Ingolstadt
Bewegtes Museum und akrobatischer Tanz

31.05.2022 | Stand 22.09.2023, 22:42 Uhr

Im Lechner-MuseumIngolstadt können Interessierte zwischen 14 und 99 Jahren gemeinsam die Performance „Bewegtes Museum – Museum bewegt“ erarbeiten. Foto: Alex Posure

Das zweites Modul der Tanztage 22 startet ab 1. Juli, neu ist eine Kooperation mit dem Jungen Theater. Zum zweiten Mal heißt es in diesem Jahr: Tanztage 22. Das zweite von drei Modulen der gefeierten Veranstaltungsreihe startet Anfang Juli und setzt unter der Leitung der Kuratorin und Tänzerin Yahsmine Lamar unter anderem auf Partizipation. Neu ist die Kooperation mit dem Jungen Theater Ingolstadt.

„Bewegtes Museum – Museum bewegt“ lautet der Titel eines performativen Projekts der Choreografinnen Andrea Marton und Stephanie Felber im Lechner-Museum, das sich an alle Interessierten „zwischen 14 und 99 Jahren“, wie es in der Ankündigung heißt, richtet. Hierbei sei weniger tanztechnisches Können notwendig als „Neugierde, Kreativität, Experimentierfreude und Offenheit“. An drei Tagen – vom 1. bis 3. Juli – sollen zu zweit, zu dritt und in Kleingruppen Szenen entwickelt werden, die Bezug zur Kunst und zur Architektur nehmen und diese durch eigene bewegte Szenen erweitern. Am 3. Juli wird die Performance vor Publikum aufgeführt.

Weiter geht es im Programm im Kulturzentrum neun am Mittwoch, 6. Juli, um 20 Uhr und am 7. Juli als Schülervorstellung mit „La Mécanique des Ombres“ (Die Mechanik der Schatten) mit der französischen Company Naïf-Production. Drei Figuren tanzen auf einer weiß umrandeten Bühne. Sie tragen dunkle Jeans und Kapuzenpullis. Ihre Gesichter sind durch schwarzen Stoff verdeckt. Tanzen sie? Oder ist es ein Fallen? Wenn Bewegung eine Abfolge von gemeisterten Stürzen ist, dann haben diese drei Tänzer die Kunst zu fallen perfektioniert. Naïf-Production produzieren Live-Performances zwischen Akrobatik und Tanz. Im Spiel mit der Schwerkraft durch Ungleichgewicht, Widerstand und Anstrengung erzählen sie Geschichten durch Bilder, die sie über körperliche Bewegung erschaffen.

Neu ist ab diesem Modul der Tanztage die Kooperation mit dem Jungen Theater. Dessen Leiterin, Julia Mayr, die auch bei der Gründung des Tanzfestivals dabei war, freut sich über die Zusammenarbeit. „Es gibt auf internationalem Parkett vielfältige und interessante Produktionen im Bereich Tanz für junges Publikum, diese sollen jetzt einen Platz bei den Tanztagen in Ingolstadt bekommen.“ Beginnend im Rahmen von „Südwind“ wird das Junge Theater gemeinsam mit Yahsmine Lamar ein bis zwei Produktionen im Jahr kuratieren, die jeweils, zusätzlich zur Abend- oder Familienvorstellung, als Vorstellung für Schüler gespielt werden. Und den Schulpartnerschaften angeboten werden.

Mayrs Erfahrung nach können Tanzproduktionen Kinder dazu anregen, sich kritisch mit Körperbildern auseinanderzusetzen, außerdem werde die Wahrnehmung sensibilisiert sowie die Intuition gestärkt. „Das Zuschauen geschieht beim Tanz mehr über ein Gefühl als über den Verstand. Freigeistiges Interpretieren wird angeregt.“ Auch wenn für Kinder und Jugendliche Bewegung und Bewusstmachung des eigenen Körpers in den vergangenen Jahren stark an Bedeutung gewonnen hätten, sei das reine Zuschauen, die Perzeption von Tanz jedoch noch immer eher unpopulär, sagt Julia Mayr. Was unter anderem an einer falschen Vorstellung von der Kunstform Tanz und daraus resultierenden Berührungsängsten läge. Hier gelte es, Barrieren abbauen, neue Zugänge zu schaffen, den Tanz als Kunstform positiv zu konnotieren und somit als Theaterangebot und wertvolle ästhetische Erfahrung zu etablieren – jenseits von Sprachbarrieren und Bildungshintergrund. „Das sehe ich als die Aufgabe und Chance dieser Kooperation.“

DK