

Hoffentlich ist daran mehr Substanz, als an ihrer Unterstützung für die Entwicklungshilfe. Trotz üppiger Steuereinnahmen bekommt Gerd Müller für sein Ressort nämlich kommendes Jahr gerade mal 280 Millionen Euro mehr, ab dem Haushaltsjahr 2020 soll er aber jährlich eine Milliarde einsparen. Die Fluchtursachen wird er so kaum in den Griff bekommen.