Schlag ins Kontor

Kommentar

28.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:07 Uhr

Es lässt sich nichts mehr relativieren oder schönreden: Audi versinkt immer tiefer im Morast des VW-Abgas-Skandals. Erst hat der Verdacht, die Schummelsoftware zur Manipulation der Abgas-Werte bei Millionen Diesel-Autos könnte ihren Ursprung in Ingolstadt haben, das bislang glänzende Image des Premiumherstellers beschädigt.

Dann lassen die Umstände der bisherigen Aufarbeitung der Affäre in den USA vermuten, Audi habe sich über Monate aufs Zocken verlegt, statt technisch und juristisch akzeptable Lösungen für das Problem vorzuschlagen. Und nun fräst die "Dieselthematik" immer tiefere Furchen ins Zahlenwerk der schönen VW-Tochter.

Die im 3. Quartal deutlich erhöhte Risikovorsorge für alle möglicherweise drohenden Widrigkeiten im Zusammenhang mit dem Skandal sind nicht nur für den Augenblick ein Schlag ins Kontor. Dazu kommen nämlich noch Belastungen aus negativen Währungseffekten sowie höhere Vertriebskosten und Abschreibungen. Und offensichtlich tut sich Audi schwer, mit seinen Autos richtig gutes Geld zu verdienen wie die Konkurrenz von Daimler und BMW. Was die Ertragslage anbelangt, sind die Aussichten also alles andere als rosig. Nicht umsonst haben die Herren der vier Ringe für dieses Jahr schon eine Gewinnwarnung abgesetzt.

Viel hängt nun davon ab, wie das Unternehmen im Einvernehmen mit den US-Behörden den Abgas-Skandal aus der Welt schafft - und vor allem die dabei anfallenden Kosten für Fahrzeugumrüstungen, mögliche Rückkäufe, Geldstrafen und Schadensersatzforderungen möglichst in einem verkraftbaren Rahmen hält. Mit einiger Sicherheit lässt sich aber schon heute sagen, dass es letzten Endes nicht auf einige Hundert Millionen, sondern auf einen niedrigen einstelligen Milliardenbetrag hinauslaufen wird.

Gleichwohl: Das Geld fehlt Audi - das gerade zu einer Zeit, da die ganze Branche in einem radikalen Umbruch steckt und Abermilliarden an Investitionen zu stemmen hat. Es ist absehbar, dass folglich im Unternehmen mehr denn je der Rotstift regieren wird und auch im Umfeld der VW-Tochter noch mehr gespart werden muss. Bleibt nur die Hoffnung, dass sich wenigstens die absehbaren Jobverluste in Grenzen halten werden.