Ingolstadt
Sensible Töne für ein schwieriges Thema

Ingrid Cannonier und Agnes Krumwiede gestalten in Ingolstadt einen erschütternden Benefizabend für den Verein Wirbelwind

06.06.2019 | Stand 02.12.2020, 13:47 Uhr
Erschütterung und Gefühlstiefe: Agnes Krumwiede und Ingrid Cannonier im Altstadttheater. −Foto: Weinretter

Ingolstadt (jsr) Es ist ehrenwert, einen musikalisch-literarischen Benefizabend für den Verein Wirbelwind zu veranstalten, der Opfer sexualisierter Gewalt berät.

Aber es ist nicht so leicht, ein passendes Programm für ein so sensibles Thema zu gestalten. Der Pianistin Agnes Krumwiede und der Schauspielerin Ingrid Cannonier ist das im Altstadttheater dennoch vorzüglich gelungen. Die Künstlerinnen wurden zu Recht mit Bravorufen gefeiert.

Ingrid Cannonier hatte zwei wunderbar passende Texte herausgesucht (von Marieluise Fleißer "Die Stunde der Magd" und von Joseph Bierbichler "Mittelreich"), die erschütternd zeigen, dass ein starres Machtgefüge sexuellen Missbrauch erst möglich macht. Ingrid Cannonier las die Geschichten dezent, manchmal mit hintergründigem Humor.

Und mit ebensolcher zurückhaltenden Würde musizierte Agnes Krumwiede Spätwerke von Franz Schubert, die Klavierstücke D 946. Die Ingolstädterin warf einen milden Blick auf die drei Werke, verlor sich niemals im Nebensächlichen, legte in jede schöne Melodie noch einen Hauch Melancholie, in jeden Wutausbruch im Fortissimo etwas Intimes, Bekenntnishaftes. Wunderbar, eine so ergreifend spielende Pianistin in Ingolstadt zu haben. Man möchte möglichst bald mehr von ihr hören.