20er-Revue
Münchner Schellackensemble kommt ins Altstadttheater Ingolstadt

30.01.2024 | Stand 30.01.2024, 17:09 Uhr

Zurück in die Weimarer Republik: Anna-Janina Remsperger (rechts) singt gemeinsam mit Svenja Maike Fischer (links) und Peter Wittmann (Mitte) im Programm „Alles Liebe, Schall und Rauch“ des Münchner Schellackensemble. Am 4. Februar gastieren sie im Ingolstädter Altstadttheater. Foto: privat

„Alles Liebe, Schall und Rauch“: Am 4. Februar um 18.30 Uhr kommt das Münchner Schellackensemble ins Ingolstädter Altstadttheater und entführt mit dem aktuellen Programm in die Goldene Zeit der 20er-Jahre.



Frau Remsperger, wie lange singen Sie schon mit dem Münchner Schellackensemble?
Anna-Janina Remsperger: Seit 2022. Und das Ensemble gibt es seit 2014. Der Münchner Stefan Radtke hat das gegründet. Seine Mutter war Heide Radtke, die hat mit der UFA zusammen eine Revue über die 20er Jahre gemacht.

Wodurch kam Ihre Liebe zu den 20er Jahren?
Remsperger: Ich habe von klein auf im Chor gesungen. Und einmal hat mich meine Chorleiterin gefragt, was ich am Wochenende gemacht hätte. Ich habe gesagt, ich hätte den Film „Chicago“ gesehen. Ich habe ihr den Film nachgespielt und bin dabei wohl aufs Klavier gesprungen, so hat sie es später jedenfalls erzählt. Da hat meine Chorleiterin gesagt: „Anna, du brauchst deinen eigenen Liederabend.“ Und da bin ich entbrannt für das deutsche Chanson.

Warum Chanson?
Remsperger: Das deutsche Chanson ist ja eine ganz eigene Gattung. Diese Lieder erzählen immer ohne Ideale vom Leben, wie es wirklich ist, mal bissig, mal mit einem Augenzwinkern.Und ich bin generell jemand, der wahnsinnig gerne Geschichten erzählt.

Wie ist Ihre Ausbildung dann abgelaufen?
Remsperger: Ich habe fünf Jahre privat bei Fenna Kügel-Seifried an der Hochschule für Musik und Theater in München studiert. Die bildet eigentlich Opernsänger aus, aber sie war sehr eng befreundet mit Georg Kreisler.

Wie muss man Chanson denn singen im Gegensatz zum Operngesang?
Remsperger: Im Gegensatz zum Operngesang muss der Chanson so natürlich wie möglich von der Sprechstimme weg kommen. Weil ja der Eindruck vermittelt werden soll, dass man eine Geschichte erzählt. Deswegen ist es wichtig, dass die Gesangs- und Sprechstimme sehr ähnlich sind, dadurch hat man einen höheren Bruststimmenanteil. Ich spreche die Texte sehr viel, bevor ich überhaupt ins Singen komme. Ich versuche da schon, die Farben rauszuholen. Viele Chanson-Sängerinnen und -Sänger kommen aus dem Schauspiel, die haben das gar nicht extra gelernt.

Gibt es aktuelle Bezüge in den Chanson-Texten?
Remsperger: Du findest immer Texte aus den 20ern, die absolut zeitlos sind. Das gibt es bei Georg Kreisler, bei Kurt Tucholsky. Die treffen direkt ins Herz, die Leute fangen gleich an zu swingen.

Warum ist diese Faszination für die Goldenen 20er immer noch ungebrochen?
Remsperger: Ich glaube, weil das eine ganz besondere Zeit war. Weil da zum ersten Mal etwas aufgebrochen ist, was dann im Krieg lange wieder gedeckelt war. Da ist eine unglaubliche Leidenschaft und Lebenslust, fast schon ein Lebenshunger. Als hätten die Leute gespürt, dass sie zwischen zwei Weltkriegen sind. Und dann war da diese Mode, die die Frau sichtbar gemacht hat, die sie sexy gemacht hat. Diese Ästhetik, diese feine Sexualität. Das liebe ich daran.

Was erwartet das Publikum bei „Alles Liebe, Schall und Rauch“?
Remsperger: Diesen Mix aus Leidenschaft und Lebensdurst versuchen wir einzufangen. Wir haben an Silvester in München gespielt und da ist der Funke gleich übergesprungen. Da sind diese Lieder wie „Die Nacht ist nicht allein zum Schlafen da“, wir haben die entsprechenden Kostüme an. Und die Lieder hangeln sich an einer Dreiecks-Liebesgeschichte entlang: Peter, seine Frau, die spiele ich, und seine Geliebte.

Werden Sie zu einer anderen Person, wenn Sie auf die Bühne gehen?
Remsperger: Ich glaube nicht. Man betont einen anderen Teil seiner Persönlichkeit. Das ist so schön. Und das ist eine wichtige Botschaft: Wir müssen bunt sein. Wir sind nie nur eine Farbe, wir sind ganz viele.

Ist die Bühne Befreiung vom Alltag oder Teil des Alltags?
Remsperger: Die Bühne ist schon eine Befreiung davon. Weil du ganz und gar eintauchen kannst. Allein dieser Fokus, diese Konzentration hat etwas wahnsinnig befreiendes. Gerade bei diesem Programm habe ich eine unbändige Freude auf der Bühne. Man ist mit seinen Lieblingskollegen unterwegs, man steht nicht alleine da. Da ist ein anderer Druck drauf als beim Solo-Programm.

Für wen ist der Abend gedacht?
Remsperger: Für alle, die Freude und Lust an schöner Musik haben.