Pörnbach
Wundersame Symbiose von Tradition und Gegenwart

Ausstellung in Schloss Pörnbach: Carl-Theodor Graf zu Toerring-Jettenbach und seine Frau Natalia zeigen internationale Kunst

10.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:29 Uhr
  −Foto: Fotos: Fehr

Pörnbach (DK) Mystische Wesen, bizarre Tiergestalten, schimmernde Fotografien im Stil Alter Meister, raumfüllende Installationen, glitzernde Objekte, winzige Keramikfigürchen, verstörende Video-Arbeiten, federleichte Zeichnungen und lichte Malerei.

Ein Schloss voller Kunst. Nicht nur die historischen, in Goldrahmen gefassten Gemälde, die in Schloss Pörnbach (Kreis Pfaffenhofen) seit Jahrhunderten hängen. Nein. Seit Samstag trifft wieder zeitgenössische Kunst auf ehrwürdiges Ambiente, eine gelungene, wundersame Symbiose von Tradition und Gegenwart.

Zum dritten Mal haben Carl-Theodor Graf zu Toerring-Jettenbach und seine Frau, Natalia Gräfin zu Toerring-Jettenbach, zur großen Schau "Contemporary Art" internationale und renommierte Künstlerinnen und Künstler eingeladen. Und erneut hat Natacha Ivanova, so der Künstlername der Gräfin, die Ausstellung kuratiert, hat das Kunstereignis in diesem Jahr - nach "Kosmos Seven" (2015) und "Metamorphoses" (2016) - unter das Motto "Anatomy of a fairy tale" gestellt. Die weite Welt der Märchen und Mythen. Internationale und renommierte Künstlerinnen und Künstler zeigen höchst unterschiedliche Exponate und abwechslungsreiche Positionen. Von heiler Welt bis zu albtraumhaften Sequenzen, von Kindheitserinnerungen bis zu sakralen Zusammenhängen. Es geht um das Spannungsfeld zwischen Realität und Fantastischem, um das Unterbewusstsein, um verschlüsselte Botschaften.

Dabei gibt es in diesem Jahr noch mehr Vielfalt, noch mehr Exponate. Fast verdreifacht ist die Schar der Kunstschaffenden im Vergleich zu 2016. Mehr als 30 sind es heuer. Neu ist die Kooperation mit dem Akademieverein München und der Akademie der Bildenden Künste München. Beraten von Dina Renninger, stellen sieben Studierende und Absolventen ihre Werke in Pörnbach aus. "Eine wunderbare Gelegenheit für die Studierenden, ihre Werke außerhalb Münchens zu zeigen", sagte denn auch hocherfreut der Präsident der Akademie, Professor Dieter Rehm, bei der Vernissage vor einer großen Zahl an adligen, an illustren Gästen. Neu ebenfalls ist die Vernetzung mit PIN, dem Verein der Freunde der Pinakothek der Moderne.

Für die Besucher ist es ein Erlebnis, sich auf Kunstsuche zu begeben: Trepp auf und Trepp ab, steile, knarzende Stiegen hinauf, in kleine, feine Kabinette hinein oder durch großzügige Säle und die Geschosse des Marstalls bis unter das Dach. Überall Hingucker. Aufmerksamkeitserhascher, Irritationen im Halbdunkel. Etwa in der Wunderkammer in einem der langen Speicher, in der Einzelobjekte - Raritäten und Kuriositäten unterschiedlicher Künstler - auf eine Reise ins kollektive Unterbewusstsein einladen.

Den surrealen Gestalten auf den Ölgemälden des Rumänen Radu Belcin will man nicht einmal in den Träumen begegnen. Und kleine Monster und düstere Gestalten tauchen auch auf den Gemälden von Wu Zhi auf. Helle, traumwandlerische Ansichten setzt Helge Gette dagegen. Der gebürtige Pfaffenhofener Jacob Wanninger zeigt einen Rattenfänger aus Holz, und Natalia Pivko ist eine Meisterin der Täuschung und gaukelt in ihrem großflächigen Werk, einer Tapete gleich, eine liebliche Welt vor, die sich als kleinteiliger Kosmos mit abstrusen oder martialischen Szenen entpuppt.

Der in Sankt Petersburg lebende Denis Prasolov schafft irritierende Bronzeskulpturen, winzige Menschen mit Pilzhut oder schwer tropfende Objekte. Katia Bourdatel spielt in ihrer Installation "L'inaccessible" mit realen und irrealen Ängsten: Fledermäuse flattern über einem Walt-Disney-ähnlichen Schloss, aus dem Dunkel klingt eine verängstigte Frauenstimme.

Harmlos und heiter kommen die bunten Papierarbeiten von Fabien Verschaere daher, entwickeln jedoch bei genauem Hinsehen ein beängstigende Szenerie, eine rätselhafte Symbolik. Auf ein mehrwöchiges Experiment haben sich Melina Hennicker und Michael Schmidt mit ihrem Ausflug in die Abgeschiedenheit der "Westlichen Wälder" begeben. Entstanden ist ein 17-minütiges Video, eine Mischung aus Skripted Reality und Seelenreise. François Réau präsentiert eine raumfüllende, poetische wie trauervolle Installation. Für "Tombé coeur" ließ sich der Franzose von dem Gedicht "Fall ab, Herz vom Baum der Zeit" von Ingeborg Bachmann inspirieren. Und Natacha Ivanova ist mit großformatigen, realistischen Gemälden vertreten. Sphärisch hingegen ihre Installation "Transition".

War die Vernissage geladenen Gästen vorbehalten, ist die Ausstellung seit gestern für alle zugänglich. Die Schau sei auch "ein Bekenntnis zur Geschichte des Hauses, der Familie und dem Ort", sagte Carl-Theodor Graf zu Toerring-Jettenbach. "Wir wollen die Region mit den Werken bereichern. "

Bis 30. September, Schloss Pörnbach, nach Terminvereinbarung unter info@pornbach-contemporary. com. Weitere Infos unter www. pornbach-contemporary. com.

Katrin Fehr