Telemann, Brahms & der Hamburger Bach
Kulturtipps für Besucher: Unterwegs in der Musikstadt Hamburg

14.12.2023 | Stand 14.12.2023, 13:58 Uhr

Die Hamburger Elbphilharmonie ist architektonisch wie akustisch ein Ereignis. Hier auf der Bühne: die Dresdner Kapellsolisten und der Carl Philipp Emanuel Bach Chor. − Foto: Meisenberger

Von Raimund Meisenberger

Bevor die Elbphilharmonie 2017 das neue Wahrzeichen der Hansestadt Hamburg wurde, war die Michaeliskirche, liebevoll Michel genannt, mit ihrem 82 Meter hohen Turm genannt das prägende Gebäude der Stadt. Die bedeutendste Kirche ist der Michel nach wie vor.

Links vom Haupteingang macht ein Stein klar, welche Größen der Musik einst in Hamburg gelebt und gewirkt haben:

Johannes Brahms wurde 1833 in Hamburg geboren und im Michel getauft, in jedem Taufbecken, das auch heute noch in Betrieb ist. An sein Geburtshaus im heutigen Gängeviertel erinnert eine Stele, das Haus selbst existiert nicht mehr. Begraben ist Brahms auf dem Zentralfiedhof in Wien, in jener Stadt, wo er seine zweite Lebenshälfte verbracht hatte. Im Herzen blieb er immer Hanseat: „Ich bekomme Sehnsucht, wenn ich recht an Hamburg denke und fühle mich immer in gewisser Weise besonders glücklich, wenn ich dort bin und laufe auf den altbekannten Wällen und in den Straßen umher“, schrieb er in einem seiner Briefe.

Georg Philipp Telemann wurde 1767 berufen zum Musikdirektor an den fünf Hamburger Hauptkirchen.

Carl Philipp Emanuel Bach, an der Elbe gerne auch genannt „der Hamburger Bach“, folgte Telemann auf der Position des Musikdirektors im Jahr 1788.

Seit 1998 trägt ein Konzertchor den Namen des Komponisten: Der Carl-Philipp-Emanuel-Bach-Chor Hamburg pflegt sein kompositorisches Schaffen, widmet sich aber einem Repertoire von Frühbarock bis zur Moderne. Ständiger Gastdirigent des Chores ist Hansjörg Albrecht, der von 2005 bis 2023 den Münchener Bach-Chor in der Nachfolge von Karl Richter geleitet hatte.

Am 31. Dezember 2023 und 1. Januar 2024 singt der Chor die Ode an die Freude in Beethovens 9. Sinfonie in der Laeiszhalle. Am 26. Januar 2024 erklingt im Brucknerjahr dessen 9. Sinfonie und das „Te Deum“ im Hamburger Michel. Gesamtprogramm des Chores auf cpe-bach-chor.de

Gustav Mahler war von 1891 bis 1897 Chefdirigent („Erster Kapellmeister“) am Hamburger Stadt-Theater, mit dem er Wagners „Ring“ als Gastspiel nach London brachte. In der Spielzeit 1895/96 leitete Mahler ganze 148 Vorstellungen.

Leben und Wirken dieser Musiker sowie auch von Johann Adolf Hasse und Fanny & Felix Mendelssohn könnten Besucher kennenlernen und nachklingen lassen im Komponistenquartier Hamburg. Ihnen allen sind Musen gewidmet, die in einer Straße aufgefädelt sind. Adresse: Peterstraße 28, komponistenquartier.de

Neben der heute weltweit nachgefragten Hamburger Elbphilharmonie, in der neben Klassik und Jazz auch Weltmusik, Rock und Pop Platz finden, sollten Hamburg-Besucher und Musikfreunde die Laeiszhalle am Johannes-Brahms-Platz nicht geringschätzen. Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut im neobarocken Stil und optisch korrespondierend mit der Michaeliskirche, fasst der große Saal 2025 Besucher, unwesentlich weniger als die „Elphi“. Ihren Namen hat das Konzerthaus von der Reederfamilie Carl Heinrich Laeisz (1828–1901) und seiner Witwe Sophie Christine Laeisz. Wegen des jüdischen Glaubens der Familie verfügten die Nationalsozialisten, dass der Bau „Musikhalle“ zu heißen habe. Erst 2005 benannte die Stadt das Gebäude wieder offiziell und salomonisch um in „Laeiszhalle – Musikhalle Hamburg“.

Fasziniert die Akustik der Elbphilharmonie mit ihrer mikroskopartigen Transparenz, gläsernen Kühle und unbarmherzigen Transparenz, so verfügt die Laeiszhalle in klassischer Schuhschachtelform über einen warmen, umhüllenden, räumlich milderen Klang. Das Programm beider Hallen wird von derselben Generalintendanz aus einer Hand gestaltet.

Gut für Besucher: Die Auslastung der Elbphilharmonie lag im Jahr 2023, sechs Jahre nach der Eröffnung bei rund 95 Prozent, sagt Sprecher Martin Andris – und nicht mehr bei 120 Prozent wie in den ersten Jahren. Das bedeutet: Lange im Voraus Planende wie Kurzentschlossene können inzwischen Karten für das begehrte Konzerthaus bekommen.

Zukunftsmusik: Hamburg diskutiert die Idee, eine neue Oper im Hafen zu bauen. Der Industrielle und Milliardär Klaus-Michael Kühne will der Stadt 300 Millionen Euro eine neue Oper schenken auf dem Baakenhöft im neu entwickelten Stadtteil der Hafencity. Über die Modalität wird diskutiert – und über die Frage, was dann mit der der bisherigen Oper nahe der Binnenalster geschehen soll.


Kultur- und Reisetipps:


Zum Programm der Hamburger Elbphilharmonie und der Laeiszhalle gelangen Sie hier

Touren zu Hamburg und seiner Musikgeschichte bietet Guise Thomas Kaisers, thomas-kaiser.hamburg

Zentrale Übernachtungsmöglichkeit am Hauptbahnhof nahe der Kunsthalle: Hotel Reichshof

Gastronomietipp: Störtebeker in der Elbphilharmonie, „Parlament“ im Hamburger Rathaus