Bescheidene Anfänge

Ein Kommentar von Christian Tamm

06.09.2019 | Stand 02.12.2020, 13:07 Uhr

Nein, im parlamentarischen Alltag der Bundesrepublik läuft bei Weitem nicht immer alles glanzvoll ab.

Man denke nur an die vielen nächtlichen Sitzungen des Bundestags zum Ende einer jeden Legislaturperiode, wo noch eilig die letzten - nicht selten umstrittenen - Beschlüsse durchgewunken werden.

Beim Volk sorgt das nicht selten für Kopfschütteln. Zurecht. Denn Sternstunden der Demokratie sehen anders aus. Doch auch solche hat der Bundestag in den vergangenen 70 Jahren reichlich geliefert. Hitzige Debatten wurden und werden hier ausgefochten und wegweisende Entscheidungen - von der Wiederbewaffnung bis zur Beteiligung am Euro - getroffen. Und so ist dieser Samstag allemal ein Tag zum Feiern. Vor genau sieben Jahrzehnten war es, dass erstmals seit 1933 ein frei gewähltes Parlament zusammentrat, um nach bestem Wissen und Gewissen für die Menschen in der noch jungen Bundesrepublik zu entscheiden. Ein Parlament der Bürger für die Bürger.

Die Anfänge waren bescheiden. In einer eher notdürftig herausgeputzten Turnhalle in Bonn kamen die ersten Abgeordneten damals zusammen. Ohne großen Prunk, darum ging es in diesen Tagen auch nicht. Doch rasch entwickelte sich am Rhein eine lebhafte Demokratie, die Deutschland viel Ansehen und neues Vertrauen in der Welt einbrachte. Heute ist der Bundestag unter der Berliner Reichstagskuppel eines der stolzesten Parlamente der Welt - und ein wesentlicher Pfeiler unserer Republik, die sich in wenigen Jahrzehnten von einem Land der Ruinen zu einer bedeutenden Wirtschaftsmacht entwickelt hat.