„Das ist für uns ein Qualitätssiegel“

Die Band Rad Gumbo erhält zum zweiten Mal den Preis der Deutschen Schallplattenkritik

02.09.2022 | Stand 22.09.2023, 6:06 Uhr

„In erster Linie geht es um die Freunde darüber, überhaupt wahrgenommen zu werden: Robert Hirmer, Gerhard Spreng und Erwin Schmidl (von links) von der Band Rad Gumbo. Foto: privat

Ingolstadt – Die Freude ist groß. Nach 2014 für ihren Erstling haben Robert „Dackel“ Hirmer (Gesang, Akkordeon), Erwin Schmidl (Bass, Gesang) und Gerhard Spreng (Schlagzeug) von der Ingolstadt-Vohburger Band Rad Gumbo nun auch für ihre zweite CD mit dem Titel „Hot & Spicy“ den renommierten Preis der Deutschen Schallplattenkritik erhalten. Er wird vierteljährlich in verschiedenen Kategorien vergeben, und zwar an die nach Meinung einer fünfköpfigen Jury aus Medienvertretern weltweit herausragendste Produktion des jeweiligen Quartals. Rad Gumbo traten in der Abteilung „Blues & Bluesverwandtes“ an und verwiesen unter anderem Kaliber wie Kenny Neal, Bonnie Raitt und Edgar Winter auf die Plätze.

Für Ihr erstes Album haben Sie bereits 2014 den Preis der Deutschen Schallplattenkritik bekommen. Und jetzt für die zweite CD „Hot & Spicy“ schon wieder. War das für Sie überraschend oder haben Sie insgeheim damit gerechnet?
Gerhard Spreng: Damit gerechnet haben wir ganz sicher nicht, aber wir haben uns mächtig ins Zeug gelegt, um eine gute CD zu machen, die in jeder Hinsicht professionell werden sollte. Das hat aber nichts mit dem Preis zu tun, das hätten wir sowieso gemacht. Freilich, die leise Hoffnung, dass wir zumindest nominiert würden, war schon da. Als aber dann herauskam, dass Bonnie Raitt und Edgar Winter mit im Rennen sind, da sahen wir unsere Chancen ganz gehörig schwinden und haben uns gesagt: Sei's drum, man muss auch mal zweiter werden können.


Worin liegt der Unterschied zu damals? Welche Auszeichnung ist euch wichtiger?

Robert Hirmer: Für mich ist der jetzige Preis wichtiger als der erste, denn damals gab es durchaus Stimmen, die gesagt haben, wir hätten den Preis ja nur deswegen bekommen, weil mit John Lee Sanders ein amerikanischer Spitzenmusiker an den Aufnahmen beteiligt war.
Erwin Schmidl: Genau, dieses mal ist rein unsere spezielle Leistung als Trio anerkannt worden, denn dass Sanders damals vor acht Jahren durchaus einen großen Anteil an der CD hatte, ist ja unbenommen. Damals waren zwei gleichberechtigte Partner am Werk, diesmal nur wir alleine.
Schmidl: Man muss eine gute CD machen, das ist das Wichtigste, das ist die Grundlage von allem. Die Basis sind gute Stücke, die erforderlichen handwerklichen Fähigkeiten, ein guter Sound und die Identifizierung mit dem, was man macht. Wir würden nie Musik spielen oder aufnehmen, hinter der wir nicht stehen und die uns keinen Spaß macht. Nur wenn man diese Haltung hat und die Hörer diese Haltung auch nachvollziehen können, entsteht Musik, die die Menschen emotional trifft.
Spreng: Genau, dabei haben wir den Vorteil, dass wir eben keine große Firma hinter uns haben, die uns sagt, welche Musik für die Karriere zum jetzigen Zeitpunkt optimal wäre. Das entscheiden wir selbst, und das ist gut so. Wir arbeiten mit Lust, nicht mit Zwang, und was letzten Endes dabei herauskommt ist gar nicht mal so entscheidend.
Hirmer: Und wenn die Musik dann da ist, dann muss sie auch irgendwie auffallen. Zumindest einem der fünf Juroren, die über die Preisvergabe entscheiden. Wenn der die CD dann vorschlägt und auch noch seine Kollegen von deren Qualität überzeugen kann, dann ist das schon mal nicht die schlechteste Voraussetzung.

Mit dem Preis ist ja kein Preisgeld verbunden. Wie kann der Preis der Band trotzdem nutzen?
Spreng: Es ist zwar schade, dass dabei keine Kohle fließt, aber in erster Linie geht es um die Freude darüber, überhaupt wahrgenommen zu werden, dass die eigenen Anstrengungen gewürdigt werden von Leuten, die ja durchaus Vergleichsmöglichkeiten haben. Es geht auch ein wenig ums Ego, ganz klar, um Ruhm und Ehre auch, vor allem aber um Bestätigung von außerhalb. Diese Auszeichnung ist tatsächlich eine Art Qualitätssiegel.

Wird man mit so einem Preis in der Tasche wirklich eher wahrgenommen als ohne? Ist die Nachricht über die Preisvergabe, die zumindest im deutschsprachigen Raum durch die Medien geht, tatsächlich so wichtig?
Schmidl: Man wird vor allem anders wahrgenommen. Internationaler. Man sieht sich nicht mehr nur in erster Linie als regionale Band aus Ingolstadt, sondern man wird irgendwie Teil einer globalen Szene.
Spreng: Der zweite Preis von 2022 ist eigentlich die Fortsetzung des ersten von 2014. Die Frage damals war, ob wir international würden mithalten können. Das wurde uns einerseits live auf einer kleinen Tour mit Gastmusikern durch die Reaktionen des Publikums bestätigt, andererseits durch den Preis. Jetzt ist der Preis zuerst da, bestätigt uns als Trio. Jetzt ist es an uns, live nachzulegen.

Können Sie jetzt als Folge des Preises damit rechnen, dass Sie nun plötzlich mit Anfragen wegen möglicher Auftritte überrannt werden?
Hirmer: Das wird sich vermutlich erst im nächsten Jahr herausstellen. Wir haben immer noch Corona und die Veranstalter sind vorsichtig mit ihren Planungen. Die Situation vor dem Herbst ist nun mal unübersichtlich. Mit Clubgigs schaut's derzeit ganz mau aus. Ich baue eher auf die Open-Air-Festivals im nächsten Jahr. Dann erst können wir über eine möglich Tournee nachdenken. Ich will eine solche nicht kategorisch ausschließen, aber aktuell geplant ist erst mal noch nichts.

Sie sind ja im Grunde stets eine regional aktive Band geblieben, die vornehmlich in Bayern unterwegs ist. Wäre vor dem Hintergrund der erneuten Preisverleihung jetzt nicht der ideale Zeitpunkt, Ihren Radius zu erweitern?
Schmidl: Es gibt einen Bandkonsens, dass ausgedehnte Tourneen eigentlich nicht infrage kommen, so lange wir neben der Musik festen Berufen nachgehen und somit nicht über unbegrenzte Zeit verfügen. Deswegen spielen wir vorwiegend an Orten, von denen wir nach dem Auftritt abends noch heimfahren können.
Spreng: Wobei wir natürlich, wie vorhin schon gesagt, den Gedanken an eine erneute kleine Tournee durchaus im Hinterkopf haben. Im optimalen Fall sollte das dann aber auch für uns selber eine Mischung aus Genuss und Kultur werden. Wobei man, wenn's dann akut wird, immer vorher darüber reden muss, was geht und was nicht. Wir wollten immer professionell arbeiten, das ist der Anspruch. Das bedeutet aber nicht, dass wir uns nach dem Leben vieler Profis inklusive der vielen Stunden auf Autobahnen und der vielen langweiligen Nächte in Hotels sehnen würden.

DK



Das Interview führte

Karl Leitner.