Für die Katz

Von Wolfgang Weber

10.06.2018 | Stand 02.12.2020, 16:16 Uhr

Kurz vor dem G7-Katastrophengipfel hatte Gastgeber Justin Trudeau, der Regierungschef Kanadas, noch verteidigt, dass das Zusammentreffen von ein paar Politikern an zwei Tagen umgerechnet 400 Millionen Euro kostet.

Es sei nämlich wichtig, so Trudeau, dass sich die Mächtigen in einem "entspannten Umfeld inmitten wunderschöner Landschaften über wirkliche Probleme unterhalten. " Dieses idyllische Bild hat ihm US-Präsident Donald Trump nun tüchtig um die Ohren gehauen. Und das zu Recht.

Denn Veranstaltungen wie das G7-Treffen können können überhaupt nur einen Sinn haben, wenn alle Beteiligten willens sind, Probleme gemeinsam zu lösen. Trump hat aber vielfach bewiesen, dass er davon überhaupt gar nichts hält.

In Kanada demonstrierte er denn auch seine Verachtung, indem er verspätet anreiste, am nächsten Morgen 17 Minuten zu spät zum offiziellen Start auftauchte, dem Arbeitsfrühstück mit den anderen Regierungschefs und dann auch noch vorzeitig abreiste, während die anderen über Klimaschutz konferierten. Ein Themenfeld, das Trump ebenso wenig interessiert wie der Schutz der Ozeane vor Plastikmüll, ein Hauptanliegen der kanadischen G7-Präsidentschaft. Der größte Verursacher dieses Problems, China, war allerdings ohnehin nicht eingeladen, weil die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt nicht zum Klub der ganz Großen gehören soll - genau wie Russland, von Brasilien und Indien gar nicht zu reden. Dafür ist Italien dabei.

Offensichtlich hat sich das G7-Format nach 40 Jahren überlebt, unabhängig vom Chaoten Trump. Auch wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel die jetzige Zusammensetzung der Runde zu verteidigen versucht. Es gehe nämlich darum, dass sich "Staats- und Regierungschefs treffen, die geeint sind durch gemeinsame Werte". Bei diesen Werten muss man nur darüber hinwegsehen, dass in Trumps Amerika immer noch die Todesstrafe praktiziert wird und bis in höchste Kreise diskutiert wird, ob das Foltern Verdächtiger tatsächlich als bestialisches Verbrechen gelten soll.

Und auch als schon völlig klar war, dass mit Trump über seine Strafzölle auf Stahl, Aluminium und Autos nicht zu reden ist, wollte Merkel noch Sinn im G7-Gipfel sehen: Es sei doch "auch ein Zeichen der Ehrlichkeit", wenn man sich "bei offener Diskussionskultur nicht in allen Fragen einigen" könne. Für diese Ehrlichkeit hätte auch eine kurze Erklärung nach einem längeren Telefonat mit Washington genügt. Den 400-Millionen-Auftrieb in Kanada, der nur Trump die Bühne für seine kindische Show bot, hätte man sich sparen können.