Ingolstadt
"Nicht mehr nur das Sahnehäubchen"

Gründung eines Landesverbandes für Kultur- und Kreativwirtschaft geplant - Treffen in Ingolstadt

22.02.2019 | Stand 23.09.2023, 6:03 Uhr
Vier von vielen Kreativen: Sabine Gollner vom Kreativunternehmer-Netzwerk Küko aus Oberfranken, Unternehmerin Sigrid Diewald aus Ingolstadt, Christian Rost von "Kreatives Sachsen" und Carola Kupfer, Mitbegründerin des Forums Kultur- und Kreativwirtschaft Regensburg, (von links) im Altstadttheater in Ingolstadt. −Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Die Ziele sind klar: vernetzen, Lobbyarbeit, Selbstvermarktung, Wirtschaftsförderung, Kräfte bündeln, Mehrwert bieten - und vor allem: sichtbar werden und eine starke Stimme bekommen.

In der Öffentlichkeit, in der Politik, in der Wirtschaft. In vielen Städten und Orten im Freistaat gibt es bereits Gruppen und Vereine der Kultur- und Kreativwirtschaft. In diesem Jahr soll nun der Bayerische Landesverband der Kultur- und Kreativwirtschaft gegründet werden, der die heterogene Branche - zwölf Sparten werden subsumiert - zusammenführt.

Für die Vereinsgründung haben einige Aktive nun kürzlich zu einem offenen Treffen für alle Kultur- und Kreativschaffenden im Altstadttheater in Ingolstadt zusammengefunden. Aus Würzburg, aus Coburg, aus Regensburg, aus dem Fichtelgebirge, aus München sind sie angereist. Aus unterschiedlichen Branchen: von Musikern bis zu freien Künstlern, von Designern bis zu Schriftstellerinnen.

"Die Kreativen machen in Bayern einen Umsatz von rund 40 Milliarden Euro", sagte Sigrid Diewald, Geschäftsführerin von Schnellervorlauf. Und die Schriftstellerin Carola Kupfer, die in Regensburg 2017 Mitbegründerin des "Forum Kultur- und Kreativwirtschaft Regensburg" war, stellte klar: "Wir wollen nicht mehr länger nur das Sahnehäubchen sein. " Bundesweit betrug der Umsatz 2017 der Kultur- und Kreativwirtschaft 158,6 Milliarden Euro und lag damit weit vor der Metallindustrie.

Noch wichtiger geworden ist Kupfers Meinung nach die Gründung eines Landesverbandes, seitdem unter der Regierung von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) die Kultur- und Kreativwirtschaft nicht mehr gebündelt mit einem eigenen Referat beim Wirtschaftsministerium angesiedelt sei, sondern "zergliedert" und dezentralisiert wurde. Sabine Gollner, Vorsitzende von KüKo aus Oberfranken, hatte einmal gefordert: "Was wir brauchen ist ein verbindlicher Ansprechpartner in der Regierung, der die Besonderheiten und Stärken dieser sehr heterogenen Branche begreift. "

Diskutiert wurde in Ingolstadt vor allem das weitere Vorgehen auf dem Weg bis zur Vereinsgründung. Kleingruppen stellten Ergebnisse über die Satzung, Visionen, Mehrwert, Lobbying, Strategie und Business Plan vor. In den nächsten Monaten werde man sich an weiteren Orten in Bayern treffen, um möglichst viele Kreativschaffende zu erreichen, wurde angekündigt. Wichtig sei auch die Verknüpfung zwischen Stadt und Land.

Ein Vorbild für den künftigen Landesverband ist "Kreatives Sachsen". Dessen Projektleiter Christian Rost schilderte die zögerlichen Anfänge, aber vor allem die erreichten Erfolge. Man sei inzwischen gut mit den Mitgliedern in der Fläche vernetzt, mache viele Angebote und bekäme hohe Förderung für Projekte. Viele Politiker hätten "das Potenzial und die Wirtschaftskraft der Branche" erkannt, so Rost. "Entscheidend ist, dass man aus der Branche für die Branche aktiv ist. Und dass nicht über die Branche, sondern mit der Branche gesprochen wird. "

Interessiert am Geschehen waren auch die Ingolstädter Musik- und Tanzpädagogin Katharina Kramer, der Designer Thomas Knitte, der bei einem chinesischen Startup in München arbeitet, oder Florian Rottke, Geschäftsführer der Designagentur klein. laut in Regensburg. Alle drei setzen auf Vernetzung der Kreativen und wollen die Entwicklung des Dachverbandes weiterverfolgen. Leni Brem-Keil, Künstlerische Leiterin des Altstadttheaters Ingolstadt, engagiert sich ebenfalls. "Es ist wichtig, dass wir eine breite Basis für uns Kreative und Kulturleute schaffen. "

Gleich Nägel mit Köpfen haben die Aktiven beim Internetauftritt des zu gründenden Vereins gemacht. Sigrid Diewald stellte mit ihrer Kollegin Sascha Weiner die Homepage www. blvkk. de vor, die nach und nach bestückt werden soll. Wer sich für die Ingolstädter Gruppe Kreativer und Kulturschaffender interessiert, die sich derzeit zusammenfindet, kann sich bei Sigrid Diewald unter info@schnellervorlauf. de melden.

Katrin Fehr