Zu viele Ballverluste

FCI-Trainer Jeff Saibene stellt nach frustrierendem 1:1 gegen Meppen die Qualitätsfrage

02.12.2019 | Stand 23.09.2023, 9:44 Uhr
FCI-Profi Caniggia Elva (rechts) machte gegen Meppen eine unglückliche Figur. −Foto: Strisch/Eibner

Ingolstadt - Jeff Saibene hatte vor dem SV Meppen gewarnt.

Der Trainer des FC Ingolstadt hatte wohl schon eine Vorahnung, dass die Schanzer den fest eingeplanten Heimsieg gegen die Emsländer nicht verbuchen können. Immerhin hatten die Meppener, die sicher nicht zu den Top-Teams der 3. Liga zählen, gerade auswärts auch schon andere Gegner wie den MSV Duisburg (3:1), den Halleschen FC (3:3) und die SpVgg Unterhaching (0:0) geärgert. Nun waren die Ingolstädter an der Reihe, die zwar lange Zeit führten, aber in der Nachspielzeit noch den Ausgleich zum 1:1 kassierten.

Drittliga-Topscorer Deniz Undav (neun Tore, neun Vorlagen), der zuvor schon mehrere gute Chancen knapp verpasst hatte, nutzte die Unordnung in der FCI-Defensive am Ende eiskalt aus. Ein hoher Ball auf den 19-jährigen Leonhard Bredol und dessen Kopfballverlängerung genügten, dass Undav im Strafraum blank stand und ungehindert einschießen konnte.

"Wir waren zwei gegen fünf auf der letzten Linie, das darf nicht passieren", monierte FCI-Innenverteidiger Nico Antonitsch und kritisierte das Abwehrverhalten. "Wir haben die Bälle leicht hergeschenkt und vor dem Gegentor gefühlt fünfmal in die Luft geschossen. Das müssen wir besser machen", sagte der Österreicher und setzt auf den Lerneffekt. "Wir müssen die zweite Halbzeit analysieren und daraus mitnehmen, dass wir so nicht auftreten können. "

Was der Schwerpunkt sein soll, darüber gibt es offenbar unterschiedliche Auffassungen. Peter Kurzweg sah die Abwehr nicht als Problem. "Unsere Defensivarbeit war top. Wir haben uns gut reingehauen und alle kämpferischen Tugenden gezeigt. Aber wir müssen davor die Bälle rigoroser klären und ein bisschen ruhiger spielen. Es muss halt dann auch mal ein 1:0 reichen. " Tatsächlich haben die Schanzer in dieser Saison noch nie 1:0 gewonnen.

Auch Kapitän Stefan Kutschke, der sein Team in Führung gebracht hatte, war nach dem Schlusspfiff sauer. "Wir müssen lernen, so einen Vorsprung dreckig über die Zeit zu bringen", meinte der 30-Jährige und sah die Ursache in mangelnder Zusammenarbeit. "Wir wollten uns untereinander nicht helfen. Wer den Ball hatte, war das ärmste Schwein, es gab keine Anspielstationen, und dann kam meistens ein Fehlpass", sagte der Stürmer.

Saibene sah in den vielen Ballverlusten das Hauptübel. "Es war gravierend, welche technischen Probleme wir hatten, den Ball zu kontrollieren und ihn in den eigenen Reihen zu behalten", schimpfte der FCI-Coach und geriet ziemlich in Fahrt. "Ziel muss es sein, dem Mitspieler den Ball in den Fuß zu spielen und nicht einen Meter nebendran. Wir haben zu viele Stockfehler, das ist für mich entscheidend, ob man ein Spiel gewinnt oder verliert. Das ist auch eine Qualitätsfrage", sagte Saibene. Klingt ganz danach, dass sich der Trainer, der nach dem 3:0-Sieg in Uerdingen am fünften Spieltag schon einmal in dieselbe Kerbe schlug, im Winter noch Verstärkung wünscht.

Andererseits hat der Trainer, der sich gerne zu einer offensiven Spielweise bekennt ("Meine Mannschaften stehen für viele Tore"), dieses Mal möglicherweise mit seinen Auswechslungen selbst das falsche Signal gegeben. Schließlich steht der schnelle und wuchtige Außenstürmer Caniggia Elva, den Saibene anstelle des defensiv geschulten und erfahrenen Marcel Gaus brachte, nicht für abgeklärte Abwehrarbeit. Elva verlor dann auch viele Bälle und produzierte vor dem Gegentreffer die unglückliche Kerze, nach der ein langer Ball Richtung FCI-Strafraum segelte - mit fatalen Folgen. Aber nicht nur Elva verlor in dieser Phase den Überblick, auch anderen wie den beiden Mittelfeldakteuren Robin Krauße und Maximilian Thalhammer gelang es nicht, Ruhe ins Spiel zu bringen. "Uns fehlt etwas die Erfahrung", meinte Rückkehrer Björn Paulsen, dessen körperliche Präsenz dem FCI-Team guttat.

Den Frust über die gefühlte Niederlage - tatsächlich sind die Schanzer seit acht Spielen ungeschlagen - nutzte Kutschke, um mit gewohnt markigen Worten schon die Sinne für die Partie am kommenden Samstag (14 Uhr) beim 1. FC Magdeburg zu schärfen. "Mit der Einstellung von Meppen fressen die uns dort auf", sagte der Kapitän vor dem Duell der beiden Zweitliga-Absteiger.

DK


 

Gottfried Sterner