Kommentar
Der blanke Wahnsinn

Der FC Ingolstadt verliert immer mehr an Reputation

02.04.2019 | Stand 23.09.2023, 6:29 Uhr

Wer gedacht hatte, dass es beim FC Ingolstadt nach dem erneuten Rückschlag gegen den SV Sandhausen nicht mehr schlimmer geht, der wurde am Dienstag mal wieder eines Besseren belehrt.

Denn mit der völlig überraschenden Trennung von Chefcoach Jens Keller versinkt der Tabellenletzte der 2. Fußball-Bundesliga endgültig im Chaos. Der vierte Trainerwechsel in dieser Saison hin zu Rückkehrer Tomas Oral soll nun also ausgerechnet die Wende bringen. Sieben Spieltage vor dem Saisonende und womöglich dem Absturz in die 3. Liga sind daran gehörige Zweifel angebracht. Doch die Entscheidung des Aufsichtsrats muss dabei aus zwei Perspektiven betrachtet werden.

Auf der einen Seite muss man den Schanzern zugutehalten, dass sie wirklich alle Register ziehen, um in der größten Krise der Vereinsgeschichte ein allerletztes Zeichen zu setzen. Schließlich sah sich der FCI in der jüngeren Vergangenheit schon mehrmals mit dem Vorwurf konfrontiert, tatenlos beim Niedergang zuzuschauen. Die jüngste Serie von fünf Niederlagen in Folge unter Keller sowie dessen geringe Risikobereitschaft bei den Aufstellungen und offenkundige Resignation nach der jüngsten Pleite haben die Ingolstädter Verantwortlichen doch noch einmal zum Umdenken gezwungen.

Auf der anderen Seite - und dieser Aspekt überwiegt eindeutig - verliert der Klub immer mehr an Reputation. Nicht nur bei den eigenen leidgeprüften Fans, sondern auch im deutschen Profi-Fußball. Denn es sind ja nicht nur die fünf Trainer in dieser Saison, mit denen der FCI einen unrühmlichen Uralt-Rekord des MSV Duisburg und der Kickers Offenbach einstellt. Mit den Entlassungen von Angelo Vier und Harald Gärtner hatten die Schanzer auch ihr sportliches Führungsduo vor die Tür gesetzt. Kurzum: Die Ingolstädter liefern insgesamt eine Bankrotterklärung ab. Viel zu lange schon fehlt dem Verein eine Vision, in welche Richtung es gehen soll.

Wenn nicht ein Wunder passiert und Oral wider Erwarten doch noch die Wende gelingt, heißt diese Richtung 3. Liga. Spätestens dann müssen die Ingolstädter alles auf Null stellen und eine Neuausrichtung vollziehen. Aufgrund der weitaus geringeren Einnahmen durch TV-Gelder, Sponsoren und Zuschauererlöse wird ihnen auch gar nichts anderes übrig bleiben. Es ist der blanke Wahnsinn, was aus dem einstigen Bundesligisten innerhalb kürzester Zeit geworden ist.

 

Julian Schultz