Keine WM in Katar

Ein Kommentar von Chefredakteur Stefan König

18.06.2019 | Stand 02.12.2020, 13:42 Uhr
Das neue Al-Dschanub-Stadion in Katar. −Foto: Sharil Babu

Der Fußball-Weltverband Fifa kommt nicht zur Ruhe - und wieder geht es um die Vergabe der WM 2022 an Katar.

Was die meisten Fußball-Fans von Anfang an befürchtet haben, wird nun zunehmend konkret: Der Scheichstaat könnte sich den Zuschlag für das Turnier mit vielen Öl-Millionen erkauft haben. Eine Hauptrolle soll dabei ausgerechnet Michel Platini, der frühere Präsident des europäischen Verbandes Uefa, gespielt haben. Für einen der ehemals mächtigsten Männer im Weltfußball bedeutet der Polizeigewahrsam wenige Tage vor seinem 64. Geburtstag den Tiefpunkt seiner Karriere.

Das eigentlich Schlimme an den gestrigen Ereignissen ist indes, dass sich an der Entscheidung, die Weltmeisterschaft 2022 in dem Emirat abzuhalten, nichts ändern wird. Das darf aber nicht sein: Sollten sich die Vermutungen nämlich bewahrheiten, und die Vergabe auf Basis von Bestechung und Korruption geschehen sein, dann wäre das in der Tat ein Grund, das Turnier in ein anderes Land zu verlegen. Nur dann würde die Fifa einen letzten Funken Glaubwürdigkeit behalten. Mit einer bloßen Strafe gegen Funktionäre wäre es nicht getan.

Der Fairplay-Gedanke zählt im Sport immer weniger, die wirtschaftlichen Interessen von Sponsoren und Funktionären bestimmen längst vielerorts auch das Tagesgeschäft. Deshalb wäre es so wichtig, im Fall eines nachweislichen Betrugs bei der WM-Vergabe ein deutliches Zeichen zu setzen: Der Ball darf dann bei der Weltmeisterschaft 2022 nicht in Katar rollen. Korruption hat auch im Fußball nichts verloren.