Ein Kommentar zum Audi-Bahnhalt von Christian Fahn

Eine erste Weichenstellung

02.12.2019 | Stand 02.12.2020, 12:28 Uhr
Der Audi-Bahnhalt −Foto: Hammer

Die Eröffnung des Audi-Bahnhalts kann ein Wendepunkt in der Geschichte des Verkehrs in der Region Ingolstadt werden: Endlich ist auch der wichtigste Arbeitgeber der Region per Bahn für die Mitarbeiter erreichbar.

Der Weg dorthin war allerdings lang und schmerzhaft: Bis vor wenigen Jahren hatte Audi ein solches Ansinnen noch als völlig indiskutabel vom Tisch gewischt. Erst das tägliche Verkehrschaos zu den Schichtwechseln und nicht zuletzt wachsender Druck aus der eigenen Belegschaft, die es satt hat, für die letzten paar Kilometer zum Werk eine Stunde im Stau zu stehen, hat die Unternehmensleitung umstimmen können.

Dennoch bringt der Bahnhalt bei Audi allein keine Verkehrswende. Aber er bietet zumindest die Chance für einen Anfang. Noch ist es so, dass nur die Beschäftigten, die entlang der Strecke München-Ingolstadt-Treuchtlingen wohnen, von dem Angebot profitieren können. Für die, die aus Richtung Augsburg, Regensburg, Ulm und Kinding mit dem Zug ins Werk wollen, gibt es am Hauptbahnhof bis zu 45 Minuten Umsteigepause. Es ist also davon auszugehen, dass sie weiter mit dem Auto fahren werden. Besonders ärgerlich ist es, dass die BRB-Züge zwischen Augsburg und Eichstätt den Audi-Bahnhalt ohne Stopp passieren.

Trotzdem ist es vielleicht so, dass das im Augenblick noch ganz gut ist. Tatsache ist nämlich auch, dass die Eröffnung des Audi-Bahnhaltes eine Einzelmaßnahme ist: Die Gemeinden an den Bahnstrecken haben sich schlicht nicht auf den Ansturm zusätzlicher Pendler an ihren Bahnhöfe vorbereitet. Schon heute platzen die meisten P+R-Anlagen in der Region aus allen Nähten. Man muss sich nur in Pfaffenhofen, Schrobenhausen und den Gemeinden an der Donautalbahn umschauen: Die meisten Parkplätze sind schon jetzt Tag für Tag bis auf den letzten Stellplatz belegt. Außen herum wird wild geparkt. Hunderte von Audi-Pendlern kann das System eigentlich gar nicht verkraften.

Allerdings ist es nicht damit getan, dort zusätzliche Parkplätze zu schaffen: Die Region sollte sich ihr üppiges Bahnnetz anschauen. Das böte reichlich Verbesserungspotenzial: So verkehrt der Zug auf den 25 Kilometern zwischen Schrobenhausen und Ingolstadt noch immer ohne Zwischenstopp. Eine Situation, die noch aus der Zeit stammt, als der Strecke die Stilllegung drohte. Zwar gibt es schon länger Pläne für den Bau eines Haltepunktes in Brunnen, die Realisierung aber wurde immer wieder verschoben. Und es warten noch einige - auch größere - Gemeinden an den Bahnstrecken, für die sich ein Bahnhalt anböte.

Es wäre an der Zeit , ein leistungsfähiges Regionalbahnnetz um Ingolstadt zu initiieren. Das nötige politische Gewicht hat die Region - es muss nur endlich bei Verhandlungen mit der Staatsregierung und der bayerischen Eisenbahngesellschaft in die Waagschale geworfen werden. Dass es funktioniert, zeigt nicht zuletzt die schnelle Eröffnung des Bahnhaltes bei Audi.