Tage der Barockmusik Schrobenhausen starten

07.09.2023 | Stand 12.09.2023, 16:22 Uhr

Versteht sich als Botschafter der Alten Musik: Jakob Rattinger, der sich bedingungslos dem Originalklang verschrieben hat. Foto: M. Schalk

Das ist die Szenerie: ein idyllischer, liebevoll abgelegter Garten, weiß gepuderte Menschen mit Festtagsperücken in edelst verzierter Kleidung, dazu beschwingte, fröhliche Musik. So lässt sich das Leben in vollen Zügen genießen. Und „Pleasure Gardens“ ist auch das Motto, das über den mittlerweile 15. Schrobenhausener Barocktagen steht, die an diesem Freitag mit einer Aufführung der Händel‘schen „Wassermusik“ beginnen.

Das Thema ist mit Bedacht gewählt, wie der Intendant des Festivals, der Gambist Jakob Rattinger, berichtet: Denn Schrobenhausen habe bekanntlich den Zuschlag für die Landesgartenschau 2031 bekommen – eine immense Chance für jede Stadt, wie er weiß. „Wir haben gesagt: Wir schauen mal, wie das früher war“, erzählt Rattinger. Und früher war es eben genau so, dass das, was heute „Alte Musik“ heißt, die Popmusik der Gegenwart von damals war. Unterhaltung. Die Leichtigkeit des Seins.

Wobei es damals gar nicht so leicht gewesen sein dürfte, diese Leichtigkeit zu transportieren. „Es gab ja damals keine Verstärkeranlagen, keine Mikrofone“, sagt Rattinger. Man behalf sich dann mit größeren Besetzungen und auch schon mit ersten Konzertmuscheln, die den Schall hinter den Musikern auffangen, sammeln und nach vorne reflektieren. „In Versailles habe ich so etwas vor langer Zeit entdeckt“, sagt Rattinger, der vor seiner Zeit als Kulturmanager und Intendant eine veritable Karriere als Konzertgambist in vielen Ländern Europas, darunter auch in Frankreich hingelegt hat.

Als Georg Friedrich Händel seine „Wassermusik“ konzipierte, hatte er auch dieses Problem: Wie macht man Musik, die auf einer Floßfahrt auf der Themse in London für König George gespielt wird, hörbar? „Es sind viele Bläser dabei“, sagt Rattinger, „das schafft eine gewissen Lautstärke.“ Bei den Barocktagen in Schrobenhausen hat man sich allerdings wetterunabhängig gemacht, ist angesichts des Aufwands, das groß besetzte Orchester Concerto München unter der Leitung von Johannes Berger in die Stadt zu holen, den sicheren Weg gegangen. Das ist nötig, weil die längst überregional renommierten Barocktage ehrenamtlich von einem Verein getragen werden, den „Freunden der alten Musik“. Und die Stadt Schrobenhausen hat entschieden, dem Verein die Mittel auf die Hälfte zu kürzen. Von daher ist bis heute eh noch nicht geklärt, ob und wie es mit dem Festival im nächsten Jahr weitergeht.

Umso ausgelassener soll dieses 15. Festival zelebriert werden. Ein Draußen-Konzert ist auf alle Fälle geplant, eine Serenata im Garten der Schrobenhausener Pfarrkirche St. Jakob. Aber auch bei allen Events soll dieses Thema immer wieder auftauchen: „Pleasure Gardens“ – Lustgärten als Synonym für Lebensfreude. Der Altweibersommer dieser Tage passt da ja schon mal blendend dazu.

DK