München
"München, du geilste Stadt der Welt"

Rockavaria: Mit einem Heimspiel sorgen die Emil Bulls am zweiten Festivaltag für Hochstimmung

11.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:30 Uhr

München (DK) Am Nachmittag des zweiten Rockavaria-Tages ziehen dunkle Wolken über dem Münchner Königsplatz auf.

Eine Unwetterwarnung macht die Runde, und der Einlass auf das Gelände verzögert sich. Nach wenigen Minuten aber die Entwarnung, und die österreichische Punkrock-Band Turbobier legt auf der Hauptbühne los. Mit zackigem Sound und Sprüchen wie "liaba no a Rund'n als Überstund'n" bringt sie das Publikum bei strahlender Sonne in (Hitze)Wallung.

An gleicher Stelle machen später die Emil Bulls aus München - Zitat des Sängers: "Du geilste Stadt der Welt" - ihrer Heimat und dem Alternative-Metal eine krachende Liebeserklärung. Dennoch ist es eher die "Green Stage", auf der sich die Highlights abspielen. Dank reibungslosem Einlass, auch aufgrund etwas geringerer Besucherzahlen, zum Schauplatz hinter der Glyptothek geht es hier besonders launig zu.

Die Iren Therapy? tun sich mit ihren düsteren Songs unter brennender Sonne etwas schwer, aber die australischen Altmeister von Rose Tattoo sorgen mit Klassikern wie "Rock'n'Roll Outlaw" und "Nice Boys Don't Play Rock'n'Roll" für Euphorie. Kult-Tattoo- und Glatzenträger Angry Anderson ist gut aufgelegt und gut bei Stimme. Und durstig greift er doch gerne zu einer großen grünen Flasche mit vermutlich hochprozentigem Inhalt. Die Schweden Royal Republic toppen das stimmungstechnisch sogar, und die feierwütigen Fans wollen die Band aus Malmö gar nicht mehr gehen lassen.

Trotz der Absage des heutigen Headliners - wegen eines Hörsturzes von Sänger Campino - sieht man viele Fans mit Toten-Hosen-Shirts, aber die meisten scheinen sich damit abgefunden zu haben. Einige nehmen es sogar mit Humor und haben den Namen der Düsseldorfer auf ihren Festivalshirts mit rotem Tape überklebt. Humor und Hitze sind es auch, was den ambitionierten Auftritt der Donots aus Ibbenbüren bestimmt. Die mit den Toten Hosen befreundete Band covert als Hommage den Hosen-Kracher "Opel Gang" und gibt sich alle Mühe, den Anwesenden eine gute Zeit zu bereiten. Was unter anderem mit einem Ausflug des Sängers in die Menge und einer weiteren Coverversion - dem 80er-Jahre Heavy-Metal-Klassiker "We're Not Gonna Take it" von Twisted Sister - auch gelingt.

Keine Wolken und keine nennenswerten logistischen Probleme trüben heute die friedliche und fröhliche Atmosphäre. Nachdem über Nacht aufgrund der Kritik zusätzliche Toiletten in einigen wichtigen Bereichen aufgestockt wurden, gibt es kaum Beschwerden. Auch, trotz großem Andrang nicht am Zugang zur "Green Stage". Ein Kontrolleur begrüßt sogar nahezu jeden mit einem freundlichen "Servus".

Alles läuft rund bis auf den nachgerückten Headliner Limp Bizkit. Mit explosionsartigen Soundausbrüchen sorgt die Nu-Metal-Band zwar für ausgiebiges Bouncen und Hüpfen in den Wellenbrecher-Bereichen, kann aber Die Toten Hosen und ihre Gassenhauer nur bedingt ersetzen. Dennoch schicken die Amerikaner um kurz vor elf nach Hits wie "Rollin'", "My Way", vielen Samples und angespielten Covern wie "Smells Like Teen Spirt" von Nirvana oder "Killing In The Name Of" von Rage Against The Machine alle glücklich nach Hause.

Rockavaria ist mit insgesamt etwa 35000 Besuchern dann zumindest für heuer auch schon wieder Geschichte. Eine Festivalfortsetzung in der "geilsten Stadt der Welt" wäre wünschenswert.

Martin Buchenberger