Ingolstadt
Schwierige Erfolgsgeschichte

Vor 30 Jahren wurde der Kulturkanal Ingolstadt gegründet - Finanzierung nicht immer einfach

19.11.2018 | Stand 23.09.2023, 5:00 Uhr
Redakteurin der ersten Stunde: Isabella Kreim gestaltet seit 30 Jahren das Programm des Kulturkanals. −Foto: Kulturkanal/Archiv

Ingolstadt (DK) Der Kulturkanal Ingolstadt feiert am heutigen Dienstag mit einem Festakt im Rathaus sein 30-jähriges Bestehen.

Jubiläen sind immer ein Anlass für Feierlichkeiten. In diesem Fall allerdings handelt es sich um ein besonderes Ereignis. Denn dieser kleine Spartenkanal, auf der Frequenz von Radio IN gesendet, ist etwas Einmaliges, Außergewöhnliches, fast schon ein Ding der Unmöglichkeit. Rundfunk gibt es in Deutschland eigentlich nur in zwei Versionen: als Angebot der Öffentlich-Rechtlichen Sender und als Privatfunk. Der Kulturkanal ist seit 30 Jahren eine dritte Option: ein nichtkommerzieller Kanal, finanziert durch private und kommunale Institutionen.

Schon die Gründung des Kulturkanals ist ungewöhnlich, beruhte, wie so oft, auf bürgerschaftlichem Engagement. "Als sich die Privatradios gründeten", erzählt Kulturkanal-Leiterin Isabella Kreim, "war klar, dass Kultur keine große Rolle spielen wird. " Einige "kluge Herren" - der Theaterintendant Ernst Seiltgen, der damalige Kulturchef des DONAUKURIER Friedrich Kraft, der Vorsitzende des Konzertvereins Reinald Atzerodt, der Kulturreferent Siegfried Hofmann sowie der Vorsitzende der Sparkasse Ingolstadt Johannes Bauer - taten sich zusammen und gründeten einen Trägerverein. Für die Kosten des Spartenkanals kam damals wesentlich die Sparkasse auf.

Von da ab gab es mehrfach in der Woche im Kulturkanal Kulturbeiträge zu hören, in sehr unterschiedlichen journalistischen Formaten: vom Interview über den kurzen Veranstaltungshinweis bis hin zu fast halbstündigen Reportagen in monothematischen Sendungen.

Von Anfang an dabei ist Isabella Kreim. Ins Spiel gebracht hatte die BR-Journalistin Ernst Seiltgen, er kannte sie als Regieassistentin und Dramaturgin an seinem Theater. "Inzwischen bin ich die Kontinuität dieses Programms", sagt Kreim. An der Struktur des Angebots hat sich in den Jahren nicht allzu viel geändert. Der Kulturkanal setzt auf journalistische Prinzipien, die in anderen Sendern längst nur noch eine untergeordnete Rolle spielen. So liegt nach wie vor die Betonung auf komplexen, vielschichtigen und langen Wortbeiträgen.

Verändert hat sich allerdings die Art und Weise wie das Angebot zum Hörer kommt. Immer wichtiger werden die sozialen Medien, erklärt Isabella Kreim, sehr viele Sendungen werden inzwischen über Podcast gehört. "Das ist eine wesentliche Verstärkung der Aufmerksamkeit und Resonanz", sagt sie.

In den vergangenen Jahren hat zudem die Berichterstattung aus den umliegenden Städten Neuburg, Schrobenhausen, Pfaffenhofen und Eichstätt zugenommen. Das hat auch etwas mit der Finanzierung des Kulturkanals zu tun. Denn längst ist nicht mehr die Sparkasse Geldgeber. Vielmehr haben diese Aufgaben verschiedene andere Institutionen übernommen, etwa die Landkreise Pfaffenhofen und Eichstätt. Zudem kommen finanzielle Zuwendungen von privaten Fördermitgliedern, Unternehmen sowie der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM). Seit Jahren allerdings ist die Finanzierung des Kulturkanals ein Problem, es gab Zeiten, da stand das Programm schon vor dem Aus. Auch die Zukunft ist natürlich ungewiss: "Einfach so weiter läuft nie etwas", sagt Isabella Kreim. "Man wird immer über das finanzielle Überleben bangen müssen. "

Dabei fehlt es dem Kulturkanal nicht an Anerkennung. Viermal erhielt das Programm den Hörfunkpreis für Kultur des BLM. Und in Neuburg wurde dem Kanal 2015 sogar der Kulturpreis zugesprochen.

Jesko Schulze-Reimpell