"Wenn was passiert, hör’ bloß nicht auf"

27.04.2009 | Stand 03.12.2020, 5:00 Uhr

Auftritt Gerda Steiner: Seit 30 Jahren steht die 56-Jährige bereits auf der Theaterbühne. - Foto: oh

Ingolstadt (DK) Nachdem Peter Steiner im Dezember an einem Herzinfarkt gestorben ist, haben seine Tochter Gerda und seine Schauspielkollegen sich dazu entschlossen, den Theaterstadl weiterzuführen.

Am 1. Mai gastiert Steiners Theaterstadl mit dem Dreiakter "Das Wundertrankerl" im Ingolstädter Festsaal. Unsere Redakteurin Silvia Obster sprach mit Gerda Steiner unter anderem über ihren Entschluss, die Tournee fortzusetzen. 

Frau Steiner, stand nach dem Tod Ihres Vaters von Anfang an fest, die Tournee weiterzuspielen?

Gerda Steiner: Es war eigentlich nie Thema, dass wir aufhören. Mein Vater hat mir immer ans Herz gelegt: "Wenn was passieren sollte, mach’ du weiter, hör’ bloß nicht auf." Dass die Vorstellungen stattfinden, hatte für ihn oberste Priorität. Selbst wenn er krank gewesen ist, war er auf der Bühne. Auch mir ist das in Fleisch und Blut übergegangen, dass ich sage, zuerst kommen die Vorstellungen und das Publikum – dann werden wir weitersehen.

Alle geplanten Vorstellungen werden also stattfinden. Was passiert danach?

Steiner: Wir versuchen natürlich, den Stil meines Vaters zu erhalten. Das war sein Lebenswerk und im Endeffekt auch meins – wir haben das ja sozusagen miteinander aufgebaut. Volkstheater ist für uns immer das Theater gewesen, das wir spielen wollten und so soll es auch bleiben. Dass sich das eine oder andere verändern muss und verändern wird, ergibt sich mit der Zeit. Es werden neue Schauspieler hinzukommen und der eine oder andere Regisseur seine Hand an die Stücke legen. Aber für mich wird immer wichtig sein, dass der Stil meines Vaters und der des Theaterstadls zu erkennen ist und weiterlebt.

Dachten Sie jemals daran, ins "ernste Schauspielfach" zu wechseln?

Steiner: Nein, eigentlich nie. Natürlich war es in jungen Jahren auch mal so, dass ich, wenn ich ein Ludwig-Thoma-Stück gespielt hatte, sagte: Ah, das war jetzt wieder mal toll. Aber auf die Dauer ist es nicht das, was mich ausfüllt. Für mich ist Lachen im Leben ganz wichtig. Ich bin ein sehr optimistischer Mensch und das möchte ich auch gerne in meinen Rollen wiedergeben

Ein Blick in die Zukunft des Volkstheaters: Kommt es irgendwann aus der Mode? Stirbt es vielleicht irgendwann sogar aus?

Steiner: Ich bin fest davon überzeugt, dass Volkstheater immer wieder eine "Modeerscheinung" ist. Volkstheater hatte genau wie Volksmusik in den letzten 50 Jahren stets eine Berg- und Talfahrt. Aber ich erinnere mich immer an die Worte meines Vaters, der gesagt hat, selbst in Kriegszeiten hätten sie Fronttheater gespielt. Die Leute haben gerade in schweren Zeiten einfach das Bedürfnis zu lachen. Deshalb glaube ich auch, dass diese Art Theater zu spielen, nie aussterben wird. Wenn ich von mir ausgehe: Ich bin den ganzen Tag im Büro und viele Sorgen und Probleme beschäftigen mich. Da hab ich nicht die größte Lust, mich am Abend hinzusetzen und ein ernstes, schwieriges oder problembeladenes Theaterstück anzuschauen.

Man muss auch mal abschalten können...

Steiner: So ist es. Abschalten, mal den Kopf frei bekommen. Das ist, glaube ich, ganz ganz wichtig. Und wenn ich jetzt an meine Situation denke: Auch für mich bedeutet das Theaterspielen für zwei Stunden ein Abschalten meiner Probleme.

Sie spielen schon Theater, seit Sie 15 Jahre alt sind. Sind Sie noch aufgeregt, wenn Sie auf die Bühne gehen?

Steiner: Ein gewisses Lampenfieber ist immer da und gehört auch dazu, weil einfach die Konzentration ganz anders ist. Mit geht es auf jeden Fall so. Wenn ich das alles nur so "Trallala" nehmen würde, dann würde ich diesen Beruf ganz schnell aufgeben. Es ist eine so schöne Aufgabe, die Rolle auszufüllen und diesen Beruf auszuüben, dass das, so komisch es klingt, auch eine sehr ernste Sache ist. Jeder, der glaubt, Theater zu spielen – noch dazu unsere Art – sei "Larifari", der hat sich total getäuscht.

Wie werden Sie auf interessante Stücke aufmerksam? Und wer sucht diese aus?

Steiner: Es gibt Autoren, die uns die Stücke einfach zusenden und sagen: "Lest das mal – wäre das nicht was für euch" Wir haben aber auch Autoren und Verlage, mit denen wir schon seit vielen Jahren zusammenarbeiten. Bis jetzt war es immer so, dass mein Vater die Stücke gelesen und ausgewählt hat. Dann hat er sie bearbeitet, umgeschrieben und damit den bekannten Stil seines Theaterstadls in die Stücke mit eingebracht.

Wer wird das jetzt übernehmen?

Steiner: Mein Vater hat ja Gott sei Dank in dieser Richtung schon vorgearbeitet. Wir haben also noch etliche Stücke zur Verfügung, die seine Handschrift tragen, sprich, die er mit mir abgesprochen und auch noch teilweise selbst umgeschrieben hat.

Also müssen wir uns erst mal keine Sorgen machen, dass die Stücke ausgehen. Wissen Sie bereits, wie es anschließend weitergehen soll oder lassen Sie das erst mal auf sich zukommen?

Steiner: Natürlich. Das ist jetzt eine Sache, die man gar nicht so schnell entscheiden kann. Wir müssen jetzt erst mal mit dieser für uns sehr schwierigen und schrecklichen Situation fertig werden. Wir müssen unseren eigenen Rhythmus finden und organisatorisch umdenken. Diese Dinge muss man schön langsam auf sich zukommen lassen. Wichtig ist ist, dass es weitergeht und das wollen wir auf alle Fälle.

"Das Wundertrankerl" ist an diesem Freitag um 18 Uhr im Festsaal des Theaters Ingolstadt zu sehen. Restkarten gibt es in allen DK-Geschäftsstellen.